Henstedt-Ulzburg. Klinikleitung und Ärztegewerkschaft wollen Tarifverhandlungen nächste Woche wieder aufnehmen. Was die Mediziner fordern.
Seit dem 18. Juni streiken die Ärzte und Ärztinnen der Paracelsus-Klinik in Henstedt-Ulzburg für 15 Prozent mehr Lohn, einen Inflationsausgleich und eine kürzere Laufzeit des Tarifvertrags – morgen endet der Arbeitskampf. „Augenscheinlich hat der unbefristete Streik zu einem Umdenken beim Arbeitgeber geführt“, sagt Michael Wessendorf, Vorsitzender im Marburger Bund Schleswig-Holstein.
Die im Marburger Bund organisierten Ärzte und Ärztinnen hätten betont, dass sie den Streik unterbrechen, wenn echte Gesprächsbereitschaft seitens der Paracelsus Klinik signalisiert wird. Das setze voraus, dass der Arbeitgeber ein verhandelbares Angebot vorlegt. Die Tarifverhandlungen sollen am nächsten Mittwoch fortgesetzt werden. Bis dahin sind keine weiteren Streikmaßnahmen geplant. „Der Marburger Bund setzt darauf, dass die Gespräche dann zu einer guten Lösung im Sinne der Ärztinnen und Ärzte führen werden“, sagt Wessendorf.
Paracelsus-Klinik: Unbefristeter Ärztestreik endet morgen
Mit dem unbefristeten Streik hatte der Arbeitskampf eine neue Eskalationsstufe erreicht. Der Konflikt zwischen der Klinikleitung und dem Marburger Bund schwelt schon lange. Als das Krankenhaus 2018 ein Insolvenzverfahren in Eigenregie eröffnete und erfolgreich abschloss, hätten die Beschäftigten ihre Forderungen nach mehr Gehalt und einen geplanten Warnstreik zurückgestellt. In den vier Verhandlungsrunden in diesem Jahr seien sich die beiden Tarifparteien nicht einig geworden, teilt der Marburger Bund mit.
Das Angebot des Arbeitgebers sah vor, dass alle ärztlichen Beschäftigten, die dem Tarifvertrag des Marburger Bundes unterliegen, als Vollzeitkraft eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3000 Euro in diesem Jahr erhalten, Teilzeitbeschäftigte eine Inflationsausgleichsprämie unter Berücksichtigung ihrer vertraglich festgelegten Arbeitszeit.
Ärztestreik: Notfallversorgung war gesichert
Neben dieser Inflationsausgleichsprämie gebe es zusätzlich in diesem Jahr rückwirkend ab April 2024 eine lineare Erhöhung der Entgelttabelle um 3 Prozent und eine weitere Erhöhung ab Dezember 2024 um 4 Prozent, dies entspreche einer Erhöhung von insgesamt 7 Prozent, so die Klinikleitung. Zusätzlich werde es ab März 2025 eine weitere Erhöhung um 3 Prozent und ab Dezember 2025 nochmals eine weitere Erhöhung um 5 Prozent geben. Rechne man beide Jahre zusammen, dann kommt man auf die geforderten 15 Prozent vom Marburger Bund. Diese tarifliche Regelung soll bis zum 31. Dezember 2025 gelten, also 24 Monate.
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Die Ärztegewerkschaft hatte kritisiert, dass der Arbeitgeber von vornherein gesagt habe, das Angebot sei nicht verhandelbar. Daher hätten sich die Mitglieder des Marburger Bundes nach einer Urabstimmung für einen unbefristeten Streik entschieden, der am 18. Juni um 7 Uhr begonnen hat. Allerdings sei die Notfallversorgung der Patientinnen und Patienten jederzeit aufrechterhalten worden, betont die Ärztegewerkschaft. Die Untersuchung und Behandlung von Patienten, die dringend eine Behandlung brauchen, sei nicht gefährdet gewesen.
Paracelsus-Klinik: Unbefristeter Ärztestreik endet morgen
„Dabei orientiert sich die personelle Besetzung mit Ärzten an der Personalausstattung an einem normalen Wochenende im Krankenhaus“, betont Michael Wessendorf. Er kritisierte das Verhalten des Arbeitgebers, der nach Meinung des Marburger Bundes Druck auf die Mitarbeiter ausübe, indem er behaupte, die Patientenversorgungsei nicht sichergestellt.
Klinik-Geschäftsführer Sebastian Margaschewski hatte den Marburger Bund aufgefordert, den Streik unverzüglich zu beenden und an den Verhandlungstisch zurückzukehren sowie wieder konstruktive Tarifverhandlungen zu führen. Um den Betrieb aufrechtzuerhalten, hatte die Klinikleitung über eine Zeitarbeitsfirma einen Anästhesie-Arzt beschäftigt. Diesen Einsatz wollte der Marburger Bund gerichtlich verhindern, zog den Eilantrag dann aber doch zurück.