Henstedt-Ulzburg. Streit um Bereitschaftsdienstentgelte der Ärzte in der Paracelsus-Klinik Henstedt-Ulzburg eskaliert. Einschränkung der Versorgung droht.
Das klingt – aus Patientensicht – nicht gut: „In den nächsten Tagen wird der Marburger Bund Schleswig-Holstein konkrete Arbeitskampfmaßnahmen mit der Ärzteschaft der Paracelsus-Klinik Henstedt-Ulzburg besprechen“, teilt die Gewerkschaft per Pressemitteilung mit. Das bedeutet: Die Tarifverhandlungen, bei denen um eine Erhöhung der Bereitschaftsdienstentgelte geht, sind offenbar endgültig gescheitert.
„Wer den Ärztinnen und Ärzten dauerhaft eine Anpassung an marktübliche Entgelte verweigert, bekommt die Quittung – und die heißt Streik“, sagt Michael Wessendorf, Landesvorsitzender des Marburger Bunds. Eine Urabstimmung hatte zu Beginn des Jahres bereits eine Mehrheit von 86 Prozent für einen Streit ergeben. Die Klinikleitung hatte Ende Januar, als die Gespräche bereits abgebrochen worden waren, einseitig eine Erhöhung von 13,75 Prozent, gestreckt auf 30 Monate, festgesetzt. Die Gewerkschaft fordert aber eine rückwirkende Angleichung ab Januar 2019 an den Tarif für kommunale Krankenhäuser. Für 2020 werden dort erneute Tarifsteigerungen erwarten, das Paracelsus-Angebot werde sich also „in Luft auflösen“, heißt es.
Der Marburger Bund kritisiert die einseitig erfolgte Tariferhöhung
Das Unternehmen hatte den Ärzten nach eigener Aussage kürzlich ein erneutes Angebot gemacht, das eine bessere Bewertung der Bereitschaftsdienste als Arbeitszeit ab dem 1. Juli 2020 vorsah. Das sei wiederum abgelehnt worden. „Wir bedauern dies außerordentlich“, sagt Klinikmanagerin Anke Franzke, „insbesondere vor dem Hintergrund, dass wir in den monatelangen Verhandlungen immer wieder die nach wie vor extrem angespannte wirtschaftliche Situation unserer Klinik dargestellt haben.“ Weitere Zugeständnisse seien nicht möglich, da diese zu Lasten der weiteren Beschäftigen gehen würden. „Diese leisten gleichermaßen einen wertvollen Beitrag bei der Versorgung unserer Patienten.“
Der Marburger Bund kritisiert die einseitig erfolgte Tariferhöhung. Diese sei ein Versuch, einen „Keil zwischen die Gewerkschaft und die von ihr vertretenen Mitglieder“ zu treiben. „Die wirtschaftlichen Engpässe der Klinik wurden nicht durch die Beschäftigten verursacht, sondern beruhen auf Fehlentscheidungen des Konzerns.“
Sollte es zu einem Streik kommen – vermutlich dann zunächst einem Warnstreik –, ist mit Einschränkungen in der Patientenversorgung zu rechnen, so der Marburger Bund. Beide Konfliktparteien dürften dann einen Notdienst vereinbaren für die Behandlung von akuten Fällen.