Henstedt-Ulzburg. Nach Ende der Geburtenstation wurde aufwendig umgebaut. Was sich dadurch für die Patienten verbessern soll.

Im Obergeschoss der Paracelsus-Klinik Henstedt-Ulzburg, wo sich bis November 2022 die Geburtenstation befand, sieht alles ganz neu aus. Nach gut einem Jahr sind die Umbauarbeiten abgeschlossen: Drei neue OP-Säle sowie ein neues Herzkatheter-Labor viel moderner Technik wurden eingerichtet, investiert wurden rund 4,2 Millionen Euro.

Unter anderem akute Herz-OPs werden hier nun durchgeführt, aber auch Operationen an der Wirbelsäule, am Knie oder an der Schulter. Die Großinvesttion ist Teil des neuen Klinikprofils, für das in den letzten beiden Jahren acht neue Ärzte nach Henstedt-Ulzburg geholt wurden.

Herz-Notfälle können jetzt direkt in Henstedt-Ulzburg behandelt werden

Eine der wichtigsten Veränderungen für die Menschen in der Region: Bei akuten Herz-Notfällen müssen die Patienten nun nicht mehr nach Hamburg, Neumünster oder Bad Segeberg gebracht werden. Sie können in Henstedt-Ulzburg behandelt werden, und zwar „365 Tage im Jahr, sieben Tage die Woche, rund um die Uhr“, wie Dr. Tim Rausche sagt, Chefarzt der Abteilung Innere Medizin und Kardiologie.

Rausche kam vor gut einem Jahr aus Elmshorn neu ans Klinikum, brachte ein Team mit, baute die Kardiologie neu auf. Und nun hat sein „junges, motiviertes Team“ aus gut 20 Fachleuten mit dem Herzkatheterlabor auch die notwendigen technischen Möglichkeiten. „Wir haben damit eine Versorgungslücke in der Region geschlossen“, betont er. Seit Mitte Januar wurden im Herzkatheterlabor schon „26 erfolgreiche Operationen durchgeführt“, wie er sagt.

Blick ins neue Herzkatheterlabor.
Blick ins neue Herzkatheterlabor. © FMG | Claas Greite

Neben akuten Fällen können jetzt zum Beispiel Untersuchungen zu Hypertonie und Herzrhythmusstörungen durchgeführt werden. Rausche sagt aber auch: „Komplexere Eingriffe wie Herztransplantationen oder Herzklappen-OPs werden wir hier auch in Zukunft nicht machen.“ Dafür setze man auf die bewährte Zusammenarbeit mit Partnern wie dem Heidberg-Krankenhaus und dem AK St. Georg in Hamburg.

Zahl der OP-Säle verdoppelte sich von drei auf sechs

Nach dem Umbau stehen der Paracelsus-Klinik, die 150 Betten hat, nun sechs OP-Säle zur Verfügung. Vor einem Jahr waren es noch drei. Die Ausweitung hat mehrere Gründe. Einer davon: „Wir wollen in Zukunft viel mehr ambulante Eingriffe anbieten. Dafür haben wir jetzt die technischen Weichen gestellt und damit haben wir in der Region auch ein Alleinstellungsmerkmal“, sagt Klinikmanager Sebastian Margaschewski.

Außerdem will die Klinik „in Zukunft mehr Patienten aus ganz Schleswig-Holstein gewinnen“, wie der Klinikchef sagt. Dabei soll das neue Profil des Krankenhauses helfen, das seit 2018 zur Schweizer Porterhouse Group gehört. „Künftig wird der Fokus unserer Arbeit im Bereich der hochqualitativen Orthopädie, Unfall- und Wirbelsäulenchirurgie, Kardiologie und Inneren Medizin sowie der minimalinvasiven Allgemein- und Viszeralchirurgie liegen“, sagt Dr. Jürgen Ropers, Ärztlicher Direktor des Hauses. Zur Viszeralchirurgie gehört die operative Behandlung des Bauchraumes, etwa bei Tumoren.

Orthopädie wurde kräftig ausgebaut. „Wirbelsäulen-Saal“ ab Sommer

Kräftig ausgebaut wurde die Orthopädie. Gleich vier neue Chefärzte aus diesem Bereich kamen Anfang 2024 neu ans Paracelsus-Klinikum. Einer von ihnen ist Dr. Stefan Schneider. Auch er freut sich über die Möglichkeiten in den neuen OP-Sälen: „Wir haben hier jetzt wirklich den besten internationalen Standard, können uns zum Beispiel Röntgenbilder direkt auf die Bildschirme holen, etwa bei Kreuzband- und Knorpel-OPs. So zu arbeiten, macht wirklich Spaß.“

Ab Sommer sollen sich die Möglichkeiten der Orthopädie noch einmal verbessern. „Wir werden einen weiteren OP-Saal als speziellen Wirbelsäulen-Saal ertüchtigen, mit neuen digitalen Möglichkeiten“, sagt Sebastian Margaschewski. Vermutlich ab Juni werde es soweit sein.

„Wir konnten unser Defizit nennenswert reduzieren“, sagt der Klinikchef

Klinikchef Sebastian Margaschewski in einem der drei neuen OP-Säle.
Klinikchef Sebastian Margaschewski in einem der drei neuen OP-Säle. © FMG | Claas Greite

Er betont, dass die Millioneninvestition ein „Bekenntnis zum Standort Henstedt-Ulzburg und zur Region“ bedeutet. Im Paracelsus-Klinikum, das ist deutlich spürbar, freut man sich, gute Nachrichten verkünden zu können. Vor gut eineinhalb Jahren sah das anders aus – die Abwicklung der Geburtenstation sorgte für viel Unmut, Wirbel und Proteste. Aber die Klinik sah sich zu der Schließung aus wirtschaftlichen Gründen gezwungen. Wie viele andere Krankenhäuser deutschlandweit, hatte auch die Paracelsusklinik zu kämpfen. Dafür gab – und gibt – es strukturelle Gründe, die Probleme wurden durch die Coronakrise verschärft.

Zur wirtschaftlichen Lage sagt Margaschewski heute: „85 bis 90 Prozent der Krankenhäuser in Deutschland verdienen im Moment kein Geld. Auch wir aktuell nicht. Aber durch ein Umstellen unseres Portfolios und durch einen Patientenzuwachs konnten wir unser Defizit nennenswert reduzieren. Auf dem Weg wollen wir weitergehen.“

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Im Paracelsus-Klinikum werden mehr Menschen als früher behandelt – das betont auch Dr. Tim Rausche: „In der Inneren Medizin hatten wir 2023 eine Steigerung um 600 Fälle.“ Offenbar ist die Klinik auch immer begehrter als Arbeitgeber. Sebastian Margaschewski: „In Zeiten des Fachkräftemangels erleben wir einen regelrechten Run auf unsere Klinik. Wir haben bei den Pflegekräften einen Zuwachs von weit über 20 Prozent.“ So kann es aus seiner Sicht weitergehen.