Kreis Segeberg/Norderstedt . 2026 sollen Tonnen im Kreis Segeberg stehen. Was Kunden dafür zahlen müssen und warum WZV-Chef Axmann jetzt um seinen Job fürchten muss.
Der Wegezweckverband (WZV) wird von 2026 an die Wertstofftonne einführen. Dann können die Bürgerinnen und Bürger in den angeschlossenen 94 Städten und Gemeinden des Kreises Segeberg außer dem Verpackungsmüll auch Gegenstände aus Metall und Kunststoff wie Töpfe, Pfannen, Eimer oder Spielzeug in diesen gelben Tonnen entsorgen. Die Stadt Norderstedt, die ihre Müllabfuhr selbst erledigt, hat schon vor zehn Jahren die Wertstofftonne eingeführt. Doch im Gegensatz zum WZV erhebt die Stadt dafür keine Gebühren extra.
Den wie jetzt bekannt wurde, müsse man als Kundin oder Kunde des WZV im Kreis voraussichtlich mit zwölf bis 20 Euro mehr im Jahr an Müllgebühren rechnen, schätzte Verbandsvorsteher Peter Axmann bei der letzten Verbandsversammlung. Die rund eine Million Euro Zusatzkosten für die Einführung der Tonne müssten auf die Gebührenzahler umgelegt werden, die somit etwa zehn Prozent mehr Abfallgebühren zu entrichten hätten, sagte er. Das sei „unvermeidbar“.
WZV führt Wertstofftonne ein: „Gebührensteigerung unvermeidbar“
Jedoch: Warum kostet der Service beim WZV extra, wenn er zum Beispiel in Norderstedt seit zehn Jahren ohne Zusatzkosten angeboten wird? In Norderstedt wurde die Wertstofftonne 2014 eingeführt. Mit großem Erfolg, wie Betriebsamtsleiter Martin Sandhof sagt. Vorher seien die gelben Säcke oft falsch befüllt worden. Das sei jetzt anders. Die Abfallmengen in den gelben Tonnen hätten sich im Vergleich zu den gelben Säcken um etwa 580 Tonnen im Jahr auf rund 2900 Tonnen in den Wertstofftonnen im Stadtgebiet erhöht, die Restabfallmengen um 580 Tonnen auf derzeit etwa 15.000 Tonnen gesenkt.
Mit den Systemträgern des Dualen Systems, das die Ausschreibung und Vergabe der Entsorgung für jeweils drei Jahre eigenverantwortlich organisiert, sei darum eine Kostenbeteiligung von 16,5 Prozent an den Entsorgungskosten vereinbart worden. Dieses Mengenverhältnis wurde zuvor in mehreren Studien und Stichproben genau ermittelt.
Norderstedt: Wertstofftonne wird durch Restabfall und Papier finanziert
Die Zusatzkosten durch die Einführung der Wertstofftonne machten etwa 250.000 Euro im Jahr aus, sagt Betriebsamtsleiter Sandhof. 100.000 Euro für die Sortierung und Verwertung der Wertstoffe sowie 150.000 Euro für die Einsammlung und Abfuhr der Wertstofftonnen. „Metalle und Kunststoffe können jetzt sortenrein recycelt werden. Und wir sparen zwei bis drei Millionen gelbe Säcke im Jahr. Wir sind sehr zufrieden, wie das abläuft.“
In Norderstedt wurden die zusätzlichen Kosten durch die zurzeit ausgelieferten 13.000 Wertstofftonnen nicht extra den Privathaushalten in Rechnung gestellt. „Für die Bürgerinnen und Bürger ist das kostenlos. Wir finanzieren das durch die Restabfallgebühren und die Einnahmen aus der Papierentsorgung“, erklärt Sandhof. Diese würde zurzeit etwa 600.000 Euro einbringen. Insgesamt koste die Abfallentsorgung in Norderstedt etwa neun Millionen Euro im Jahr, erklärt Sandhof.
WZV: Verbandmitgliedern sind Kosten zu hoch
Beim WZV sind die Kosten durch die große Fläche dafür etwa doppelt so hoch. Für einige Verbandsmitglieder aus den 94 Kommunen sind sie ohnehin zu hoch und gerade erst durch die Einführung der neuen Abfallgebühren zu sehr angestiegen. Unter anderem dieser Umstand wird dem Verbandsvorsteher Axmann angekreidet, der auf die Umstellung von Entgelten auf Gebühren zum Januar 2023 so gedrungen hat.
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In einer für ihn wohl unerwartet kritischen, nichtöffentlichen Aussprache haben ihn nach Information des Abendblatts einige Verbandsmitglieder heftig angegriffen. So seien die Rechtsstreitigkeiten mit der beauftragten und nach einer langen EDV-Panne wieder gekündigten Software-Firma, die die Gebührenumstellung vornahm, und der Stadt Norderstedt um nicht gezahlten Umschlagskosten für den Restmüll bis heute nicht abschließend geklärt. In beiden Fällen geht es um einige Millionen Euro.
WZV: „Axmann ist nicht der große Wurf“
Auch die Zukunft der vom Land stillgelegten Deponie Damsdorf/Tensfeld ist weiterhin offen. Und statt auf seine Kritiker einzugehen, habe Axmann immer wieder die Kommunalaufsicht eingeschaltet, um deren Vorwürfe mit formal juristischen Schachzügen mundtot zu machen, heißt es aus der Verbandsversammlung. „Verbandsvorsteher Axmann ist nicht der große Wurf“, sagt ein Mitglied enttäuscht. Sein Führungsstil sei meist konfrontativ statt kooperativ.
Diese Unzufriedenheit mit Axmann hat nun Konsequenzen. Die Verbandsversammlung entschied, dass sein Posten als Verbandsvorsteher, der mit rund 180.000 Euro Jahresgehalt brutto dotiert ist, im Herbst neu ausgeschrieben werden soll. Axmanns sechsjähriger Vertrag als Verbandsvorsteher läuft dann aus. Ob sich Axmann erneut um diese Stelle bewerben wird, ist offen. Eine entsprechende Anfrage ließ er unbeantwortet.