Bad Bramstedt. Strittiges Neubaugebiet in Bad Bramstedt: Bengt Bergt spricht mit Bürgerinitiative. Das sind die Ideen des Abgeordneten, so könnte er vermitteln.
Es geht um eines der potenziell größten Neubaugebiete in Schleswig-Holstein. Auf 20 Hektar will ein Investor – die Deutsche Habitat – in Bad Bramstedtein neues Wohnquartier mit 750 Wohneinheiten für bis zu 1000 Menschen bauen. Das Grundstück wurde der Stadt bereits abgekauft, politisch gab es hierfür eine Mehrheit, auch Bürgermeisterin Verena Jeske ist eine Befürworterin. Doch in der Bevölkerung gibt es seit Monaten deutliche Kritik und Widerstand gegen das Projekt „Quartier Auenland“.
Im Herbst könnte es einen Bürgerentscheid in Bad Bramstedt geben
Der Bundestagsabgeordnete Bengt Bergt (SPD) aus Norderstedt hat sich auf seiner Sommerreise durch seinen Wahlkreis mit der Bürgerinitiative „Unser Auenland“ getroffen. Diese will mit einem Bürgerentscheid die Stadtpolitik dazu zwingen, sich erneut mit dem Vorhaben zu befassen und die Pläne gegebenenfalls zu stoppen. Ansonsten würden die Bramstedter im Herbst selbst darüber abstimmen. Dass im Bürgerbegehren die nötige Zahl der knapp mehr als 1000 Unterschriften erreicht wird, gilt als sicher.
Bergt versucht, in dem Streit zu vermitteln. „Wir haben die Chance, hier zweierlei zu schaffen: dringend benötigten Wohnraum, und zwar auf umweltschonende Weise – und zukunftsfeste Arbeitsplätze durch das anliegend entstehende Gewerbegebiet.“
- „Auenland-Quartier“: Jeder soll seine Meinung sagen
- „Kotzt mich an“ – Diskussion um Mega-Bauprojekt
- Immobilien: Bramstedter wollen größtes Baugebiet im Norden verhindern
Bei einem Gespräch habe ihm die Initiative gesagt, dass sie eine Neubebauung nicht grundsätzlich ablehne. Antje Linden, Sprecherin des Bündnisses, wünscht sich aber mehr Transparenz aus dem Rathaus. So warte man immer noch Antworten zu einem Fragenkatalog.
Wohnraum und Infrastruktur sind dringend benötigt in der Kurstadt
„Ich werde mich für einen offenen Austausch einsetzen“, so Bengt Bergt. „Wir brauchen dringend Wohnraum und die dazugehörige Infrastruktur in der Region. Wenn wir miteinander offen kommunizieren, kann das nur förderlich sein für eine zügige Realisierung des Wohnprojekts. Und zwar im Sinne aller.“
Die Kritik an dem Neubaugebiet fußt auf zwei Themen. So sei die Infrastruktur in Bad Bramstedt nicht ausreichend für den Zuwachs, Schulen und Kitas voll, es fehlten Ärzte und Einkaufsmöglichkeiten, der zunehmende Verkehr stelle die Stadt vor Probleme.
Bürgerinitiative befürchtet negative ökologische Folgen
Der zweite Punkt sind mögliche negative ökologische Folgen. So sei die Fläche fast zur Hälfte als Biotop ausgewiesen. Der Untergrund bestehe zudem größtenteils aus Moor, sodass Pfahlgründungen nötigen seien. Es könnte dazu noch mehr Wasser der Schmalfelder Au zurückgedrängt werden, die Gefahr von Überschwemmungen bei Starkregen steigen nicht nur in Bad Bramstedt, sondern auch in Kellinghusen und Wrist. Die Initiative hat die Sorge, dass die EU-geförderte Renaturierung als Schutz nicht genug sei.
Der Klimapolitiker Bergt sagte, er könne das nachvollziehen. „Der Wasserstand der Schmalfelder Au und der angrenzenden Wiesen ist sehr hoch – und das selbst nach so langer Trockenheit. Hier bedarf es eines klugen und durchdachten Wassermanagements.“
Er will sich weiterhin um die Sorgen im Auenland kümmern, Gespräche mit allen Akteuren führen. „Ein Quartier, in dem aus erneuerbaren Energien Wasserstoff produziert wird und wo Abwärme ein Wohngebiet heizt, das wäre fantastisch. Wenn wir an einem Strang ziehen, kann dieses zukunftsweisende Projekt zu einem Musterbeispiel für andere Orte in ganz Deutschland werden.“