Lauenburg. Jörg Sönksen kennt sich mit Flohmärkten aus. Nun scheint der Lauenburger dort einen riesengroßen Schatz gehoben zu haben.
Wer ein echter Flohmarktexperte ist, der weiß, spätestens Mitte Oktober ist die Saison zu Ende. Jetzt ist es Zeit, die über das Jahr erworbenen Schätze zu sichten. Jörg Sönksen hat Spaß daran, spannende Dinge aufzuspüren und für einen schmalen Taler zu erwerben. Oft hat er dabei einen guten Riecher und macht bei der Versteigerung über Ebay mal einen kleinen, mal einen etwas größeren Gewinn.
Bei einem seiner letzten Flohmarktbesuche in diesem Jahr war dem Lauenburger eine massive Holzkiste ins Auge gefallen. Die Aufschrift „LEGO“ und die sorgfältige Schreinerarbeit der Spielzeugkiste machten ihn stutzig. Mit dem Verkäufer wurde er sich schnell handelseinig, zehn Euro wollte der für die abgenutzte Holzkiste haben. Jörg Sönksen begann eine aufwendige Recherche, die auch noch nicht ganz abgeschlossen ist. Aber vieles spricht jetzt schon dafür: Bei dem Schnäppchenfund könnte es sich um einen echten historischen Schatz handeln.
Lego: Flohmarktfund in Lauenburg ist wohl eine echte Sensation
„Ich war schon als Kind Fan der Lego-Bausteine. Irgendwann hatte ich auch mal gehört, dass die Firma zunächst mit der Produktion von Holzspielzeug begonnen hatte“, erzählt der 63-Jährige. Er begann sich mit der Geschichte des Familienunternehmens zu beschäftigen, das 1932 vom dänischen Tischlermeister Ole Kirk Christiansen gegründet wurde. Holzeisenbahnen, Bauernhöfe oder Holzbaukästen von Lego lagen damals unter dem Weihnachtsbaum kleiner Jungen.
Das Wort Lego ist übrigens abgeleitet von „leg godt“, was auf Dänisch so viel wie „Spiel gut“ heißt. Jörg Sönksen, der selbst dänische Wurzeln hat, nahm Kontakt zum Lego-Museum in Billund in Südwestjütland auf. In dieser Kleinstadt mit rund 7000 Einwohnern hat der heute umsatzstärkste Spielwarenhersteller der Welt seit Gründung seinen Firmensitz. Der Jahresumsatz betrug 2023 rund 65,9 Milliarden Kronen (8,8 Milliarden Euro). Noch heute ist das Unternehmen Lego im Besitz der Familie Christiansen.
Hat Lego-Gründer Ole Kirk Christiansen selbst die Spielzeugkiste gebaut?
„Was mich besonders interessierte: Aus welchem Jahr stammt die Kiste?“, sagt Jörg Sönksen. Zwar wollten sich die Experten nur anhand von Fotos nicht endgültig festlegen, aber sie ziehen in Erwägung, was der Lauenburger auch vermutet: Die Kiste dürfte aus den Anfangsjahren von Lego stammen, also über 90 Jahre alt sein. „Ich habe im Internet recherchiert. Die Kisten aus den 1950er-Jahren sind aus Sperrholz. Hier liegt aber ein Meisterstück der Schreinerkunst vor“, sagt Sönksen.
Diese Erkenntnis legt einen Verdacht nahe: Könnte es Ole Kirk Christiansen etwa selbst gewesen sein, der die Kiste einst gefertigt hat? Schließlich hatte der Firmengründer von Lego ganz klein angefangen. 1916 erwarb Christiansen mit seinem ersparten Geld eine Tischlerei und stellte zunächst Haushaltsgegenstände für die Bewohner von Billund her. Im Zuge der Weltwirtschaftskrise in den frühen 1930ern geriet sein Kleinunternehmen in finanzielle Schwierigkeiten. Um die Verkaufszahlen zu erhöhen, beschloss Christiansen, billiges Holzspielzeug zu fertigen.
Lego-Bausteine gibt es seit 1949 – in gleicher Größe wie heute
Nicht ausgeschlossen also, dass er zu dieser Zeit in seiner Werkstatt auch die Spielzeugkiste baute, die heute Jörg Sönksen gehört. Die dänischen Lego-Experten aus dem Museum waren zumindest Feuer und Flamme, als sie von dem Zufallsfund erfuhren. Der Lauenburger wird seinen Schatz Anfang nächsten Jahres ins Auto packen und sich auf den Weg nach Billund machen. Dann wird sich herausstellen, ob seine Vermutung richtig war.
Die Fantasie regt die alte Spielzeugkiste auf jeden Fall an. Allein die Vorstellung, dass der Tischler Ole Kirk Christiansen sie einst in seiner Werkstatt mit eigenen Händen schuf, ist aufregend. Vielleicht träumte er dabei, dass er irgendwann mit seinen Spielsachen berühmt werden würde. Sein großer Durchbruch kam schließlich im Jahre 1949. Da produzierte und verkaufte er die ersten Lego-Steine, die mit den heutigen Lego-Bausätzen noch immer zusammenpassen würden.
Auch interessant
- Krankenhaus Geesthacht gerettet: Investoren für insolvente Klinik gefunden
- Kultur- und Kneipennacht Lauenburg: Gassenhauer, Hits und Techno unterm Kruzifix
- Altstadt Lauenburg: Niemand will zuständig sein – Aus für den Hochwasserschutz?
Lauenburg: Schnäppchensuche auf dem Altstadtflohmarkt geht weiter
Einen Tag sollten sich Freunde von Ramsch und Schätzen schon jetzt im neuen Kalender anstreichen: Am Sonntag, 25. Mai, bauen in Lauenburg zwischen Kirche, Ruferplatz und Neustadt wieder zahlreiche Händler ihre Stände auf. Den Altstadtflohmarkt hatte Jörg Sönksen im Jahre 2018 mit ins Leben gerufen. Ob sich da auch ein Schatz finden lässt? Wer weiß, meint der Experte.
Manchmal zeigt sich der wahre Wert eines Schnäppchens auch erst später, so erging es Jörg Sönksen selbst vor ein paar Jahren. „Für fünf Euro erstand ich damals eine Schallplatte von Milva in einem unscheinbaren Rahmen. Später stellte sich heraus: Es war tatsächlich eine der Platin-Platten der italienischen Sängerin.“ Das kann allerdings noch getoppt werden: Nämlich dann, wenn bewiesen wäre, dass die hölzerne Lego-Spielzeugkiste wirklich Ole Kirk Christiansen gebaut hat – der spätere Erfinder eines der beliebtesten Spielzeuge der Welt.