Ratzeburg. Die Anschlussquote im Lauenburgischen liegt bei 97 Prozent. Jetzt sollen die letzten Gebiete angeschlossen werden. Was das kosten wird.
Die Haushalte im Kreis Herzogtum Lauenburg sind nahezu flächendeckend mit schnellem Internet versorgt. Laut Kreisverwaltung, die sich auf Zahlen des Breitbandkompetenzzentrums Schleswig-Holstein (BKZ.SH) beruft, liegt die Anschlussquote bei 97 Prozent. Doch es gibt noch kleine „weiße Flecken“ im ländlichen Raum: Knapp 1700 Adressen im Kreis haben noch keine Möglichkeit, sich an das Glasfasernetz anzuschließen.
Doch das soll sich jetzt ändern: Das BKZ.SH hat dem Kreis vorgeschlagen, sich um Fördermittel des Bundes zu bewerben. Jetzt kam die Förderzusage: Der Kreis erhält eine Bundesförderung von 11,8 Millionen Euro zur Unterstützung des Breitbandausbaus. Die Bundesregierung hat das Ziel, bis 2030 Deutschland flächendeckend mit Glasfaser zu erschließen – bisher liegt die bundesweite Ausbauquote bei 36 Prozent. In Hamburg sind es 73 Prozent der Haushalte, in Schleswig-Holstein ebenfalls mehr als 70 Prozent.
Kein Land hat mehr Dörfer mit Glasfaser versorgt
Im nördlichsten Bundesland soll bereits im kommenden Jahr jedes Haus mit Glasfaser versorgt sein, das hatte Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen (CDU) Anfang 2024 versprochen.
Schleswig-Holstein ist beim Breitbandausbau bereits jetzt einsamer Spitzenreiter – zumindest unter den Flächenländern. Das zeigt eine Studie des Vergleichsportals Verivox, die sich auf Zahlen aus dem Jahr 2023 stützt: Mit 121 Dörfern unter 3000 Einwohner, die vollständig mit Glasfaser versorgt sind, steht der Norden an der Spitze. Bundesweit sind es insgesamt nur 190 Dörfer.
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Ganz vorn nicht nur im Land, sondern deutschlandweit ist der Kreis Herzogtum Lauenburg: Neben dem Kreis Schleswig-Flensburg gibt es im Herzogtum die meisten Dörfer, die zu 100 Prozent mit Glasfaserkabeln erschlossen sind. Wenn man auch noch die Städte einbezieht, lag die Quote 2023 bei 86 Prozent, aktuell sind es sogar 97 Prozent. Das ist ein Spitzenwert: Nur die niedersächsischen Landkreise Lüchow-Dannenberg und Grafschaft Bentheim schnitten 2023 mit 99 und 92 Prozent besser ab.
Graue und weiße Flecken ohne schnelles Internet
Die Glasfaseranbieter, im Kreis sind es die Stadtwerke Geesthacht und die Versorgungsbetriebe Elbe im Süden, die Vereinigten Stadtwerke im Norden sowie die media sachsenwald GmbH im Westen, haben in den vergangenen zehn Jahren kreisweit 62.145 von insgesamt 63.843 Hausadressen angeschlossen oder zumindest die Kabel bis zur Grundstücksgrenze verlegt.
Bei 1071 Anschlüssen ist die Bandbreite zwar höher als 30 Megabit pro Sekunde (Mbit/s), aber unter 200 Mbit/s. Diese Adressen bezeichnet man als „grauer Fleck“. 626 Adressen im Kreis, also unter einem Prozent, sind echte „weiße Flecken“. Mit dem Förderprogramm können sie nun geschlossen werden.
Doch wo sind die grauen und weißen Flecken? Während der Nordkreis gut versorgt ist, fehlen die Anschlüsse vor allem im Süden. Spitzenreiter ist das Amt Hohe Elbgeest mit 372 fehlenden Anschlüssen. Vor allem in Börnsen fehlen laut BKZ-SH noch 293 Anschlüsse, in Escheburg etwa 60. Im Amt Büchen sind es 96 fehlenden Anschlüsse, im Amt Lütau 29 und im Amt Schwarzenbek-Land 17. Bei den Städten ist Geesthacht Spitzenreiter mit 99 fehlenden Anschlussmöglichkeiten, gefolgt von Schwarzenbek mit 22.
Gemeinden sollen ein Viertel der Baukosten tragen
Die Gesamtkosten des Projekts Gigabitförderung 2.0 belaufen sich laut einer Schätzung des Kompetenzzentrums auf 23,6 Millionen Euro. Die Hälfe kommt nun vom Bund als Zuschuss, ein Viertel steuert das Land bei, den Rest übernehmen die Kommunen. Der Kreis hingegen übernimmt die Planungskosten.
Doch was ist, wenn sich die Kosten ungleich verteilen? Wenn etwa in einer Gemeinde nur eine innerörtliche Straße angeschlossen werden muss, bei der sich in der ersten Ausbauphase nicht genügend Anwohner für einen Glasfaseranschluss entschieden haben und in einer anderen Gemeinde weit außerhalb liegende Häuser – mit entsprechend höheren Kosten?
Kosten werden nicht auf die Eigentümer umgelegt
„Die Kosten werden pauschalisiert“, sagt Kreissprecher Tobias Frohnert. Aktuell werde die Ausschreibung für alle 1700 Hausadressen vorbereitet. Für jede einzelne Adresse wären dies laut Schätzung des BKZ-SH Anschlusskosten in Höhe von 26.247 Euro. Die Gemeinde, nicht der Hausbesitzer, würde davon ein Viertel tragen – also 6562 Euro.
„Es ist im Förderprogramm nicht vorgesehen, die Kosten auf die Eigentümer umzulegen“, erläutert Frohnert. Allerdings sind im Pauschalpreis auch nur die Kosten bis zur Grundstücksgrenze enthalten. Die Strecke von der Gartenpforte bis ins Haus muss der Eigentümer tragen, der natürlich den Provider frei wählen darf.