Geesthacht. Nach dem tödlichen Radunfall auf der B5 in Geesthacht fordert die Familie der zweifachen Mutter eine Entschärfung der Gefahrenstelle.

Der schreckliche Unfall, bei dem am 6. Dezember eine 40-jährige Radfahrerin am Geesthachter Waldfriedhof beim Überqueren der B5 ums Leben gekommen ist, hat die Töchter (19 und 10 Jahre) zu Halbwaisen und den Ehemann zum Witwer gemacht. Besonders tragisch: „Sie hat unserer ganzen Familie immer wieder gesagt, wie gefährlich es an dieser Stelle ist“, berichtet eine Schwester der Verstorbenen unserer Redaktion. Und nun ist die zweifache Mutter ausgerechnet dort gestorben.

Die Geesthachterin ist regelmäßig mit dem Rad zur Arbeit gefahren. Die Strecke durch den Wald unterhalb des Pumpspeicherwerks und über die Bundesstraße 5 zum Parkplatz des Waldfriedhofs war ihre tägliche Route. So war es auch am vergangenen Freitag. Sie habe sogar ihren Mann angerufen, dass sie bereits auf dem Heimweg sei und gleich da sein werde. Doch zu Hause sollte sie nie ankommen. Stattdessen überbrachten Polizeibeamte später die Nachricht vom Tod der Ehefrau.

Verstorbene Radfahrerin wusste um die Gefahr

Um 14.44 Uhr war ein Notruf bei der Polizeileitstelle eingegangen. Beim Überqueren der B5 war die Frau von einem in Fahrtrichtung Geesthacht fahrendem Mitsubishi Colt erfasst worden. Die Verletzungen, die sie dabei erlitt, waren derart schwer, dass sie wenige Hundert Meter von ihrem Zuhause entfernt noch an der Unfallstelle verstarb.

Fahrradunfall
Gedenkstelle am Straßenrand Tödlicher Fahrradunfall beim Waldfriedhof Geesthacht an der B5. © Dirk Schulz | Dirk Schulz

Nach Angaben der Polizei habe der 24-jährige Geesthachter am Steuer des Wagens keine Chance gehabt zu reagieren. Eine Zeugin habe kurz danach gerufen „Die hat nicht geguckt“, berichtete die Inhaberin des am Parkplatz des Waldfriedhofs gelegenen Blumenladens und Cafés „Flowers & Coffee“. Ob das den Tatsachen entspricht, ist Gegenstand der laufenden Ermittlungen.

Staatsanwaltschaft ermittelt zum Unfallhergang

Um den genauen Hergang zu rekonstruieren, hatte die Staatsanwaltschaft einen Sachverständigen angefordert, der die Unfallstelle genau untersuchte. Bei tödlichen Unfällen wird immer auch ein Verfahren wegen fahrlässiger Tötung eingeleitet. „Es geht uns nicht um Schuldzuweisung. Der Mensch, der gefahren ist, ist wahrscheinlich selbst total fertig“, sagt die Schwester.

Fahrradunfall
Die Radfahrerin war auf Höhe der zwei Pkw in der Bildmitte aus einem Waldweg gekommen, um die B5 zum Parkplatz des Waldfriedhofs Geesthacht zu überqueren. Ein Schild weist auf querende Radfahrer hin. © Dirk Schulz | Dirk Schulz

Aber sie wisse, dass ihre Schwester eigentlich immer mit dem Rad an der Straße angehalten habe. „Weil sie um die Gefahr wusste. Und wenn wir mit dem Auto dort vorbeigefahren sind, hat sie gemeckert, selbst wenn wir 70 (die erlaubte Höchstgeschwindigkeit vor Ort, die Red.) gefahren sind. Meine Schwester meinte, hier 70 zu erlauben ist bescheuert“, sagte die in Hamburg lebende Angehörige.

Pedelec in mehrere Teile zerborsten

Fakt ist: Das massive Pedelec ist bei dem Zusammenprall regelrecht in mehrere Teile zerborsten. Am Straßenrand ist seitdem die kleine Gedenkstelle mit Kreuz, Kerzen und Blumen stetig gewachsen. Freunde, Familie und Kollegen haben Andenken hinterlassen für eine aufopfernde Mutter, die stets hilfsbereit, handwerklich begabt und im Garten aktiv gewesen sei, wie die Schwester zu erzählen weiß.

Unfall B5 Geesthacht
Das Unfallfahrzeug, ein Mitsubishi Colt, kam erst 300 Meter nach dem Zusammenprall zum Stehen. © bgz | Dirk Schulz

Die Familie hofft nun inständig, dass die Überquerung der Bundesstraße zum Waldfriedhof sicherer werde. „Irgendwas muss passieren, damit hier nicht noch etwas Schlimmes passiert“, appelliert die Schwester im Namen der Hinterbliebenen. Sei es, dass ein fest installierter Blitzer oder eine Ampel installiert wird, oder die Höchstgeschwindigkeit herabgesetzt wird.

Forderungen nach einem Tempolimit

Stimmen, die eine Verschärfung des Tempolimits für diesen Abschnitt der B5 und auch im weiteren Verlauf zumindest am Grünen Jäger fordern, werden lauter. Das Geesthachter Ortsschild steht rund 300 Meter von der Unfallstelle am Waldfriedhof entfernt. Die Bundesstraße ist in die Stadt hinein ab dem Waldfriedhof abschüssig. Zudem versperrt eine kleine Kuppe die Sicht.

Unfall Waldfriedhof
Die B5 war nach dem tödlichen Unfall für mehrere Stunden gesperrt. © Dirk Schulz | Dirk Schulz

Es gilt Tempo 70 und ein Überholverbot. Derzeit weist ein dreieckiges Schild „Achtung Radfahrer“ auf möglichen Querungsverkehr hin. Auch Fußgänger, die an Haltestelle „Waldfriedhof“ aussteigen, müssen die viel befahrene Straße überqueren. Die Betreiber von „Flowers & Coffee“ wissen von täglichen Beinaheunfällen zu berichten.

B5 bei Geesthacht ist ein Unfallschwerpunkt

Der Abschnitt am Grünen Jäger war 2022 eine sogenannte Unfallhäufungslinie, wie Geesthachts Polizeichef erst am 21. November dieses Jahres berichtet hat. Seitdem hat es auf der B5 zwischen Grüner Jäger und dem Waldfriedhof erneut drei weitere Unfälle gegeben, darunter den mit der tödlich verunglückten 40-Jährigen.

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In der Straßenverkehrsordnung (StVO) sind die Regeln für Bundesstraßen genau definiert. So sind Bedarfsampeln außerorts nicht vorgesehen. Auch die angeregte Versetzung des Ortsschildes ist an Bedingungen (durchgehende Bebauung) geknüpft. „Im Einzelfall können sich Geschwindigkeitsreduzierungen schon dann empfehlen, wenn aufgrund unangemessener Geschwindigkeiten häufig gefährliche Verkehrssituationen festgestellt werden“, schreibt der ADAC und bezieht sich auf Verwaltungsvorschrift 274 der StVO. Und die Schwester der toten 40-Jährigen betont: „Paragrafen kann man ändern.“