Hamwarde. Statt lauter Beschallung mit Musik und Glitzer gibt es knisterndes Lagerfeuer, Kunsthandwerk und Öko-Tannen aus heimischen Wäldern.
Dieser kleine Weihnachtsmarkt mitten im Wald ist der Gegenentwurf zum Gedränge und Lärm der großen Märkte in den Städten. Doch voll wird es hier auch: Die Waldweihnacht in Hamwarde ist längst kein Geheimtipp mehr. An den letzten beiden Adventswochenenden kommen Tausende, um hier ihren Traum-Weihnachtsbaum zu finden – garantiert öko und nachhaltig.
Nur wenige Meter neben der Försterei Hamwarde erstreckt sich die Weihnachtsbaum-Plantage von André Guiard, Förster in den Kreisforsten des Herzogtums Lauenburg. Doch wie eine Plantage, bei der die Bäume eines Jahrgangs in Reih und Glied aufgereiht stehen, sieht es hier nicht aus. „Es ist unordentlich und unaufgeräumt“, sagt Guiard. Doch das ist nicht der einzige Unterschied zu den normalen Plantagen: Die großen und kleinen Bäume, die hier wachsen, werden weder gedüngt noch mit Pestiziden gespritzt: Es sind Bio-Tannen.
Försterei Hamwarde: Frische Öko-Tannenbäume aus dem heimischen Wald
Und die Bäume aus dem Hamwarder Forst sind noch aus einem anderen Grund nachhaltig: Sie wachsen vor Ort, werden täglich frisch geschlagen. Über 800 Bio-Nordmanntannen sowie einige Fichten, Kiefern, Blaufichten, Coloradotannen und Nobilistannen aus dem FSC-zertifizierten Forstbetrieb stehen vom 14. bis 22. Dezember zum Verkauf. Der Baumverkauf ist werktags von 14 bis 16 Uhr geöffnet, an den Wochenenden von 10 bis 17 Uhr. Die Bio-Bäume kosten jeweils 25 Euro pro Meter für Nordmanntanne, Nobilistanne und Colorado-Tanne; für Rotfichte, Kiefer und Blaufichte sind es jeweils 10 Euro pro Meter.
Damit können sich die Öko-Bäume mit ihren konventionell angebauten Verwandten durchaus messen: Bis zu 28 Euro pro Meter kosten in diesem Jahr Premium-Nordmanntannen, also besonders gerade und symmetrisch gewachsene Bäume ohne Makel. Baumärkte und Discounter bieten komplette Bäume hingegen schon als Sonderangebot zu Preisen ab 15 Euro an. Allerdings handelt es sich dabei nicht um Öko-Tannen, sondern um konventionelle Bäume aus Plantagenanbau.
Nordmanntannen haben ihren Ursprung in Geogien
Mehr als 25 Millionen Tannenbäume wurden im vergangenen Jahr deutschlandweit zum Weihnachtsfest verkauft. Und obwohl „Bio“ in aller Munde ist: Bei Weihnachtsbäumen hat sich der Trend noch nicht durchgesetzt. Die Umweltschutzorganisation Robin Wood geht davon aus, dass nur ein Prozent aller Weihnachtsbäume unter kontrolliert ökologischen Bedingungen gewachsen sind. 800 Verkaufsstellen zählt die Umweltschutzorganisation deutschlandweit: In unserer Region sind dies lediglich die Kreisforsten in Hamwarde sowie einige Bau- und Gartenmärkte. Hauptanbaugebiet in Deutschland ist Nordrhein-Westfalen mit rund sechs Millionen Bäumen, vorwiegend aus Dänemark wurden im Vorjahr 1,8 Millionen Tannen (2011: 3,175 Millionen) eingeführt, aber auch 805.000 Bäume exportiert (Quelle: Statista).
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Eine Besonderheit sind die als „Fair Trees“ angebotenen Nordmanntannen: Dabei handelt es sich um eine Initiative aus Dänemark, die mit dem Mehrpreis die Arbeitsbedingungen der Zapfenpflücker in Georgien verbessert. Denn das Saatgut, aus dem die Sämlinge der Nordmanntanne gezogen werden, stammt zum größten Teil aus georgischen Wäldern. Die von „Fair Trees“ unterstützten Zapfenpflücker erhalten nicht nur einen angemessenen Lohn, sondern auch eine Kletterausrüstung, um in die bis zu 30 Meter hohen Bäume zu klettern. Die Samen stammen zwar von ökologisch zertifizierten Bäumen, doch nur wenn sie unter ökologischen Bedingungen weiterkultiviert werden, entstehen daraus später auch Bio-Weihnachtsbäume.
Nur Fichte und die Nobilis duften nach Tannenbaum
Auch Guiards Nordmanntannen, die die Kreisforsten von Baumschulen im Kreis Pinneberg beziehen, haben ihren Ursprung in Georgien. Als kleine, 20 Zentimeter hohe Setzlinge kamen sie in den Forst. Da waren die kleinen Tannen drei bis vier Jahre alt. Im Alter von mehr als zehn Jahren sind die Bäume dann so groß, dass sie als Weihnachtsbäume geschlagen werden können. „Im Bioanbau brauchen die Bäume etwa zwei bis drei Jahre länger, um heranzuwachsen wie im konventionellen Anbau“, so Guiard. Neben den 800 Nordmanntannen hat der Förster auch einige wenige andere Bäume im Angebot, wie die Colorado-Tanne.
Die heißt nicht nur so, sondern stammt tatsächlich aus dem US-Bundesstaat. Der Baum ist unempfindlich gegenüber Frost und Trockenheit und wurde einst in den Kreisforsten im Zuge der Klimafolgenanpassung probeweise angepflanzt. Er eignet sich als Weihnachtsbaum, bringt dem Förster aber kein Geld. Guiard: „Nur eine von zehn Colorado-Tannen sieht so aus, wie man sich einen Weihnachtsbaum vorstellt.“ Ebenfalls aus Amerika kommt die Edeltanne (Nobilis): „Sie wirft ihre Nadeln nicht ab, wird nur grau“, sagt Guiard. Wer sich mit dem Baum auch Tannenduft ins Wohnzimmer holen will, sollte Nobilistanne sowie Rot- und Blaufichten wählen. Doch Vorsicht: Die Bäume haben spitze, harte Nadeln. Weich sind hingegen die Nadeln der Nordmanntanne – aber ohne Duft.
Knisterndes Lagerfeuer und Wildbratwurst
Parallel zum Tannenbaumverkauf lädt die Försterei an den beiden letzten Adventswochenenden, 14. und 15. Dezember sowie 21. und 22. Dezember, zum Waldweihnachtsmarkt ein: ohne Musikbeschallung, dafür mit romantischem Lagerfeuerknistern, Fackeln und Feuerkörben auf einem kleinen Platz im Buchenwald. An den Verkaufsbuden gibt es Wildbratwurst und Wild-Burger aus den heimischen Wäldern, dazu Spanferkel, Eintopf, Waffeln und Punsch sowie Kunsthandwerk aus der Region. Die Buden sind wie der Tannenbaumverkauf von 10 bis 17 Uhr geöffnet.
Die Försterei Hamwarde liegt mitten im Wald, etwa sechs Kilometer nördlich von Geesthacht. Erstes Ziel für Autofahrer aus Richtung Schwarzenbek (Norden) oder Geesthacht (Süden) ist die Ortschaft Hamwarde. Von der Dorfstraße zweigt in der Dorfmitte der Forstweg ab, an dessen Ende die Försterei liegt. Die Anfahrt sowie die Parkplätze vor Ort sind ausgeschildert. An den Adventswochenenden ist der Forstweg eine Einbahnstraße. Nach dem Besuch geht es über den Kollower Weg zurück nach Hamwarde.