Geesthacht. Nach jahrelangen Beratungen sollten neue Ampeln an der viel befahrenen Straße in Geesthacht aufgestellt werden. Doch daraus wird nichts.
Mitte 2025 sollte sie eigentlich stehen und endlich für mehr Sicherheit an einer neuralgischen Stelle im Straßenverkehr sorgen: Die Rede ist von einer neuen Ampel für den Kreuzungsbereich von B5, Lidl-Supermarkt und Zentraler Sportanlage in Geesthacht. Allein, daraus wird nichts. Im Geesthachter Bauausschuss wurden die jahrelangen Planungen für die Kreuzung an der an dieser Stelle vierspurigen Berliner Straße und der Trift im nicht-öffentlichen Sitzungsteil überraschend auf Eis gelegt.
Lediglich den Entschluss verkündete der Vorsitzende Björn Reuter (CDU) anschließend mit dem Hinweis, dass die Verwaltung jetzt alternative Vorschläge erarbeitet, wie der Radverkehr an dieser Stelle sicherer werden kann. Darüber soll anschließend beraten werden. Über die Hintergründe für das Ampel-Aus dürfen die Mitglieder nicht sprechen, sie sind zur Verschwiegenheit verpflichtet.
Aus für neue Ampel an der großen Geesthachter Kreuzung
Die Stadtverwaltung, die die geheime Sitzung beantragt hatte, reagierte bei der Frage nach dem Warum ausweichend. „Die von der Stadt eingereichten Genehmigungsunterlagen für die Planungen mit Lichtsignalanlage wurden vom Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr SH nicht genehmigt“, heißt es lediglich.
Der LBV.SH stellte daraufhin klar: „In dem zunächst abgestimmten Entwurf waren die Schleppkurven (der benötigte Platz bei Kurvenfahrten, die Red.) für den Anlieferungsverkehr über die Straße ,Trift‘ nicht berücksichtigt. Dies wurde seitens des LBV nachgefordert. Aufgrund der Gegebenheiten wäre nach der vorgelegten Planung jeweils kein Rechtsabbiegen von der Berliner Straße möglich gewesen, ohne den Radverkehr zu gefährden. Für die Stadt wäre diese Lösung dem Nahversorger nicht zuzumuten gewesen, da sich die Tourenplanung hätte ändern müssen.“
Probleme mit dem Anlieferungsverkehr
Heißt im Klartext: Eine Anlieferung mit Waren über die Berliner Straße, die nach Informationen der Redaktion vertraglich geregelt ist, wäre demnach fortan nicht mehr gefahrlos möglich. Alternativ bliebe nur der Weg über die Trift, und die ist kurz hinter der Lidl-Einfahrt als Fahrradstraße für den Durchgangsautoverkehr gesperrt und müsste wieder geöffnet werden.
Kurios: Auch unter den jetzigen Gegebenheiten müssen LKW-Fahrer ordentlich kurbeln, um die Rechts-Links-Kombination beim Abbiegen von der B5 bis auf die Zufahrt zu schaffen. Und bei der Überplanung zu einem vierarmigen Knotenpunkt, sprich neuen Ampeln an der Trift und am Parkplatz der Zentralen Sportanlage auf der anderen Straßenseite, sind keine größeren Veränderungen vorgesehen. Ausnahme: In allen Ampelbereichen würden die Bürgersteige abgesenkt, damit Radfahrer frühzeitig ins Blickfeld von Autofahrern rücken.
Lidl möchte Zufahrt selbst angenehmer gestalten
Zudem hat Lidl selbst Interesse daran, dass sich die Zufahrtsituation zu ihrer Filiale verbessert. Bereits 2019 habe sich der Konzern deshalb gegenüber der Stadt für den Ausbau einer Ampelanlage an der Kreuzung ausgesprochen. „Wir würden diese sehr begrüßen, um unseren Kunden eine angenehmere An- und Abfahrsituation zu unserer Filiale zu ermöglichen.“
Und darum geht’s: An der Kreuzung gibt es komplizierte Verkehrsbeziehungen von Autos, Radfahrern und Fußgängern, wie es eine Planungsskizze mit vielen bunten Pfeilen veranschaulicht. So ist deshalb bereits seit vielen Jahren das Linksabbiegen von der Trift in die Berliner Straße verboten, weil Autofahrer bei diesem Vorgang vier viel befahrene Fahrspuren und einen Radweg im Blick haben müssen. 2019 hatte eine Verkehrszählung ergeben, dass hier stündlich 1500 Auto fahren.
Tödlicher Unfall bei unerlaubtem Linksabbiegen
Allerdings wird das Gebot zum Rechtsabbiegen regelmäßig missachtet und auch nicht kontrolliert. Besonders tragisch: Am 17. November 2021 starb hier eine 57-jährige Rollerfahrerin, als sie mit einem linksabbiegenden Fahrzeug kollidierte. Der Unfallverursacher wurde im Juni zu einer neunmonatigen Haftstrafe auf Bewährung verurteilt.
Weiterer Aspekt, der für eine neue Ampelanlage spricht: Radfahrern soll die Querung der Berliner Straße erleichtert werden. Denn an dieser Stelle passiert die durchgängige Radwegeverbindung von der Oberstadt bis zum Freibad die B5 (Bestandteil des Radwegekonzepts).
Vorhandene Bedarfsampel reicht nicht aus
Die vorhandene Bedarfsampel taugt dazu nicht. Sie ist in die Ampelschaltung im Stadtzentrum eingebunden. Ein Versuch Ende 2021, hier Radfahrern Vorrang zu gewähren, in dem sich die Wartezeit nach dem Drücken verkürzt, führte zu einem Chaos im Berufsverkehr. Statt grüner Welle mussten Autofahrer zwischen Ziegenkrug und Post viermal an einer roten Ampel halten.
Bereits seit Anfang 2022 wurde mit den Planungen begonnen. Rund 100.000 Euro haben diese gekostet. Die gewünschten Veränderungen hätten nun aber den Kostenanteil der Stadt Geesthacht noch einmal verteuert, was die Lokalpolitik nicht mittragen wollte. Den Anteil an Planungs- und Baukosten für die Bundesstraße würde der dafür zuständige LBV.SH tragen.
Alternative Lösung zur Verbesserung des Radverkehrs
Der Entschluss zum Ampel-Aus an der Trift ist einvernehmlich getroffen worden. Nun sollen günstigere Lösungen entwickelt werden, wie sich die Situation für Radfahrer verbessern lässt. „Darum ist es ursprünglich mal gegangen. Daraus wurde dann eine Verbesserung für den Autoverkehr“, sagt Petra Burmeister, die SPD-Fraktionsvorsitzende.
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Gerhard Boll, Verkehrsexperte der Geesthachter Grünen, hat indes Bedenken: „Das ist für Radfahrer hier keine gute Situation. Die kommen bergab auf beiden Seiten mit ordentlich Tempo an und kreuzen dann die Zufahrten. Eine Ampel würde saubere Bedingungen schaffen.“ Björn Reuter (CDU) stört vor allem der späte Zeitpunkt, an dem der LBV.SH seine Bedenken angemeldet hat. Denn mit den Planungen ist ja bereits Anfang 2022 begonnen worden. Nun muss zunächst über die alternativen Varianten beraten werden.