Landkreis Harburg. Zwei Monate vor Weihnachten: Discounter-Tannen in diesem Jahr wohl deutlich teurer. Erzeuger über Befürchtungen vor dem Verkaufsstart.
Der Hamburger Süden ist Weihnachtsbaum-Land. Einige der wichtigsten und bekanntesten Produzenten der unverzichtbaren Tannenbäume befinden sich im Landkreis Harburg. Angesichts der Schlagzeilen um deutliche Preissteigerungen und einer drohenden Weihnachtsbaum-Knappheit beruhigen sie ihre Kunden: „Niemand muss Weihnachten ohne Baum feiern“, sagt etwa Erzeugerin Saskia Blümel aus Moisburg. Dennoch wird sich in diesem Jahr einiges für die Endabnehmer ändern. Vor allem für jene, die vor allem Wert auf günstige Ware legen.
Weihnachtsbaum aus dem Landkreis Harburg kann man auch online kaufen
Zwar werde der Preis für einen Weihnachtsbaum in diesem Jahr leicht erhöht sein. „Doch der Preisanstieg wird moderat sein“, so Blümel. Der Branchenverband bestätigt dies zumindest für Norddeutschland: Für eine gut gewachsene Nordmanntanne liege der Preis bei einer Größe von 1,80 bis 2 Metern bei 50 bis 55 Euro, so Bernd Oelkers, Vorsitzender des Verbands der Weihnachtsbaum- und Schnittgrünerzeuger in Niedersachsen, Hamburg und Bremen. Der Tannenbaumerzeuger aus Wenzendorf im Landkreis Harburg bestätigt: „Unsere Premiumware kostet 26 bis 28 Euro pro Meter“.
Sowohl Oelkers als auch Blümel vermarkten die Bäume deutschlandweit und online, betreiben aber ebenfalls eine Direktvermarktung mit Event-Charakter über den eigenen Hof. „Wir sind gut aufgestellt und werden die Nachfrage komplett bedienen können. Unsere Gäste schätzen auch das Drumherum, das wir ihnen auf unserem Hof bieten“, sagt Saskia Blümel.
Im Discounter soll man viel mehr für Weihnachtsbaum zahlen
Neben dem Qualitätsbaum mit geringer Preiserhöhung würden die Discounter-Preise in diesem Winter überproportional ansteigen, prognostiziert Oelkers. Denn insgesamt sei das Weihnachtsbaumangebot knapper. „Das zieht sich durch ganz Europa“, erklärt Oelkers. Es würden nicht mehr so viele Mengen angepflanzt wie früher. „Vor zwei, drei Jahren hatten wir so viele, da hätten wir zweimal im Jahr Weihnachten feiern können“, sagt der Landwirt aus Wenzendorf im Landkreis Harburg. Als Gründe für das knappere Angebot gelten unter anderem die Trockenjahre 2017 und 2018, in denen viele junge Bäume eingingen.
Nivellierung des Marktes nach Überangebot an Bäumen
Saskia Blümel nennt noch einen weiteren Grund: „Um 2010 waren die Preise gut und das Angebot relativ knapp. Damals haben viele gedacht, mit Weihnachtsbäumen ließe sich gutes Geld verdienen. Wir hatten dann plötzlich viele Bäume und die Preise fielen. Inzwischen ist dieser Angebotsüberhang wieder abgebaut“, so die landwirtschaftliche Unternehmerin und ehemalige deutsche Weihnachtsbaumkönigin. „Es hat eine Nivellierung des Marktes stattgefunden“, so Blümel. „Jetzt reicht es dafür, dass wir einmal im Jahr feiern können und jeder seinen natürlichen Baum haben kann.“
Einige Erzeuger haben das Geschäft komplett aufgegeben
Oelkers bestätigt, dass das Geschäft für die Weihnachtsbaumerzeuger in den vergangenen zehn Jahren wegen günstiger Discounter-Preise, hoher Händlermargen und stark gestiegener Produktionskosten relativ schlecht war. Erzeuger hätten daher die Anbauflächen verkleinert oder das Geschäft komplett aufgegeben.
Höfe bieten Weihnachtsbäume in günstigeren Segmenten
Sorgen, keinen Baum zu bekommen, müsse sich aber niemand machen. „Man sollte in diesem Jahr aber zeitig losgehen, um ein schönes Exemplar zu finden“, rät Bernd Oelkers. Auch Saskia Blümel beruhigt: „Ich glaube, dass wird aktuell etwas hochgespielt. Keiner braucht Angst zu haben, dass er wegen des geringeren Angebots keinen Baum bekommt oder ihn nicht bezahlen kann. Jeder wird den Baum bekommen können, den er haben möchte.“ Premiumexemplare seien teurer, aber auch auf den Höfen gebe es günstigere Bäume in verschiedenen Segmenten.
In einem Baum stecken 13 Jahre Hege und Pflege
In so einem Weihnachtsbaum stecke ja auch ein Haufen Arbeit: Eine Premiumtanne habe bei dem Preis 26 bis 28 Euro keinen Makel, sei frisch geschlagen und verfüge über ein sattes, grünes Nadelkleid, erklärt Bernd Oelkers. Sie sei im Durchschnitt 13 Jahre gehegt und gepflegt worden - erst drei Jahre in der Baumschule, dann zehn Jahre auf den Höfen. Auf dem Hof Oelkers werden seit über 50 Jahren Weihnachtsbäume angebaut, Familie Blümel ist seit mehr als 30 Jahren im Geschäft.
- Ausflugsziel bei Hamburg: Weihnachtsbäume kaufen, wo Lamas und Alpakas grasen
- Weihnachtsbaumkönigin Saskia Blümel macht Tanne auch zu Gelee und Pesto
- Nachhaltig entsorgen: Diese Frau isst ihren Weihnachtsbaum
Beide Höfe vermarkten an Endverbraucher sowie an den Groß- und Einzelhandel. Der Verkauf ab Hof beginnt bei Familie Blümel am 22. November – mit Selbstschlagen an den Adventswochenenden. Auf dem Hof Oelkers wird die Weihnachtszeit bereits mit dem großen „Klauenburger Wintermarkt“ eingeläutet, der am 9. und 10 November jeweils ab 10 Uhr auf dem Hof in Wenzendorf stattfindet. Der Verkauf der Weihnachtsbäume vom Hof beginnt dann ein paar Tage später.