Fredeburg/Hamwarde. Den Bäumen im Norden geht es laut Waldzustandsbericht etwas besser – auch in den Lauenburgischen Kreisforsten. Dennoch leiden sie.

Eine derartige grüne Lunge ist nicht nur für Schleswig-Holstein etwas Besonderes: Auf 10.000 Hektar erstrecken sich zwischen Lübeck und Lauenburg die Lauenburgischen Kreisforsten. Damit ist das Herzogtum nicht nur der waldreichste Kreis in Schleswig-Holstein, die Kreisforsten sind auch der größte kommunale Waldbesitzer in Deutschland. Zum Vergleich: Der Sachsenwald der Familie von Bismarck ist mit 5490 Hektar nur etwa halb so groß. Doch wie geht es dem Wald?

Der landesweite Waldzustandsbericht macht deutlich: Die Bäume im Norden leiden nach wie vor unter dem Klimawandel, aber es geht ihnen etwas besser. Doch wie geht es den Wäldern im Lauenburgischen? „Die Angaben aus der landesweiten Erhebung gelten auch für die Kreisforsten“, sagt Annekatrin Kohn aus dem Kreisforstamt in Fredeburg. Mit kleinen Unterschieden, denn die Kreisforsten werden naturnah bewirtschaftet, sind fast so etwas wie ein Öko-Wald.

Waldzustandsbericht: Wie sich der verregnete Sommer auf den Wald ausgewirkt hat

Aktuell zeigt der Wassermonitor der Forschungsstelle Jülich für das Kreisgebiet, dass die Böden zwischen 40 und 100 Prozent gesättigt sind. Gemessen wird das sogenannte pflanzenverfügbare Wasser in 30 Zentimeter Tiefe. Zwar war das Forstjahr 2023/24 mit einer Mitteltemperatur von 10,7 Grad Celsius eines der wärmsten – aber auch sehr nass. Es gab rund 40 Prozent mehr Regen als im langjährigen Mittel.

Damit war es das mit Abstand niederschlagsreichste Jahr seit Beginn der Messungen im Jahr 1881. Das sah 2022 und in den Jahren davor noch ganz anders aus: Auf der Karte des Instituts dominierten die Rot- und Gelbtöne, die für starke Trockenheit stehen.

Die Stürme des Jahres 2022 haben für enorme Schäden in den Wäldern geführt. Der Windbruch allein in den Lauenburgischen Kreisforsten betrug rund den halben geplanten Einschlag für das Jahr 2022, etwa 25.000 Festmeter. Besonders stark betroffen waren die Bestände an Fichten.  
Die Stürme des Jahres 2022 haben für enorme Schäden in den Wäldern geführt. Der Windbruch allein in den Lauenburgischen Kreisforsten betrug rund den halben geplanten Einschlag für das Jahr 2022, etwa 25.000 Festmeter. Besonders stark betroffen waren die Bestände an Fichten.   © BGZ | André Herbst

Hinzu kamen im Jahr 2022 noch mehrere Orkane, die etwa im Bereich Hasenthal bei Geesthacht einen ganzen Fichtenwald umwehten. „Während die großen Bäume fielen, blieben die noch nicht so hohen stehen. Ich brauchte fast nichts zu tun“, sagt André Guiard, Leiter der Revierförsterei in Hamwarde, zu der auch der Bereich des Hohen Elbufers zwischen Geesthacht und Lauenburg gehört.

Das hat etwas mit der Naturverjüngung zu tun, auf die die Kreisforsten setzen: Aus der Saat der Bäume wachsen neue hervor. Zudem werden gezielt Setzlinge anderer Baumarten angepflanzt, um eine Durchmischung des Waldes zu erreichen.

Mastjahr sorgt für lichte Kronen bei Buchen

Ein Problem bei den Wäldern im Norden war, dass immer mehr Baumkronen weniger Laub tragen. Landesweit seien mittlerweile 23 Prozent aller Bäume (2023: 19 Prozent) davon betroffen. Die sogenannte Kronenverlichtung habe man auch in den Kreisforsten bemerkt, sagt Guiard: „Bei der Buche hatten wir ein Mastjahr“, erklärt der Förster, warum manche Bäume eine weniger dichte Krone haben.

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Von Mast oder Fruktifikation (Fruchtbildung) sprechen Forstleute, wenn Waldbäume eine besonders große Menge Saatgut produzieren. So wie der Rückschnitt bei Obstbäumen zu mehr Früchten führt, sorgt der Klimastress bei Waldbäumen dafür, dass sie mehr Saat produzieren und deshalb weniger Zweige und Blätter in der Krone ausbilden. Das sei grundsätzlich gut, schwäche aber die Bäume. „Die Kronen werden im nächsten Jahr wieder anders aussehen“, ist der Förster zuversichtlich. Allerdings werden die Abstände zwischen den Mastjahren immer kürzer.

Je vielfältiger der Wald, desto besser

Bis zum Jahr 2022 habe es vier sehr trockene und warme Jahre hintereinander gegeben. Geschadet hat dies nicht nur den Fichten und Kiefern, von denen mittlerweile bekannt ist, dass sie unter den klimatischen Veränderungen besonders leiden. Doch dies gilt mittlerweile auch für Buchen und Eichen, die eigentlich als besonders resistent gelten. Hinzu kommt: Einstige Sekundärschädlinge wie Eichenpracht- und Eichenkernkäfer wandeln sich zum Primärschädlingen.

Revierförster Andre Guiard und Annekatrin Kohn von den Kreisforsten bei einem Info-Termin, um Bürgern den geplanten Holzeinschlag zu erläutern.
Revierförster Andre Guiard und Annekatrin Kohn von den Kreisforsten bei einem Info-Termin, um Bürgern den geplanten Holzeinschlag zu erläutern. © Dirk Schulz | Dirk Schulz

„Wenn ein gesunder Baum vom Käfer angebohrt wird, umschließt er das Loch des Käfers mit einer Art Wundgewebe“, erläutert Guiard. Ein bereits durch Trockenheit und Hitze geschwächter Baum, schafft das nicht mehr. Die Folge: Die Käferpopulation explodiert, statt fünf Käfern sind es Tausende, die dann auch andere Bäume befallen.

Im Vergleich zu anderen Bundesländern stünden Schleswig-Holstein und die Kreisforsten noch gut da, sagt Guiard. Ein Grund dafür ist die Durchmischung der Wälder, ergänzt Kohn: „Je mehr unterschiedliche Baumarten es im Wald gibt, desto weniger Chancen haben Krankheitserreger von einem Baum zum anderen zu springen.“