Geesthacht. Pöbeleien, Anfeindungen, bedrohte Mitarbeiter – die Stimmung in Geesthacht ist aggressiv. Welche Ideen es gibt, um die Probleme zu lösen.
Die Rallye der Eltern-Taxis ärgert vielerorts – an der Grundschule in der Oberstadt in Geesthacht ist das Problem besonders schlimm. Der Schulweg ist eine enge Stichstraße. Wer hineinfährt, um sein Kind vor dem Schultor abzusetzen, muss auf der gleichen Strecke auch wieder hinaus. Schon das Wenden sorgt für massive Schwierigkeiten. Geparkt wird vogelwild – absolute Halteverbote hin oder her.
Da liegen die Nerven schnell blank. Und bei Kritik wird’s schnell mal aggressiv. Die Häuser von Anwohnern seien schon mit Eiern beworfen worden, und eine Politesse der Stadt, die Wildparker mit Bußgeldern belegen sollte, wurde so heftig angegangen, dass sie danach eine Woche lang krank war, berichtete Schulleiterin Ulrike Wulff bei einem von der CDU anberaumten Ortstermin. Sie erzählte zudem von handfesten Pöbeleien und Anfeindungen gegen Mitarbeiter.
Situation der Elterntaxis vor Grundschule in der Oberstadt besonders schlimm
Ratsherr Markus Gehring steuerte eine Geschichte aus dem Feuerwehr-Alltag bei, wenngleich von einem anderen Ort in der Stadt. Aber die Szene zeigt anschaulich, wie einige der Elterntaxifahrer ticken, und zwar überall. Vor der Grundschule am Silberberg wurde jemand im Rettungswagen reanimiert. Die Straße war blockiert. Einem Vater, der sein Kind abgeliefert hatte, sei das alles nicht schnell genug gegangen.
Er habe sich fürchterlich aufgeregt und wutentbrannt gefordert, den RTW, in dem um ein Menschenleben gekämpft wurde, gefälligst zur Seite zu fahren, erzählt Markus Gehring. Er findet das täglich wiederkehrende Chaos vor der Oberstadt-Grundschule auch deswegen gefährlich, weil im Ernstfall hier zwischen 7.30 und 8 Uhr kein Feuerwehrfahrzeug durchkommen würde – was auch schon passiert sei.
Schulleiterin hat Hoffnung aufgegeben, dass Appelle an die Vernunft etwas bringen
Ulrike Wulff hat die Hoffnung mittlerweile aufgegeben, mit Appellen an die Vernunft bei solchen Eltern noch etwas zu erreichen. Sie schildert eine absurde Situation: „Wir haben eine Demonstration gegen Elterntaxis durchgeführt, zusammen mit den Kindern. Da fahren dann Autos vor, und hinaussteigt das Kind – mit einem Demo-Schild gegen Elterntaxis in der Hand.“
Dabei gibt es bereits eine Möglichkeit, die Kinder problemlos mit dem Auto zur Schule zu fahren. Von der Bushaltestelle aus beim geräumigen Parkplatz neben der Bertha-von-Suttner-Schule führt ein befestigter, von Zäunen flankierter Fußweg in wenigen Metern hoch direkt zum Schulweg. Aber die Alternative wird zu wenig angenommen. Die Fahrt – sie muss für viele unbedingt bis direkt vor die Eingangstür der Schule erfolgen.
Die Lösungen der Verwaltung fielen allesamt durch
Aber wie könnte eine Lösung aussehen? Unlängst hatte die Stadtverwaltung drei Vorschläge präsentiert, die im Bauausschuss allesamt durchfielen, deswegen nun der Ortstermin vor der Schule zur Ideenfindung. Er hatte noch eine Fortsetzung. Die CDU bat zum großen Dialog in ihre Fraktionsräume. Gut drei Stunden lang gab es einen regen Austausch. Da steuerten dann auch Anwohner eine Idee bei.
Einige fanden es gut, wenn der kleine Fußweg vom Parkplatz bei der Bertha-von-Suttner-Gemeinschaftsschule als alleinige Anfahrt für Autos ausgebaut, und im Gegenzug der Schulweg für die Elterntaxis komplett gesperrt würde. Nachteil: Grünflächen mit Bäumen würden geopfert, es wäre teuer – eine ähnliche Variante hatte die Stadt auf mindestens 600.000 Euro geschätzt – und es würde dauern.
Markus Gehring wie auch die anderen bei der Veranstaltung anwesenden Lokalpolitiker plädierten dagegen für eine schnelle Lösung. Mehr als 400 Kinder werden in der Grundschule unterrichtet, und da Geesthacht eine wachsende Stadt ist, dürfte ihre Zahl steigen. „Die Schule wächst, das heißt, die Probleme wachsen mit“, erwartet Markus Gehring.
Der Ansatz, der nun verfolgt werden soll, sieht so aus: Eine Schranke wird bereits bei der Zufahrt zum Am Ilensoll aufgestellt. „Das möchten die Anwohner gern. Eine Schranke erst beim Schulweg würde für sie das Problem nur geringfügig ändern. Bereits jetzt parken einige Eltern am Am Ilensoll alles zu und bepöbeln die Anwohner“, hat Markus Gehring erfahren, „die ganze Straße zuzumachen, wäre schon besser.“
Schranke am Straßenbeginn würde nur zur Rushhour unten sein
Die Schranke würde nur jeweils während der Rushhour unten sein. „Wir reden ja über einen kleinen Zeitkorridor von etwa einer halben Stunde morgens und nachmittags“, sagt Markus Gehring. Die Anwohner, die betroffen sind, bekommen Transponder zum Öffnen. Wie mit Auslieferverkehr verfahren wird, müsste erörtert werden.
Untersucht werden müsste, ob es wegen der Fahrzeuge, die an der Schranke warten, zu einem Rückstau auf die Hauptstraße kommen könnte. Markus Gehrung schwebt eine Umkehrung der Einbahnstraße vor, „weil wir dahinten mehr Platz hätten für einen eventuellen Rückstau“, meint er. Bisher führt sie Richtung Ilenweg nach Süden.
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Nächster Schritt: an die Stadt herantreten. „Wir werden das, was wir als Ergebnis aus den Überlegungen erarbeiten, der Verwaltung vorgelegen. Wir müssen das ja auch mit den Ordnungsbehörden absprechen, geht das überhaupt, ist das rechtlich möglich? Wir sind uns alle im Klaren, dass das nicht die endgültige Lösung sein kann, wir müssen weiterdenken. Aber wir tasten uns erst mal heran“, sagt Markus Gehring.