Schwarzenbek. Eigentlich sollte der Neubau der Grundschule an der Breslauer Straße während des laufenden Betriebs erfolgen. Jetzt ist alles anders.

Es sind ehrgeizige Ziele, die sich die Stadt Schwarzenbek gesetzt hat: Beide Grundschulen sollen nicht saniert, sondern komplett neu gebaut werden. Zunächst ist die zur Gemeinschaftsschule gehörende Grundschule an der Breslauer Straße dran. Der Neubau sollte Stück für Stück im laufenden Betrieb erfolgen. Doch dieses Konzept wurde nun verworfen.

Stattdessen werden die Kinder für die Zeit der Bauarbeiten umziehen – und zwar in die alte Realschule. Dort wurden Schüler zuletzt vor 15 Jahren unterrichtet. Seither stand die Schule teils leer, teils wurde sie als Flüchtlingsunterkunft sowie zur Hochzeit der Corona-Pandemie als Impfzentrum genutzt. Jetzt soll sie für geschätzte 1,24 Millionen Euro wieder „ertüchtigt“ werden, um die Grundschüler während der zweijährigen Bauzeit aufzunehmen.

Nach dem Umzug der Schüler folgt der Abriss

Die Abkehr vom bisherigen Masterplan wird derzeit in den städtischen Gremien besprochen: Nach dem Ausschuss für Kita und Schule hat nun auch der Bauausschuss seine Zustimmung für die neue Planung gegeben. Demnach soll ab April 2025 zunächst die alte Realschule wieder für den Schulbetrieb hergerichtet werden. Zuvor müssen die knapp 40 Flüchtlinge auf noch anzumietende Wohnungen im Stadtgebiet verteilt werden. Auch für das Jugendzentrum Youz sowie die Kita Traumland der Johanniter muss eine neue Bleibe gefunden werden.

Anfang 2026 soll das Gebäude, das zu großen Teilen noch aus den 1950er-Jahren stammt, dann bis auf einen kleinen Teil komplett abgerissen und neu aufgebaut werden. Bis Ende 2027 soll die neue Schule fertig sein. „Wir sind im Zeitplan“, sagt Bürgermeister Norbert Lütjens (parteilos). Nach der Grundschule an der Breslauer Straße soll dann die Verbandsschule Nordost folgen. Für beide Schulneubauten kalkuliert die Stadt mit Kosten von mehr als 25 Millionen Euro.

Politiker hoffen auf geringere Kosten

„Da fallen die Kosten für die Ertüchtigung der alten Realschule nicht wirklich ins Gewicht“, sagt Heinz-Werner Rose (SPD), Vorsitzender des Bauausschusses. Er hofft sogar auf insgesamt geringere Kosten, weil die Baufirmen auf einer komplett leer geräumten Baustelle ganz anders agieren können. Doch warum muss überhaupt neu gebaut werden, wenn für die mehr als 400 Grundschüler ein ehemaliges Schulgebäude neu hergerichtet wird? Das Gebäude sei ebenfalls mehr als 50 Jahre alt und sowohl energetisch als auch raumtechnisch nicht auf dem neuesten Stand, sagen sowohl Lütjens als auch Rose.

Laut Bürgermeister Norbert Lütjens führt die Konzeptänderung zu keiner Verzögerung beim Bau der Grundschule: „Wir sind im Zeitplan.“
Laut Bürgermeister Norbert Lütjens führt die Konzeptänderung zu keiner Verzögerung beim Bau der Grundschule: „Wir sind im Zeitplan.“ © Stadt Schwarzenbek | Stadt Schwwarzenbek

Denn nicht für die Hülle, auch das Konzept der Grundschule wird komplett neu sein: Dabei orientiert sich die Stadt an Schulen in Dänemark. „Wir wollen ein sogenanntes Cluster-Konzept mit offenen Räumen einführen, in denen auch jahrgangsübergreifend unterrichtet werden kann“, so Rose. Warme Holzmaterialien, helle Räume mit hohen Decken und großzügige Raumgestaltung mit einem Marktplatz und Lernateliers: So soll die neue Grundschule an der Breslauer Straße aussehen – ganz nach dem Vorbild einer Schule im dänischen Aarhus, die die Politiker 2023 besichtigt hatten.

Neue Grundschulen werden nach dänischemVorbild gebaut

Ob dafür auf dem langgestreckten Gelände der alten Realschule, die direkt neben der Gemeinschaftsschule an der Berliner Straße liegt, Platz wäre, bezweifelt Rose. Und noch etwas spricht dagegen, die neue Grundschule dort zu errichten: die Zeit. „Wir müssten mit der Planung noch einmal von vorn beginnen, würden viel Zeit verlieren, die wir nicht haben“, so der SPD-Politiker. Noch liegt das Vorhaben im Zeitplan: Beim bisherige Baukonzept war der Start der Bauarbeiten für November kommenden Jahres vorgesehen. Der verschiebt sich nun um wenige Monate, die durch das einfachere Verfahren wieder hereingeholt werden können.

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„Selbst ich als Laie habe verstanden, dass unser bisheriges Konzept zu komplex war“, sagt Lütjens und nennt als Beispiel die Heizungsanlage. Ursprünglich war vorgesehen, den Schulneubau wie bisher an das bestehende Blockheizkraftwerk (BHKW) an der Gemeinschaftsschule anzuschließen. „Das war bis vor ein paar Monaten noch möglich, geht nun nicht mehr“, so der Verwaltungschef. Grund ist das seit Jahresbeginn geltende neue Heizungsgesetz: Seither muss jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden.

Heizungsgesetz macht Anschluss ans BHKW unmöglich

Also wurde umgeplant: Die neue Grundschule soll jetzt mittels einer Luft-Wasser-Wärmepumpe beheizt werden, deren Anlagen auf dem Dach montiert werden. „Dafür muss aber erst einmal das Gebäude stehen“, so Lütjens, der dem Wechsel des Baukonzepts nur gute Seiten abgewinnen kann: „Es wäre sonst ein erzwungenes Flickwerk geworden und hätte die Bauzeit verlängert.“

Doch warum wurde nicht von Anfang an mit der alten Realschule geplant? Weil sie anderweitig verplant war: Das ehemalige Schulgebäude sollte zum Bürgerservicezentrum mit Dienstleistungsangeboten der Stadtverwaltung, der Bücherei sowie Räumen für Vereine und Verbände umgebaut werden. Doch dieses Projekt liegt auf Eis, denn die dafür notwendigen Fördertöpfe bei Bund und Land sind leer. Lütjens hofft darauf, dass ab 2028 wieder neue Förderprogramme aufgelegt werden. Dann hätten die Grundschüler bereits ihre neue Schule bezogen, und die Realschule stünde wieder leer.

Container als Zwischenlösung für die Kita

Während das Jugendzentrum auch in die alte Realschule umziehen soll, muss die Kita Traumland zunächst in angemietete Container umziehen. Die werden an der Möllner Straße im Neubaugebiet Dreiangel aufgestellt. Dort war ursprünglich eine Kita vorgesehen, doch erwies sich das Gelände als zu klein. Jetzt sollen dort vorübergehend drei der fünf Gruppen unterkommen, die übrigen auf weitere Kitas verteilt werden. Parallel dazu sollen zwei neue Kitas entstehen: die eine auf einer Freifläche zwischen Hans-Koch-Ring und Verbrüderungsring, die andere in Zentrumsnähe an der Seestern-Pauly-Straße. Dafür werden zwei alte, kleinere Gebäude, die sich im städtischen Besitz befinden, abgerissen.

Wenn die Grundschule (l.) an der Breslauer Straße neu gebaut wird, muss die Kita Traumland (r.) weichen. Nach einer Übergangszeit wird die Seestern-Pauly-Straße neuer Standort.
Wenn die Grundschule (l.) an der Breslauer Straße neu gebaut wird, muss die Kita Traumland (r.) weichen. Nach einer Übergangszeit wird die Seestern-Pauly-Straße neuer Standort. © Marcus Jürgensen | MarcusJürgensen

Ob das Baukonzept auch für den Neubau der Verbandsschule Nordost geändert wird, ist noch offen. Dort ist geplant, den Neubau, der sich ebenfalls an dänischen Schulen orientiert, auf dem großen Sportplatz der Schule zu errichten – im laufenden Betrieb. Nach dem Umzug der Schüler würde dann der Altbau abgerissen und an seiner Stelle ein Sportplatz erbaut werden.