Schwarzenbek. Die Schwarzenbeker Tafel und der örtliche Edeka haben gemeinsam ein Pilotprojekt mit Plastikkarten gestartet. Und so funktioniert es.
Spenden ist nicht so einfach, zumindest, wenn es um die Hilfsorganisation Tafel gedacht ist. Denn die darf für ihre Lebensmittelausgabe kein Geld, sondern nur Sachspenden annehmen. Ein Pilotprojekt, das sich der Schwarzenbeker Tafel-Leiter Martin Lenz ausgedacht hat, ändert nun alles.
Seit Donnerstag, 21. November, hängen sie an fünf der sieben Kassen des Edeka-Marktes Kratzmann am Hans-Koch-Ring 6: zwölf scheckkartengroße Plastikkärtchen mit dem Logo der Schwarzenbeker Tafel und der Abbildung jeweils eines Produkts der Edeka-Eigenmarke Gut&Günstig. Dass die Tafel ihren Aufsteller direkt neben den übrigen Angeboten mit Telefon- oder Guthabenkarten platziert hat, ist gewollt. Denn wie die anderen Karten auch kann die Tafel-Karte an der Kasse erworben werden, nur, dass der Käufer keine Ware erhält. Vielmehr handelt es sich um eine Spende für die Lebensmittelausgabe der Tafel. Sie bleibt bis zu ihrer Abholung im Markt. Dieses Projekt ist bundesweit einmalig, hat Lenz nach Rückfrage beim Landesverband erfahren.
Fünf Stunden Karten ausgeschnitten und laminiert
Ausgedacht hat sich das System der ehrenamtliche Tafel-Leiter selbst. Über die Idee, das Spenden von Lebensmitteln zu vereinfachen, habe man innerhalb des Helferteams öfter gesprochen. Eine Kartenlösung habe er jedoch immer für nicht realisierbar gehalten, so Lenz.
„Als die Lebensmittelspenden für unsere Arbeit immer weniger wurden, habe ich mir eine Telefonkarte als Vorlage genommen und einen Entwurf hergestellt“, berichtet der ehrenamtliche Helfer. Eine befreundete Grafikerin fertigte dann einen professionellen Entwurf an. Das war im Spätsommer dieses Jahres.
Nun galt es noch den Marktleiter zu überzeugen, doch das war nicht schwer: Seit Jahren arbeiten der Edeka-Markt Kratzmann und die Tafel eng zusammen. Jetzt galt es noch Sponsoren zu finden, die die Produktion der Karten und deren Aufsteller finanzieren – immerhin 600 Euro. Doch auch das war kein Problem, berichtet Lenz: „Wo ich das Projekt auch vorgestellt habe, die Leute waren davon begeistert.“
Bei der Realisierung halfen dann Schülerinnen und Schüler der Grund- und Gemeinschaftsschule Schwarzenbek, die bereits in einem Gemüsegarten-Projekt der Tafel mitarbeiten. „Fünf Stunden haben wir die Papierkärtchen ausgeschnitten und laminiert“, erinnert sich Lenz.
Tafel-Karte: So funktioniert die Lebensmittelspende
Insgesamt 2500 Kärtchen mit zwölf Gut&Günstig-Produkten sind so entstanden. Es handelt sich dabei um Grundnahrungsmittel wie Zucker, Mehl, Nudeln und Reis, dazu Nussnougat-Creme, Kartoffelpüree, Gemüsekonserven und Dosensuppen. „Wichtig ist für uns, dass diese Lebensmittel eine möglichst lange Haltbarkeit haben“, sagt Silvia Knaak, stellvertretende Leiterin der Schwarzenbeker Tafel. „Die Spenden bestehen ja sonst immer aus Lebensmitteln, deren Mindesthaltbarkeitsdatum kurz vor dem Ablaufen ist.“
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Und so funktioniert es: Der Kunde kann am Aufsteller neben dem Kassenbereich aus zwölf Produkten auswählen. Diese kosten zwischen 99 Cent für Mehl und 3,19 Euro (Nuss-Nougat-Creme). Der Kunden legt eine oder mehrere Karten auf das Laufband und bezahlt die Waren gemeinsam mit seinen übrigen Einkäufen. Die Verkäuferin legt die Karten dann in eine Kiste, die regelmäßig von den Tafelhelfern entleert wird.
„Wir gehen dann mit allen Karten durch den Markt und holen die Waren aus den Regalen“, erläutert Lenz. Ursprünglich war angedacht, dass der Markt die Produkte in seinem Lager bereitstellt. „Gerade in der Vorweihnachtszeit ist das nun gewählte Verfahren jedoch eine Erleichterung für die Mitarbeiter“, sagt Lenz. Anschließend werden die Tafel-Karten von den Helfern wieder in die Aufsteller an den Kassen einsortiert.
Etwas Gutes tun auf sehr einfache Weise
Einer der ersten Kunden, die so eine Tafel-Karte kauften, war Schüler Niklas Strack. Der 15-Jährige unterstützt mit weiteren Schülern der Grund- und Gemeinschaftsschule Schwarzenbek die Tafel, arbeitet auch im Gemüsegarten-Projekt mit. An diesem Tag war er jedoch als Einkäufer im Einsatz. Zwar darf eine Tafel laut Satzung des Bundesverbandes keine Lebensmittel hinzukaufen, doch es gibt eine Ausnahme: wenn es sich um eine zweckgebundene Spende handelt. „Das ist eine sehr einfache Weise, Gutes zu tun“, so der Schüler.
Das sehen die Edeka-Kunden offenbar genauso: Verkäuferin Manuela Marohl hatte kurz nach dem Start des Projekts schon zahlreiche Tafel-Karten in ihrem Kästchen. Wenn das Projekt angenommen wird, möchte Knaak es auch um Hygieneartikel erweitern: „Bei der Tafel denkt man zuerst an Lebensmittel, aber auch der Einkauf von Waschmittel oder Babywindeln ist für Menschen mit geringem Einkommen oftmals ein Problem.“
Tafel-Helfer sammeln für die Weihnachtspause
Am Sonnabend, 30. November, lädt die Schwarzenbeker Tafel wieder zur Aktion „Eins mehr!“ ein: Von 9 bis 14 Uhr stehen die Helfer vor dem Edeka-Markt und bitten Kunden direkt um Spenden haltbarer Lebensmittel. Die Aktion käme bei den Kunden stets gut an, so Knaak: „Die Menschen bleiben stehen, fragen nach, und man klönt miteinander.“ Allerdings ist die Aktion sehr aufwendig, wird deshalb von den ehrenamtlichen Helfern nur alle drei Monate durchgeführt.
Knaak und Lenz hoffen, mit diesen zusätzlich gespendeten Lebensmitteln über die Tafel-Karten und bei der Aktion „Eins mehr!“ über die Weihnachtspause zu kommen. Denn vom 23. Dezember bis zum 6. Januar 2025 ist die Lebensmittelausgabe der Schwarzenbeker Tafel geschlossen. „An den Ausgabetagen am 17. und 20. Dezember gibt es deshalb zusätzliche Produkte“, so die beiden ehrenamtlichen Leiter, die ihr Projekt beim Treffen des Bundesverbandes der Tafeln im Sommer 2025 in Hannover vorstellen wollen.