Schwarzenbek. Neuausrichtung der LMT Group: Dafür wird nicht nur das Kundenzentrum erweitert. Auch intern stellt sich das Unternehmen neu auf.
„Together – form lab to production” (Gemeinsam – vom Labor zur Produktion) lautet der neue Slogan, mit welchem der Schwarzenbeker Spezialmaschinenbauer Fette Compacting seine strategische Neuausrichtung zusammenfasst. Beim Weltmarktführer für Tablettiermaschinen ist das jedoch nicht nur ein Slogan, sondern gelebte Wirklichkeit.
„Wir wollen nicht nur Maschinen bauen, sondern die Zusammenarbeit mit Kunden bereits ab einer sehr frühen Phase der Entwicklung weiter ausbauen, um letztendlich die Zeit für Markteinführungen von Medikamenten zu verkürzen“, sagt Joachim Dittrich, Geschäftsführer der LMT Group und CEO (Chief Executive Officer) von Fette Compacting. „Schwarzenbek ist das Zentrum unserer weltweiten Unternehmensaktivitäten“, sagt Dittrich. Deshalb soll am Standort auch expandiert werden. Schon jetzt ist die Logistik-Abteilung des Mittelständlers nicht mehr am Hauptfirmensitz an der Grabauer Straße 24 untergebracht, sondern in angemieteten Büro- und Hallenkomplexen einige Hundert Meter weiter.
LMT Group: Millioneninvestition für den Standort Schwarzenbek
Im Jahr 2015 war das bisherige Kundenzentrum eingeweiht worden, das nun um einen 900 Quadratmeter großen und 16,5 Meter hohen Anbau erweitert werden soll. „Der Bauantrag ist bereits gestellt und genehmigt“, sagt Dittrich, doch noch fehlt das endgültige „Go“ durch den Aufsichtsrat des Familienunternehmens. 13 Millionen Euro hatte das alte Kundenzentrum gekostet, der Neubau wird ebenfalls im zweistelligen Millionenbereich liegen.
Teuer macht das neue Kundenzentrum nicht nur seine äußere Hülle mit großen Glasflächen, sondern vor allem die anspruchsvolle Technik im Inneren. Denn auch intern stellt sich das Unternehmen neu auf: „Wir wandeln uns vom reinen Maschinenbauer zum umfassenden Prozesstechnologiepartner“, so der Geschäftsführer. Damit im neuen Kundenzentrum auch klinische Studien durchgeführt werden können, werden dort „Reinräume“ eingerichtet, wie sie auch in der pharmazeutischen Industrie zu finden sind. Vor allem die technisch aufwendige Inneneinrichtung macht den Neubau teuer. Genaue Zahlen wollten Dittrich und Anke Fischer, CFO bei Fette Compacting, noch nicht nennen, lediglich dass es sich um einen „zweistelligen Millionenbetrag“ handeln wird.
Fette Compacting stellt sich breiter auf
Dittrich: „Wir bewegen uns künftig in einer Welt, die Pharmazie heißt und nicht mehr reiner Maschinenbau.“ Und das hat auch Auswirkungen auf die Personalstruktur: Künftig wird es im Unternehmen beispielsweise nicht mehr nur Maschinenbauer oder Mechatroniker geben, sondern vermehrt auch Spezialisten aus Pharmaberufen.
Fette Compacting hat sich zum Ziel gesetzt, die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen der Pharmafirmen und deren Produktion durch intensive Beratung zusammenzubringen und so mit eigenen Lösungen den richtigen technischen Rahmen zu schaffen. Bereits bei der Festlegung der endgültigen Darreichungsform der Tablette und ihrer Eigenschaften wie Größe, Farbe und eventuellen Beschichtungen will Fette Compacting seine Kenntnisse in den Prozess einbringen und greift dafür auf seinen breiten Wissensfundus von mehr als 70 Jahren zurück.
Entwicklungszeit für neue Medikamente verkürzen
Mit der Entwicklung der FE CPS, einer Kombination aus Tablettiermaschine und einer Dosier-Mischeinheit mit integriertem Pulver-Transport-System zur kontinuierlichen Direktverpressung, lassen sich für Hersteller hohe Einsparpotenziale realisieren. Versuchsläufe und die spätere Produktion finden in der gleichen Anlage statt. Der Materialverbrauch zur Prozessentwicklung wird so deutlich reduziert. Die Prozessüberwachung findet in Echtzeit statt und sichert so stabile Prozesse. Im Competence Center in Schwarzenbek steht für Kunden eine Anlage für Produkttests bereit.
„Stellt man bisher fest, dass die Zusammensetzung einer Tablette doch nicht die richtige ist, hatte man bereits große Mengen produziert – wertvolle Ressourcen, die man nur noch wegwerfen kann“, so Dittrich. Die neue FE CPS stoppt hingegen die Produktion bereits nach wenigen Tabletten automatisch, wenn das Produkt fehlerhaft ist. Vorteil für die Pharmaindustrie: Die Zulassung eines neuen Produkts kann schneller und mit weniger Materialverbrauch als bisher erfolgen. Dittrich: „Durch diese Herangehensweise können neue Medikamente schneller für den Markt und die Patienten verfügbar sein.“
Mit „Zukunftsfreude“ auch die Kunden begeistern
„Für die Zukunft wird es wichtig sein, dass wir unser Portfolio nicht ausschließlich auf Maschinen und Prozess-Equipment eingrenzen. Unser Ziel ist es, unsere Kunden bereits frühzeitig umfassend zu begleiten“, so Dittrich. Eine enge Zusammenarbeit ab der ersten Entwicklungsphase ermögliche zudem einen zielgerichteten und nachhaltigen Ressourceneinsatz und führe zu wirtschaftlichen wie ökologischen Vorteilen.
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Diese Innovationen seien notwendig, sagt Dittrich: „Wir konnten uns erfolgreich entwickeln, aber der Preisdruck, sowohl auf uns als auch auf Pharmahersteller, wird immer größer. Wir möchten den Standort sowohl mit neuen Produktentwicklungen als auch mit zusätzlichen Serviceangeboten nach vorne bringen. Damit das gelingt, brauchen wir hoch motivierte, kompetente Mitarbeiter und die passende Unternehmenskultur.“
In einem zweitägigen Workshop wurden deshalb alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen weltweit auf eine „Culture Journey“ mitgenommen. Werte wie Leidenschaft, Wertschätzung, Integrität und Zukunftsfreude bilden das Fundament für die Unternehmensphilosophie „Together – for quality of life“. „Mit innovativen Entwicklungen und Services möchten wir dazu beitragen, die Lebensqualität für Menschen zu verbessern“, erläutert Fischer.
Neuausrichtung sorgt für sichere Arbeitsplätze
Wichtig sind Dittrich dabei sind vor allem Teamarbeit, flache Hierarchien sowie eine enge, partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Kunden. Der Maschinenbauingenieur verfügt über langjährige Erfahrungen im Spezialmaschinenbau. Nach Stationen bei der Hauni-Gruppe und Bosch in Stuttgart kam der gebürtige Bergedorfer 2021 zurück in den Norden.
Seitdem ist Dittrich Geschäftsführer von Fette Compacting. In dieser Rolle ist er gemeinsam mit CFO Anke Fischer für die strategische und operative Leitung des Unternehmens zuständig. Im Oktober des Jahres hat er zusätzlich die Funktion des CEO von LMT Tools übernommen.
380 Millionen Euro setzte das Familienunternehmen im Jahr 2023 um, beschäftigte weltweit 1800 Mitarbeiter, davon allein in Schwarzenbek 970. Die Mehrzahl, nämlich 740 Mitarbeiter, sind für Fette Compacting tätig, 230 für LMT Tools. Im Unternehmen werden zudem 60 Azubis und duale Studenten ausgebildet.
Dittrich: „Ich brenne dafür, diesen Wirtschaftsstandort, aber auch Fette Compacting insgesamt, durch unsere strategische Neuausrichtung zukunftssicher aufzustellen. Wir sind bereits Weltmarktführer für Tablettiermaschinen und ich möchte, dass das so bleibt, damit wir auch künftigen Generationen sichere Arbeitsplätze bieten können.“