Geesthacht. Sechs Minuten lang geht es im Politmagazin Panorama um die Situation am AKW Krümmel. Olaf Schulze formulierte darin eine klare Forderung.
Besuch von der ARD in Geesthacht: Ein Fernsehteam des Politmagazins Panorama war vergangene Woche in der Stadt, um einen Beitrag zu drehen zur Atommüll-Endlagersuche vor dem Hintergrund, dass sich dieser Findungsprozess noch lange hinziehen wird. In Krümmel ist, mangels Endlager, in Nachbarschaft zum AKW ein Zwischenlager entstanden mit 42 eingelagerten Castor-Behältern. Betreiber ist die Bundesgesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ). Die Genehmigung läuft in 22 Jahren aus.
Die in Spezialbehältern eingedosten, strahlenden alten Brennelemente werden dort, abgeschirmt im Betongewölbe, wohl noch sehr lange stehen, das wurde einmal mehr deutlich in dem knapp sechs Minuten langen Beitrag, der am Dienstag, 19. November, ausgestrahlt wurde. Über die ARD-Mediathek ist er abrufbar auf der Webseite www.ardmediathek.de. Im Suchfeld dann Endlagersuche eintippen.
Atommüll-Endlagersuche: ARD-Team dreht Beitrag in Geesthacht
Geesthachts Bürgermeister Olaf Schulze wiederholte gegenüber Panorama eine Forderung, die er unlängst bereits in einem seiner Berichte der Stadtpolitik mitgeteilt hatte. Er ist Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Standortgemeinden mit kerntechnischen Anlagen in Deutschland (Asketa).
Dort wird nun der Ruf laut nach einem „Schmerzensgeld“ für Zwischenlager, die neben einem stillgelegten Atomkraftwerk stehen – so wie in Krümmel. „Wir möchten genauso behandelt werden wie Gorleben und Ahaus, die bekommen eine Ausgleichszahlung, weil sie kein Kraftwerk hatten“, erklärte Olaf Schulze in dem Beitrag.
Bekannte Atomkraftgegner überraschten mit immer noch aktuellem Plakat
„Wir hatten vorgeschlagen, dass es eine Millione Euro ist im Jahr plus pro Castor 5000 Euro. Das würde in Geesthacht rund 1,2 Millionen Euro bedeuten“, informierte Olaf Schulze. Die Chancen, vom Bund erhört zu werden, stehen indes eher schlecht. Das ergab die Anfrage des Panorama-Teams ans Bundesministerium für nukleare Sicherheit. Es sah keine Ausgabeermächtigung, weder von der BGZ noch für den Bundeshaushalt. Immerhin: Das Ministerium hält eine Standortfestlegung für ein Endlager in der Mitte des Jahrhunderts für erreichbar.
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Auch die stadtbekannten langjährigen Atomkraftgegner Bettina und Gerhard Boll wurden vom Team zum Lokaltermin am Donnerstag vor dem Kraftwerksgelände eingeladen. Bettina Boll verblüffte das Fernsehteam mit einem mitgebrachten Plakat. Es bringt das aktuelle Geschehen auf den Punkt, ist in Wirklichkeit aber schon vor 18 Jahren entstanden.
Wird aus dem Zwischenlager ein Zwischen-End-Lager?
Auf gelbem Hintergrund ist eine Frage zu lesen: „Wie lange ist ein Zwischenlager ein Zwischen-End-Lager? 40 Jahre, 50 Jahre, 60 Jahre“. Davon ab führt ein Pfeil zu einem Fragezeichen, das andeutet, dass die Zahlen sich beliebig vorsetzen ließen. Die Antwort folgt – und liegt auf der Hand: „Solange es kein Endlager gibt.“
„Es gibt noch schlimmere Orte“, sagt Bettina Boll bezüglich des hiesigen Zwischenlagers. „Hier ist die Wand zum Schutz 1,20 Meter dick und die Decke 1,30 Meter. Diesen Bautyp haben wir dankbarer Weise erwischt in Norddeutschland. Wir haben nämlich die fettesten Zwischenlagerhallen. In Grundremmingen (Bayern) sind es nur 55 Zentimeter in der Decke und in der Seitenwand 85 Zentimeter. Und dort stehen 127 Castoren.“
Insgesamt gäbe es 1900 Castoren mit hochradioaktivem Atomabfall in Zwischenlagern, zählt Bettina Boll auf – und weiterhin keine Aussicht, sie baldigst in ein Endlager zu überführen. 1,82 Millionen Euro kostet die Produktion eines solchen Behälters, weiß Bettina Boll. Und es hieß immer, Atomkraft sei billig, meint sie verärgert.