Geesthacht. Die Gruppen vor der Sporthalle an der Berliner Straße in Geesthacht wirken auf Schüler bedrohlich. Was nun geschehen soll.

Der Seiteneingang der Sporthalle Berliner Straße liegt verkehrsgünstig vis-à-vis zum Geesthachter ZOB und zum Rewe-Center. Wer tagsüber gern mal ein Bierchen zischt, bekommt es im nahen Supermarkt, und die Treppen vor der Sporthalle laden dann zum geselligen Sitzen und Austrinken ein.

Das Sit-in ist anderen hingegen ein Dorn im Auge. Insbesondere bei gutem Wetter verweilen Gruppen besonders lange dort. Und darin sehen manche ein Problem. Denn Kinder haben Angst, zwischen den Trinkern hindurch zum Training zu gehen. Das Thema ist ein Dauerbrenner in Geesthacht. Im Sozialausschuss zeichnete sich jetzt jedoch eine Lösung ab.

Geesthacht: Trinker-Hotspot vor der Turnhalle Berliner Straße

Kinder empfinden den Weg zum Sportlereingang der Halle als Spießrutenlauf, zumal häufig auch Hunde in der Ansammlung dabei sind. Im Mai forderte der Frauenbeirat, etwas zu unternehmen, den Anstoß gab die Enkelin eines Beiratsmitglieds. Jüngst fand sich der Antrag zum dritten Mal auf der Tagesordnung des Sozialausschusses, wurde aber wieder vertagt. Wohl zum letzten Mal, wie der Ausschussvorsitzende Marcus Worm (Grüne) erwartet.

Demnach könnte es zu einer Lösung in der nächsten Sitzung am 3. Dezember kommen. Angestrebt wird eine Doppelstrategie. Zum einen soll die Szene vom Türbereich weggelotst werden durch bauliche Veränderungen im Zuge des Ausbaus der Fahrradstation mit einer Aufenthaltsfläche im hinteren Bereich des Gebäudes. Das aber dauert noch, bis es so weit ist.

Die Lösung hätte schon vor Jahren auf dem Tisch liegen können

Zum anderen gibt es eine deutlich schnellere Möglichkeit für die kleinen Sportler, bei Bedarf einen anderen Weg nehmen zu können. Dafür sollen Schlüssel für den Haupteingang an die Trainer ausgegeben werden. Dort sind die Gruppen noch nie beobachtet worden, dieser Raum bietet ihnen keine Aufenthaltsqualität. Diese so einfache wie kostengünstige Lösung war bereits vor zwei Jahren angestrebt worden, berichtet ein Trainer des VfL Geesthacht.

Damals, so erinnert er sich, seien acht Schlüssel für die Tür des Hauptportals nachbestellt worden. Doch zur Ausgabe an die Trainer sei es nie gekommen. „Die Schlüssel sind irgendwo im Rathaus verschwunden“, sagt er. Die Stadtverwaltung teilt nun auf Anfrage mit, es sei vorgesehen, schnellstmöglich Schlüssel für den Haupteingang der Sporthalle zur Verfügung zu stellen. Ob es sich um die wiedergefundenen oder um neue Schlüssel handelt, wurde nicht mitgeteilt.

Die Gruppen sind friedlich, Übergriffe sind nicht bekannt

Einen Anlass, gegen die Menschen vor der Halle mit einer härteren Gangart seitens des Ordnungsamtes oder gar der Polizei vorzugehen, hat es bisher nicht gegeben. Pöbeleien, Bedrohungen oder gar Übergriffe gegen diejenigen, die dort entlanggehen, sind nicht bekannt.

„Erwachsene oder auch Jugendlichen haben auch keine Probleme, an ihnen vorbeizugehen“, sagt denn auch der Trainer. Aber die Kinder, die hier zum Training gingen, würden sich unwohl fühlen. Ihnen sei es unheimlich, mitten durch die Gruppe gehen zu müssen.

Gruppen sind sich bewusst, auf Kinder bedrohlich wirken zu können

Marcus Worm hatte zusammen mit Geesthachts Erster Stadträtin Melanie Grimm-Meyer mehrfach die Gruppen für klärende Gespräche aufgesucht und ebenfalls nie Feindseligkeit festgestellt. Alle Personen dort hätten eine Wohnung in Geesthacht, ein Hotspot für Obdachlosigkeit bestehe hier auch nicht, sagt Marcus Worm. Die Gruppe sei zudem mittlerweile merklich kleiner geworden, sie bestehe nur noch aus fünf bis acht Personen, sagt er. Früher seien es bis zu 30 gewesen.

Den Menschen sei bewusst, dass sie auf Kinder bedrohlich wirken könnten, schildert Marcus Worm das Ergebnis der Gespräche. „Sie haben beteuert: ,Wir sind doch harmlos, wir tun doch keinem etwas‘“. Zudem würden sie gegenseitig auf sich aufpassen, dass niemand über die Stränge schlage.

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Der Handlungsbedarf wird mittlerweile als gering angesehen

„Wir können das Problem in der Intensität, mit der es mal vorgebracht wurde, nicht feststellen. Das bedeutet, wir müssten am Ende den Antrag ablehnen, weil es keinen Handlungsbedarf gibt. Und das wollen wir natürlich nicht“, sagt Marcus Worm. Denn letztendlich gebe es ja die Kinder, die Angst hätten.

Im Sozialausschuss im Dezember soll es nun einen Beschlussvorschlag geben, über den abgestimmt werden soll. Im Vorwege ist erwünscht, dass der Frauenbeirat sich mit der Geesthachter Gleichstellungsbeauftragten Anja Nowatzy berät, ob sich der Antrag möglicherweise verändern ließe – und ob alle mit dem angestrebten Ergebnis zufrieden sind. Eile indes besteht zurzeit eigentlich gar nicht. „Das Problem gibt es sowieso nur im Sommerhalbjahr, im Winter hat sich das erledigt“, weiß der VfL-Trainer.