Geesthacht. Eine Gruppe von Alkohol trinkenden Personen blockiert regelmäßig den Eingang zur Sporthalle Berliner Straße in Geesthacht.
Für Celina Schmidt (9) und ihre ein Jahr ältere Freundin war es ein großer Tag. Zum ersten Mal machten sie sich aus der HEW-Siedlung mutig mit Sporttasche und ohne ihre Eltern auf den Weg zum Handball-Training. Doch in die Sporthalle Berliner Straße haben sie sich nicht allein getraut. Denn die Treppen vor dem Seiteneingang, den die Sportler unter der Woche nutzen, werden seit einiger Zeit praktisch täglich von einer Gruppe wechselnder Personen belagert, die schon tagsüber reichlich Alkohol trinkt.
Diese Personen hielten sich bis zur Eröffnung von „Mäc-Geiz“ auf der Außentreppe zum Parkplatz des benachbarten Rewe-Centers auf und haben ihre auf kleine Kinder angsteinflößend und bedrohlich wirkenden Tätigkeiten nun vor die Sporthalle verlagert.
Kinder haben Angst, allein vor der Halle zu stehen
Celina Schmidt und ihre Freundin „flüchteten“ jedenfalls ins Rewe-Center, riefen die Eltern an und warteten schließlich dort bis sie mit ihrer Trainerin in die Halle konnten. „Alle wollen, dass Kinder Sport machen. Dann sind solche Zustände untragbar“, schimpft Vater Thomas Schmidt. Zumal es bei Weitem kein Einzelfall ist.
„Unsere Kinder sind teilweise erst fünf und werden in der Regel bis vor die Tür gebracht und abgeholt. Jetzt haben sie Angst, alleine vor der Halle zu stehen“, weiß Jan-Timo Isakovic, der Trainer der Leistungsturner des VfL Geesthacht. „Und auch den Eltern, die vor der Halle auf die Kinder warten, ist anzusehen, dass ihnen nicht wohl ist“, ergänzt Isakovic.
Da einige Personen dieser Gruppe bei schlechtem Wetter bereits in der Halle ein trockenes Plätzchen suchten, schließen die Trainer die Hallentür nun immer ab. Eine Trainerin lässt ihre Kinder sogar nur noch durch den Notausgang an der B 5 ein und aus, um den Menschen aus dem Weg zu gehen. Ein anderer Trainer, der namentlich nicht genannt werden möchte sagt: „Ich habe selbst beobachtet, wie dort Medikamente aus einem Rucksack heraus und Cannabis verkauft worden sind.“
Vorstand der Turnabteilung hat VfL-Hauptvorstand informiert
Turn-Trainer Jan-Timo Isakovic, dessen Sohn selbst Handball spielt, fühlt sich machtlos. „Für mich als Trainer ist die Situation wirklich unangenehm, den Eltern gegenüber, weil ich nicht in der Lage bin, sie zu entschärfen. Und als Vater ist es wirklich beunruhigend, weil ich meinen Sohn bei dem Publikum definitiv nicht unbeaufsichtigt vor der Halle stehen lassen kann. Ich kann es mir nicht erlauben, zu spät zur Abholung zu kommen.“
Der Vorstand der Turnabteilung hat den VfL-Hauptvorstand bereits informiert. Jörg Kunert, der zweite Vorsitzende des Gesamtvereins will nun das Gespräch mit der Stadt suchen, „weil es für unsere Mitglieder sehr, sehr unangenehm ist“.
Stadt will möglicherweise Hausverbote aussprechen
Derweil ist der Stadt die Situation geläufig. „Es gibt in Geesthacht eine Gruppe von Personen, die durch ihr unangenehmes Auftreten nicht gerne an diversen Standorten gesehen werden und auch Angst erzeugen. Der Außendienst des Ordnungsamtes hat mit diesen Personen Gespräche geführt, was zu einer teilweisen Verlagerung des Standortes scheinbar zur Sporthalle geführt hat. Ich bedauere die Umstände für die Kinder sehr. Daher ist der Außendienst der Stadt Geesthacht fast täglich vor Ort und bittet die Personen, den Platz zu verlassen. Dieser Bitte wird leider nur kurzfristig nachgekommen“, sagt Bürgermeister Olaf Schulze (SPD).
Die Stadt als Eigentümer der Halle hat angekündigt – sollte nicht kurzfristig eine Verbesserung der Situation eintreten –, die Erteilung von Hausverboten zu prüfen. Das sei jedoch nur das letzte Mittel.
Probleme auch in Schwarzenbek:
Brennpunkt Ritter-Wulf-Platz: Der zentrale Marktplatz diente im vergangenen Jahr längere Zeit als Treffpunkt für lautstark feiernde, Alkohol trinkende und teilweise auch marodierende Jugendliche. Folge: Es häuften sich Beschwerden von Anwohnern, Passanten fühlten sich durch die Gruppen bedroht. Polizei, Jugendpflege, Streetworker und Ordnungsamt reagierten und lösten das Problem mit verstärkter Polizeipräsenz, aufsuchender Jugendarbeit und Gesprächen. Allerdings fehlen nach wie vor Treffpunkte für Jugendliche. sh