Geesthacht. Dass das Haus Verluste einfährt, überrascht nicht. Dass es allerdings kurz vor dem Umzug so viel ins Minus wirtschaftet, schon.

„Bei uns erwartet Sie genau die Unterstützung, die für Sie richtig ist“, wirbt die Internetseite des städtischen Seniorenzentrums Am Katzberg in Geesthacht. Um dieses Versprechen einzuhalten, dürften die Voraussetzungen wohl nie besser gewesen sein als jetzt. Auf einen Heimbewohner kommt aktuell ein Mitarbeiter. Eine Entwicklung, von der die Leiterin der Alteneinrichtung Ute Riedel im Sozialausschuss berichtete. Der Grund der seit Jahren fallenden Belegungskurve auf nun nur noch gut 70 Bewohner ist kein Geheimnis. Denn die Tage des Alten- und Pflegeheims Am Katzberg sind gezählt.

Am 1. September 2025 folgt der Umzug ins dann fertiggestellte neue Seniorenheim an der Elbe; zudem ein Trägerwechsel, da das neue Heim nicht mehr von der Stadt, sondern von der Diakonie Nord-Nord-Ost betrieben werden wird. „Nach unserem Kenntnisstand ist die Diakonie gut im Zeitplan“, sagte Ute Riedel. Am 20. September wurde am künftigen Standort an der Steinstraße Richtfest gefeiert. Bis zum Umzug, muss jedoch weiterhin der Wirtschaftsplan fürs Folgejahr dem Sozialausschuss zur Beratung vorgelegt werden. Beschlossen wird er von der Ratsversammlung. In diesem Jahr nun zum letzten Mal. Doch so ein Abschiedsgeschenk hatte sich niemand gewünscht. „1,2 Millionen Euro minus“, berichtete Ute Riedel.

Richtfest für das neue Pflegezentrum und die Kita in der Hafencity
Ende September wurde Richtfest für das neue Pflegezentrum der Diakonie Nord-Nord-Ost in der Hafencity gefeiert. © Dirk Palapies | Dirk Palapies

Unterdeckungen werden seit 16 Jahren durch Geesthacht ausgeglichen

Dass der Betrieb ein Verlustgeschäft ist, war keine Überraschung. Die Unterdeckungen werden seit 2008 durch Geesthacht ausgeglichen. Dass das Loch in der Kasse aber so heftig ausfällt, als ob der Betrieb noch ein volles Jahr dauern würde und nicht nur noch bis September 2025, schon eher.

Dass es auf den letzten Metern nicht mehr besser wird, dürfte jedem klar sein“, befand Ute Riedel. Und so hätten sich die Zahlen auch nicht mehr unbedingt verbessert. Im Erfolgsplan stehen Erträge in Höhe von 1.925.000 Euro – hiervon allein 1.900.000 Erlöse aus Pflegeleistungen – Aufwendungen in Höhe von 3.125.000 Euro gegenüber.

Höhere Personalkosten wegen erheblicher Tariferhöhungen

Die größten Posten werden ausgegeben für Personal (2.350.000), Lebensmittel (140.000), Energie (120.000) und die Instandhaltung (50.000). Ergibt ergo einen Verlust in Höhe von 1.200.000 Euro. Die Gründe, die die Leiterin anführte, sind vielfältig. Höhere Personalkosten wegen erheblicher Tariferhöhungen, „sodass die Personalkosten für 2024 nicht eingehalten werden können“, sagte Ute Riedel.

Zum Beispiel würden einige Personalkosten bis Ende des Jahres weiterlaufen wie auch die Energiekosten und die ganze Buchhaltung. Das Minus wäre noch größer ausgefallen, aber dagegen stand im Mai eine Pflegesatzerhöhung. „Es wurde schon noch mal ausgeschöpft, was man an Einnahmen generieren konnte“, versicherte Ute Riedel.

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Wieviele Mitarbeiter zum neuen Träger wechseln, ist noch unklar

Wie viele der 70 Mitarbeiter denn zur Diakonie wechseln würden, wollte Jens Kalke (Grüne) wissen. Hintergrund: Möglicherweise müsste die Verwaltung, ähnlich wie bei der Abwicklung des Jugendaufbauwerkes 2021, Arbeitsplätze vorhalten für Mitarbeiter, die lieber bei der Stadt beschäftigt bleiben möchten.

„Jeder Mitarbeiter hat ein Übernahmeangebot durch die Diakonie bekommen“, erklärte Ute Riedel Aber es sei zu früh, hierzu etwas zu sagen. „Es ist ja eine persönliche Entscheidung. Aber es wäre schön, wenn alle Kollegen mit hinübergingen. Die Bewohner freuen sich, wenn sie vertraute Gesichter weiter um sich herum haben“. Auch für sie gibt es eine Platzgarantie.

Was nach dem Auszug der Senioren aus dem Gebäude wird, ist weiter unklar. Weder hat die Politik bisher Signale aus der Verwaltung vernommen, noch wurde eine Anfrage unserer Redaktion dahingehend beantwortet. Möglicherweise werde sich Bürgermeister Olaf Schulze auf dem kommenden Hauptausschuss am Donnerstag (7. November) zum Seniorenheim äußern, hieß es. Was konkret Inhalt der Mitteilung sein wird, blieb indes offen.