Geesthacht. Gynäkologische Praxis und Labor wechseln vom MVZ an der Elbe in das Netzwerk abts+partner. Das bringt für Patienten viele Vorteile.

Und es gibt doch noch gute Nachrichten aus der Medizin für Geesthacht. Ende September schockten die Johanniter mit den Insolvenzanträgen für Krankenhaus, Geriatrie, Seniorenheim und ihr hauseigenes MVZ die Öffentlichkeit, aber es geht auch anders.

Eher geräuschlos gab es vor drei Monaten auf dem Gelände des Gesundheitszentrums am Buntenskamp eine einschneidende positive Veränderung, die insbesondere für die Frauenmedizin und die Versorgung Schwangerer wegweisend für die Zukunft sein dürfte.

Gute Nachrichten aus der Medizin: Am Buntenskamp wird Versorgung verbessert

Hierfür wurden die gynäkologische Praxis und das Zytologische Labor am 1. Juli aus dem MVZ an der Elbe herausgelöst und in das bestehende gynäkologische Netzwerk von abts+partner integriert. Ein Umzug ist damit nicht verbunden – die Praxis verbleibt an Ort und Stelle. Auch die Mitarbeiter sind weiterhin an Bord.

„Damit ist es unter dem gemeinsamen Dach des Familienverbundes Dr. Kramer möglich, die gynäkologische Praxis und das Zytologische Labor im Buntenskamp maximal vom abts+partner-Netzwerk und dem dort vorhandenen Know-how profitieren zu lassen“, sagt Geschäftsführer Dr. Martin Völckers zum Sinn der Veränderung. Er leitet auch das MVZ an der Elbe.

Im Quartal 21.000 Patienten an landesweit 15 Standorten

Das MVZ an der Elbe versorgt in der Hausarztpraxis mit insgesamt 16 Mitarbeitern – hiervon sechs Ärzten – pro Quartal 5500 Patienten, die Kinderarztpraxis – zwei Ärzte, fünf Mitarbeiter – behandelt pro Quartal 1800 Kinder.

Die Frauenärzte von abts+partner werden an 15 Standorten in Schleswig-Holstein von 21.000 Patientinnen pro Quartal aufgesucht, in Geesthacht sind es 1700 Patientinnen. Hier arbeiten drei Ärzte, vier Medizinische Fachangestellte und im Zytologisches Labor sechs Labormitarbeiter. Landesweit sind es sogar 210 Mitarbeiter, darunter 47 Ärzte.

Für Pränatalmedizin bedarf es einer speziellen Ausbildung

Dr. Martin Völckers (u.a. Geschäftsführer MVZ an der Elbe in Geesthacht)
Dr. Martin Völckers ist Geschäftsführer der neuen Einrichtung und leitet auch das MVZ an der Elbe. © privat | Privat

„Damit wird ganz viel gynäkologische Erfahrung und Expertise nach Geesthacht gebracht“, verspricht Dr. Martin Völckers. „In den Großstädten gibt es solche Pränatalzentren bereits. Dies nun auch in Geesthacht vorzuhalten, auch für die Menschen im Hinterland mit kurzen Wegen, das ist eine echte Innovation für den Ort“, sagt er.

Das Konzept lautet, dass im Buntenskamp ein modernes Pränatalzentrum für die Betreuung von schwangeren Patientinnen aufgebaut wird – und zwar für die gesamte Region im Osten Hamburgs. „Die moderne Pränatalmedizin kann nicht vom normal niedergelassenen Gynäkologen dargestellt werden. Das bedarf spezieller Ausbildung und ganz spezieller Gerätschaften, die sehr teuer sind“, erläutert Dr. Martin Völckers das neue Angebot.

Risiken bei Schwangerschaften werden sehr früh entdeckt

„Mit Dr. Katharina Schramm haben wir eine hoch ausgebildete Pränatalmedizinerin in der Praxis. Aktuell wird noch ein Ultraschallgerät für 100.000 Euro beschafft, das wir dafür brauchen. Gesucht werden zudem noch zwei Hebammen für die kooperative Zusammenarbeit. Damit folgen wir einer Struktur, die wir schon an verschiedenen Standorten in Schleswig-Holstein entwickelt haben“, erklärt der Mediziner. „Und das funktioniert sehr gut“.

Das Besondere an den Pränatalzentren sei, dass man schon sehr früh Risiken fände, sodass bei Schwangerschaften bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt entschieden werden könne zwischen Risikoschwangerschaften und Nicht-Risikoschwangerschaften.

Dysplasiesprechstunden für Patientinnen mit auffälligen Krebsvorsorgebefunden

„Zudem wird es eine Dysplasiesprechstunde geben, in die Patientinnen mit auffälligen Krebsvorsorgebefunden geschickt werden können“, berichtet Dr. Martin Völckers. „Der Name dieses gynäkologischen Praxisunternehmens ist abts + partner. Firmieren tun wir inzwischen unter dem Namen a&p MVZ GmbH“, erläutert er.

Er ist selbst Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe mit den Spezialisierungen Endokrinologie & Reproduktionsmedizin und Gynäkologische Zytologie und Labormedizin. 2001 begann der Frauenheilkundler, von Kiel aus ein großes, gynäkologisches Praxisunternehmen aufzubauen. Mit der Park-Klinik wird in der Landeshauptstadt eine eigene Belegklinik betrieben, in der rund 2500 stationäre und ambulante gynäkologische Operationen pro Jahr durchgeführt werden.

Geballte Expertise in vielen medizinischen Spezialisierungen

Von dieser geballten Expertise sollen nun alle Frauen aus Geesthacht und Umgebung profitieren – und zwar in vielen medizinischen Spezialisierungen. „Wir betreiben in Schleswig-Holstein diverse vernetzte Zentren, unter anderem für Brustkrebs-, Kinderwunsch-, Pränatal-, Beckenboden- und Dysplasiemedizin sowie gynäkologische Labore für zytologische Diagnostik“, erklärt Dr. Martin Völckers.

Sowohl Park-Klinik Kiel als auch abts+partner gehören seit 2020 zum Familienverbund Dr. Kramer in Geesthacht, zudem das MVZ an der Elbe mit seinen verbliebenen Arztpraxen für Kinderheilkunde und Hausärztliche Versorgung. Mit der Herauslösung von Gynäkologie und Labor sind die Veränderungen nicht beendet.

Ausweitung des Leistungsangebotes im MVZ an der Elbe geplant

In beiden Bereichen sind Modernisierungen – teilweise mit Ausweitung des Leistungsangebotes – geplant. Dazu zählt der pädiatrische Betrieb. „Wir werden mehr Ärzte in Zukunft dort haben als bisher“, kündigt Dr. Martin Völckers vor dem Hintergrund der Entbudgetierung für Kinderärzte an.

Eine weitere Pädiaterin soll demnächst die Praxis verstärken. Angestrebt wird der Abschluss der Restrukturierung zum Ende des Jahres. „Solche Zeitplanung in unserer bürokratisierten Welt ist allerdings schwierig geworden“, sagt er.

Verschachteltes Gebäudeensemble am Buntenskamp verwirrt Patienten

Die Veränderungen zum Besseren sind ein Gegenentwurf zum MVZ der Johanniter, ebenfalls auf dem Gelände beheimatet. Doch dessen Weiterbetrieb ist wegen der klammen finanziellen Situation infrage gestellt. Und das färbe auch auf die medizinische Nachbarschaft ab, weiß Dr. Martin Völckers aus eigener Erfahrung. „Wenn erstmal die Gerüchteküche brodelt, wird ja schnell alles in einen Topf gerührt“, sagt er.

Befeuert durch das unübersichtliche, verschachtelte Gebäudeensemble, das zwar für Wohnungsbau geeignet sei, aber weniger für die vielen hier beheimateten medizinische Praxen, wüssten viele Patienten überhaupt nicht mehr, wer jetzt eigentlich insolvent sei, und wer nicht, klagt er.

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Dr. Martin Völckers stellt klar: „Das MVZ der Johanniter hat mit unserem MVZ an der Elbe überhaupt nichts zu tun“. Soll heißen: Der Betrieb läuft uneingeschränkt weiter. Gut für die Stadt, denn der stärker werdende Patientendruck dürfte bei einem Wegfall des Johanniter-MVZ noch größer werden.