Geesthacht. Die Kirchenbücher von St. Salvatoris verraten, was aus den Nachfahren des legendären Wilddiebes Hans Eidig geworden ist.

Für Helmut Knust vom Heimatbund und Geschichtsverein Geesthacht war es DIE Entdeckung vor seiner jüngsten Exkursion zu den Spuren, die der legendäre Wilddieb Hans Eidig in und um Geesthacht hinterlassen hat. In einem alten Taufbuch der St. Salvatoris-Kirche stieß er gemeinsam mit Signe Schuster, der hiesigen Expertin für Kirchenbücher, auf einen Eintrag über die Geburt eines unehelichen Kindes, das der als Robin Hood aus der Heide geltende Volksheld in Geesthacht gezeugt hatte.

Was aus dem Kind und der Mutter wurde, hat Schuster nun ebenfalls ausfindig gemacht. Es ist eine traurige Geschichte, aber der Reihe nach. Im neunten Eintrag des Taufregisters aus dem Jahr 1834 heißt es: „Johann Franz Friedrich Eidig, außer der Ehe gebohren den 5ten Februar, getauft den 12. Februar. Vater: Johann Franz Eidig aus Amt Harburg. Mutter: Anna Elisabeth Brandt.“ Eigentlich hieß der 1804 geborene Wilddieb zwar Johann Christoph mit Vornamen, gab sich aber später oft als Johann Franz Eidig aus.

Der Robin Hood der Heide hatte ein Kind in Geesthacht

Bei dem Taufeintrag gibt es zudem eine kaum leserliche Randnotiz, die Schuster nun entziffert hat. Das Kind ist demnach noch „eodem mense“ (lateinisch für: im selben Monat) gestorben. Darauf wälzte Signe Schuster auch die Sterberegister von St. Salvatoris und wurde am 13. März 1834 fündig. „Demnach ist die Mutter Anna Elisabeth Brandt am Wochenbett-Fieber gestorben und am 16. März beerdigt worden.“

Hans Eidig
Der Taufeintrag über die Geburt des unehelichen Kindes von Hans Eidig in Geesthacht. © Dirk Schulz | Dirk Schulz

Ein früher Tod nach der Geburt war noch bis in die 1870er-Jahre keine Seltenheit. Jedes vierte Kind in Deutschland wurde damals keine fünf Jahre alt. Erst mit einer Verbesserung der medizinischen Versorgung und des Fortschritts sank die Kindersterblichkeit.

Großes Ansehen unter der Landbevölkerung

Derweil genoss Hans Eidig unter der Landbevölkerung großes Ansehen. Er wilderte im damals dänischen Sachsenwald, verkaufte das Fleisch im zu Hamburg gehörenden Geesthacht und hatte hier offensichtlich auch zumindest eine Liebschaft.

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Wie Robin Hood wurde der Wilddieb noch 1834 für vogelfrei erklärt. Gegen Zahlung von 200 Talern erklärte er sich 1835 auf Drängen von Dänemark und Hannover, südlich der Elbe hatte er zuvor sein Unwesen getrieben, zur Auswanderung in die USA bereit. Dort fand auch er ein unglückliches Ende, starb schon 1836 oder 1837. Seine Ehefrau kehrte mit dem gemeinsamen Sohn nach Deutschland zurück.