Aumühle. Gnadenhof in Aumühle wird zum Drehort für die Krimi-Reihe „Morden auf Öd“. Wer mitspielt und wann die Folgen ausgestrahlt werden.
Die Tinkerstute Barley schaut gelassen über den Paddockzaun. Das rege Treiben von bis zu 40 in Regenzeug gekleideten Leuten auf dem Gnadenhof in Friedrichsruh stört die gescheckte Dame nicht – im Gegenteil: Sie lässt sich von Maskenbildner Marcus Michael noch genüsslich die lange Mähne einflechten. Sie und ihre Mitbewohnerinnen und Mitbewohner werden im Gegensatz zu Michael bald im RTL-Fernsehen zu sehen sein – ebenso wie Martina Schooff, die den Hof gegründet hat. Denn die wasserfest gekleideten Menschen, die drei Tage im Oktober auf dem Hof herumgewuselt sind, gehören zu einem Fernsehteam.
Die Dreharbeiten für die neue RTL-Krimi-Reihe „Morden auf Öd – Ein Insel-Krimi“ laufen. Und die Aufnahmefirma „307production“, die im Auftrag von RTL zwei 90-Minüter für den Sendeplatz „Tödlicher Dienst-Tag“ verfilmt, hat sich den Gnadenhof bewusst als Drehort ausgesucht. Im Film liegt er ebenfalls auf der beschaulichen, fiktiven Insel Öd, wo andere Urlaub machen. Scheinbar ist die Welt dort noch in Ordnung. Doch das Idyll wird durch knallharte Verbrechen gestört. Ein junges Ermittler-Duo, das unterschiedlicher nicht sein könnte, macht sich an deren Aufklärung.
RTL-Krimi-Reihe: Gnadenhof am Sachsenwald wird zum Filmset
Die jungen Darsteller Paula Kalenberg und Max Hubacher, die die Hauptrollen spielen, haben Regisseur Richard Huber besonders gereizt, wie er am Drehort verrät: „Das sind zwei tolle Hauptdarsteller“, stellt er fest. Nicht zuletzt habe aber das Drehbuch von Grimme-Preisträger und Bestseller-Autor Holger Carsten Schmidt den Ausschlag gegeben, warum er die Regie angenommen habe. „Das hat so eine wunderbare Mischung aus Inselfeeling, einer gewissen Lakonie und ganz bunten Figuren“, erzählt Richard Huber. „Im Erzählton liegt eine gewissen Komik, aber auch eine Leichtigkeit, die immer wieder durchscheint.“
Der Regisseur ist selbst mehrfach ausgezeichnet – unter anderem für „Club der roten Bänder“, diverse „Tatorte“ und „Ein Fest fürs Leben“. Huber hat sich zwischen einigen Szenen kurz Zeit für ein Gespräch mit unserer Redaktion genommen. Krimis würden ihn auf keinen Fall langweilen, sagt der 65 Jahre alte Regisseur: „Mich hat der Beginn dieser wunderbaren Reihe schon gereizt“, erzählt er.
„Morden auf Öd“: Darum geht’s in dem RTL-Krimi
Holger Karsten Schmidt ist Erfinder zahlreicher erfolgreicher Krimi-Serien – beispielsweise von „Die Toten von Marnow“ oder „Nord bei Nordwest“. In der ersten Folge seiner neuen Krimis, „Die Abrechnung“, bekommen die Insel-Polizisten Rolf Benz (Detlev Buck), Jürgen Benz (Steffen Münster) und Klaus Hansen (Max Hubacher) Probleme, weil sie eine Leiche in einem angeschwemmten Boot kurzerhand aufs offene Meer zurückschieben. Keine Leiche, kein Fall. Allerdings ist die neue Kollegin vom Festland, Maja Stein (Paula Kalenberg), da doch anderer Ansicht.
In Folge 2, „Die Heimsuchung“, die teilweise auch auf dem Gnadenhof der Insel Öd spielt, ist Maja fassungslos: Denn sie soll eine feste Planstelle auf Öd übernehmen. Ihr Frust gerät in den Hintergrund, als im Supermarkt eine Bombe explodiert, die den örtlichen Bestatter lebensbedrohlich verletzt. Die erste Spur deutet darauf hin, dass ein selbsternannter Weltverbesserer einem Lebensmittel-Großkonzern schaden wollte. Welche Rolle Franziska Hartmann als ehemalige Soldatin Eva Holm, die in Afghanistan im Einsatz war und sich danach auf einen Gnadenhof auf Öd zurückgezogen hat, dabei spielt, wird noch nicht verraten. Beim Dreh muss sie eine durchchoreografierte Kampfszene mit Niklas Kohrt als Markus Brenner in einer Pferdebox proben.
Martina Schooff überrascht die aufwändige Fernsehproduktion
„Und dafür haben wir diesen wundervollen Hof von Martina Schooff am Sachsenwald als Drehort gefunden“, schwärmt Regisseur Richard Huber. „Das ist wirklich irre, was die Freiwilligen hier leisten.“ Schauspielerin Franziska Hartmann, die zum Interview hinzukommt, sagt: „Es ist immer schön, mit Tieren zu drehen. Sie sind so herrlich unberechenbar. Gestern durfte ich das Huhn Gloria auf den Arm nehmen, das gerade ein Ei gelegt hatte. Da hatte ich dann gleich Hühnerkot auf meiner Jacke.“ Huber pflichtet ihr bei: „Die Tiere haben ihren eigenen Rhythmus. Sie nehmen sich die Zeit, die sie brauchen. Wir müssen uns deshalb an die Tiere anpassen. Allein würden wir das nicht schaffen, Martina hilft uns dabei, sie kann gut mit den Tieren kommunizieren.“
Neben den beiden Hauptrollen sind in „Morden auf Öd“ zudem Detlev Buck, Steffen Münster, Lars Rudolph, Meral Perin, Kalle Perlmutter oder Franziska Hartmann zu sehen. Als Komparsinnen sind nicht nur die Vierbeiner des Gnadenhofs und viele weitere Tiere zu sehen, darunter auch die wolligen Waliser Schwarznasen und die Ouessantschafe von Verena Neuses Tierwaldhof in Krukow, sondern auch Martina Schooff. Sie war nicht nur hinter der Kamera, sondern auch als „Stallgehilfin“ davor viel gefragt. „Ich hätte nicht gedacht, dass eine Fernsehproduktion so aufwendig ist und dass man soviel Zeit mit Warten verbringt“, verrät Martina Schooff.
Dreharbeiten auf dem Gnadenhof in Friedrichsruh bleiben einmalig
„Ich finde es toll, wie cool unsere Pferde hier mitmachen“, schwärmt die 56 Jahre alte Gründerin des Hofes. Selbst vor der Kamera zu stehen, sei eine „tolle Erfahrung“. Besonders bewegt hat sie aber, wie viele der Crew-Mitglieder Kontakt zu den Pferden und den anderen Tieren aufgenommen haben: Da werden nicht nur Mähnen geflochten und Stirnbänder über Pferdeohren gestreift, jede Menge Streicheleinheiten verteilt, sondern viele Selfies mit Pferd, Pony oder Huhn geschossen. Und die Assistentin der Aufnahmeleitung schlüpfte schon mal in die Rolle von Martina Schooff und versuchte, die Herde davon abzuhalten, im falschen Moment durchs Kamerabild zu laufen.
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Schooff und ihre ehrenamtlichen Helfer betreuen in Friedrichsruh 34 vorwiegend alte und kranke Pferde und Ponys. Deshalb steht für sie auch fest, dass die Dreharbeiten einmalig bleiben, weil die Arbeit mit den Tieren Vorrang hat. Sie erhofft sich durch die Filmaufnahmen mehr Bekanntheit und Spenden für ihre Tierschutz-Arbeit.
TV-Krimi wird nicht vor 2025 auf RTL ausgestrahlt
Darüber gerät auch Maskenbildner Thorsten Esser ins Schwärmen, der sogar selbst eine Reitausbildung genossen hat. „Dieser Ort ist großartig und die Pferde haben so eine beruhigende Wirkung“, sagt er. Für ihn war aber auch seine Arbeit an dem „qualitativ hochwertig gemachten Krimi“ wichtig. „Bei uns geht es ja nicht darum, die Menschen ‚hübscher‘ zu machen“, erläutert er. „Sie sollen vielmehr in ihrer Rolle authentisch wirken.“ Deshalb habe er Niklas Kohrt, der in seiner Rolle als Markus Brenner ebenfalls Kriegserfahrungen gesammelt hat, eine Narbe ins Gesicht geschminkt.
Wer jetzt neugierig auf die neue Krimireihe geworden ist, muss sich noch etwas gedulden. Denn vor 2025 wird sie nicht ausgestrahlt, ein Sendetermin steht noch nicht fest. Wer den Gnadenhof besuchen oder auch unterstützen will, meldet sich am besten per WhatsApp oder SMS bei Martina Schooff unter 0172/4521495. Mehr unter www.pferdegnadenhof.de.