Geesthacht. Start der Sanierung des Gewässers in der Geesthachter Oberstadt. Es gibt eine geheimnisvolle Vermutung, warum das Biotop trockenfällt.
Wird nun alles wieder gut? Am Teich an der Geesthachter Hansastraße sind zwei Bagger angerollt. Ihre Arbeiten sollen mithelfen, das Gewässer zu retten. „Der Teich ist auch in diesem Jahr wieder nahezu trockengefallen, daher können die Maßnahmen nun beginnen“, teilt die Stadtverwaltung zum Start der Arbeiten mit. Dafür muss zunächst saniert werden.
Das Gewässer hat auch im Zusammenhang mit der Klimafolgenanpassung für Geesthacht eine wichtige Bedeutung, bei Starkregenereignissen kann es viel Wasser aufnehmen – wenn es sich in einem guten Zustand befindet. Und das war immer seltener der Fall.
200.000 Euro für die Neugestaltung des Hansateichs
Das kleine Biotop fiel häufiger und länger trocken. Für die Neugestaltung des Gewässers wurden 200.000 Euro bereitgestellt. Inbegriffen ist neben der Entsorgung des Schlammes in dem 2500 Quadratmeter großen Gewässer auch die Schaffung einer hölzernen Sitzstufenanlage in einem Teilbereich – sie orientiert sich an den Sitzblöcken auf der Wiese hinter dem Schulanbau der Bertha-von-Suttner-Schule.
Der Schlamm wird als erstes im Nassbaggerverfahren aus einer Hälfte des Gewässers aufgenommen und auf der anderen Hälfte zum „Ausbluten“ abgelagert. Das bedeutet, er soll entwässert werden. Sobald der Schlamm ausreichend abgetrocknet ist, wird er abgefahren und fachgerecht entsorgt. Danach wird die andere Hälfte ausgebaggert.
Uferstaudensaum und das Weidengebüsch werden nicht abgebaggert
Mit diesem Verfahren soll die Umgebung soweit wie möglich geschont werden. Damit die Arbeiten so naturverträglich wie möglich ausgeführt werden können, sind die Randbereiche mit dem Uferstaudensaum und das Weidengebüsch von den Baggerarbeiten ausgenommen.
Eine Biologin begleitet die Baumaßnahme. Vögel brüten derzeit nicht mehr am Teich, Amphibien verlassen zurzeit ohnehin die Gewässer, einzelne Tiere wurden umgesetzt und Fische sind nicht im Teich. Einige Pflanzen wurden entnommen und werden nach Abschluss der Arbeiten wieder eingesetzt.
Wann die Arbeiten abgeschlossen sein werden, ist für die Stadtverwaltung derzeit ungewiss. Der viele Regen lässt eine exakte Aussage nicht zu. „Arbeiten dieser Art sind immer ganz stark von der Witterung abhängig, deshalb kann kein konkretes Datum benannt werden“, heißt es.
Entschlammung soll Ende Oktober abgeschlossen sein
In der nächsten Woche werde der erste Teil des Schlamms ausgebaggert und abgelagert. Der Schlamm müsse mindestens stichfest sein, um verladen und entsorgt werden zu können. Das dauere zirka vier bis sechs Wochen, dann ginge es weiter. „Die Entschlammungsmaßnahme soll bis zum 31. Oktober 2023 abgeschlossen sein. Das ist auch für die Sitzstufen geplant, auch diese Arbeiten können zum Teil nicht ausgeführt werden, wenn es so regnet wie zurzeit“, teilt die Stadt mit.
Das es ökologisch wieder so wird wie einst, glaubt der Biologe Friedhelm Ringe vom Geesthachter Nabu indes nicht. Er kennt den Teich seit 40 Jahren und weiß von Zwergtauchern, die hier früher gebrütet haben – „die Vögel stehen auf der Roten Liste. Damals konnte man das wirklich Biotop nennen“, sagt Friedhelm Ringe.
Aber diese Zeiten kämen nicht wieder, meint er. „Die Menschen haben hier nun eindeutig Vorrang für mich. Für die Bewohner in der Oberstadt ist es ein Juwel“, sagt er. Zumindest bei einem Teil von ihnen kommt der Beginn der Maßnahmen richtig gut an.
Von Anwohnern kommt Zustimmung zur Sanierung
So wie bei Bärbel Gottschalk. Sie kennt den Teich an der Hansastraße noch in einem ganz anderen Zustand: „Ich finde das sehr gut. Ich wohne seit 59 Jahren hier, er war zuletzt viel schlechter geworden. Wir haben schon gedacht, das wird nichts mehr“, sagt sie. Sie wünscht sich eine nette Ecke zum Hinsetzen. „Ich finde das super, das war schon trüb hier mit anzusehen“, findet Dana Kummetz, als sie an den Baggern vorbeigeht.
Auch Jasmin Baldau wohnt hier. Sie kann von sich behaupten, den Anstoß für die Entwicklung gegeben zu haben. „Ich schaue direkt aus meinem Küchenfenster auf das Drecksloch“, sagt sie. „Und das nervt.“ Weil sie die Entwicklung schrecklich fand, rief sie ihre Freundin Edith Müller-Eltzschig an. Immer wieder. Sie ist Ratsfrau bei den Grünen und nahm sich des Problems an. Edith Müller-Eltzschig reklamiert für ihre Partei, das Thema schließlich als erste 2019 auf die politische Agenda gebracht zu haben.
Teich ist das einzige Gewässer in der Oberstadt
Es bleibt jedoch unklar, ob die Versorgung des Teiches mit Wasser reichen wird. Die Fraktion der Geesthachter Linken wollte den Teich sogar schon mal zuschütten lassen – die Idee setzte sich aber nicht durch. Bei den Anwohnern wird über die Gründe spekuliert, warum das Problem erst seit ungefähr fünf Jahren auftritt und nicht schon deutlich eher.
Denn für die Menschen an der Hansastraße ist das Schicksal „ihres“ Teiches durchaus ein Thema. Schließlich ist es weit und breit das einzige Gewässer in der gewässerarmen Oberstadt. Gerüchten zufolge soll das Trockenfallen des Teiches mit dem Versiegen einer wasserzuführenden Quelle zu tun haben.
„Es ist irgendwie ein Zulauf gekappt worden, das haben mir die Alteingesessenen mitgeteilt“, gibt denn auch Jasmin Baldau wieder, was ihr zu Ohren gekommen ist. Die ehemalige Bergedorferin zog vor zehn Jahren nach Geesthacht. „Mir haben mehrere Geesthachter bestätigt, dass die unterirdische Quelle unterbrochen wurde bei irgendwelchen Bauarbeiten“, sagt sie.
Wo die Quelle hergekommen sein mag, darüber wird auch gerätselt. Aus Richtung Gut Hasenthal wurde ins Spiel gebracht. „Von diesem Gerücht hat die Stadtverwaltung noch nichts gehört. Das ist auch eher unwahrscheinlich, da der Teich an der Hansastraße von einer Grundwasserschicht gespeist wird“, teilt die Stadt auf Anfrage mit.
Grundwasserspiegel sackte ab – Teich trocknete aus
„Der Teichkörper schneidet eine wasserführende Schicht an, das hat auch das Ingenieurbüro, das die Voruntersuchungen durchgeführt hat, festgestellt. Das Austrocknen ist auf den Mangel an Niederschlagswasser in den vergangenen Jahren beziehungsweise einem Absinken des Grundwasserspiegels in der oberen Bodenschicht zurückzuführen. Das ist auch an anderen Gewässern festzustellen“, heißt es weiter.
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Neben Grund- und dem Regenwasser, das auf den Teich herniedergeht, gibt es auf der Südseite mittlerweile auch eine Zuleitungen für Regenwasser von einem der Blöcke des Wohnungsunternehmens Vonovia, das rundherum Mietshäuser besitzt.
Die Teichfläche gehört der Stadt Geesthacht, die Fläche um den Teich der Vonovia. Für weitere Anschlüsse ist also noch Luft nach oben. „Man muss das nutzen, was von den Häusern kommt. Die Vonovia müsste eigentlich ein Interesse haben, dass das hier aufgewertet wird“, meint Friedhelm Ringe.