Wentorf. Wentorf will frühere Privatstraße für 1,4 Millionen Euro ausbauen – für Anwohner eine Verschwendung. Sie hoffen auf eine neue Lösung.

Das parkähnliche Anwesen mit der seit etwa einem Jahr unbewohnten Villa aus den 1990er Jahren lässt den Blick vom dortigen Sachsenberg über den Mühlenteich und das Schloss Reinbek schweifen. Ein derartiger Ausblick weckt Begehrlichkeiten: Ein Investor wollte dort im Villengebiet schon massiv Mehrfamilienhäuser in Riegelbauweise errichten lassen. Das wäre nach altem Baurecht auch möglich gewesen. Die Wentorfer Politiker haben dies jedoch 2019 mit einer Veränderungssperre verhindert und 2023 einen neuen Bebauungsplan aufgestellt. Der aktuelle Eigentümer, Belgreen Capital, plant jetzt in einem kleineren Umfang mit 50 Wohnungen in vier Stadtvillen.

Zuletzt haben die Politiker im September des Liegenschaftsausschusses dem Ausbau der anliegenden Straße Am Sachsenwald zugestimmt – sehr zum Unmut der Anwohnenden. Die Gemeinde Wentorf hatte die Straße 2021 angekauft. Zuvor gehörte sie zur denkmalgeschützten Villa Billhoop. Dieses hochherrschaftliche Haus steht samt seines parkähnlichen Gartens und einer Mauer unter Denkmalschutz. Die Initiative Sachsenberg, die sich aus der Nachbarschaft gebildet hat, überlegt nun, sich auch wegen der Straßen an den Denkmalschutz zu wenden.

Immobilien Wentorf: Straßenausbau stößt auf dem Sachsenberg auf Kritik

Die Anwohner kritisieren die geplante Verkehrsanbindung des neu zu bebauenden Grundstücks über die Straßen Am Sachsenberg, Hochweg und Redder. „Das ist doch ein Wahnsinnsprojekt, diesen alten Fahrweg für 1,5 Millionen Euro zur Anbindung von Capital Belgreens Wohnungsbauprojekt an das Wentorfer Straßennetz so auszubauen“, sagt Anwohner Kurt von Krosigk.

Mit dem Bauprojekt habe er sich abgefunden, nicht aber mit dem Ausbau der gesamten Straße plus Kanalisation. Von Krosigk widerspricht der Aussage der Gemeinde, dass das Grundstück ursprünglich über die Straße am Sachenberg erschlossen worden sei. Er ist an der Straße aufgewachsen und erinnert sich an die Ausfahrt an der Straße Am Mühlenteich.

Alle 14 Tage reinigt Anwohner Kurt von Krosigk die Ablaufrinne der mehr als 100 Jahre alten Straße und leert zwei Sieltöpfe vom Laub, damit das Regenwasser dort ablaufen kann.
Alle 14 Tage reinigt Anwohner Kurt von Krosigk die Ablaufrinne der mehr als 100 Jahre alten Straße und leert zwei Sieltöpfe vom Laub, damit das Regenwasser dort ablaufen kann. © Susanne Tamm | Susanne Tamm

„Das ist doch eine Verschwendung unseres Steuergeldes“, stimmt ihm einer seiner Nachbarn zu, der namentlich nicht öffentlich genannt werden will. Kurt von Krosigk will sich mit dem Ausbau der mehr als 100 Jahre alten Straße noch nicht abfinden. „Wenn man sie weiterpflegt, so wie wir es in der Vergangenheit getan haben, hält sie auch weiterhin“, ist er überzeugt.

Eine Straße, Vorbild für nachhaltiges Bauen

Er zeigt, dass die ungebundene Fahrbahndecke in der Mitte nach oben gewölbt war, an den Seiten haben mit einer Art Kopfstein gepflasterte Rinnen das Wasser abgeleitet. Da die Gemeinde die Straße nicht pflege, reinige er heute noch alle zwei Wochen die Rinnen und die Sieltöpfe vom Laub, damit das Niederschlagswasser ablaufen könne. „Es würde vollkommen ausreichen, die Straße zu reparieren, und eine gebundene Lehmdecke einzubauen“, sagt Kurt von Krosigk. Sie sei ein echtes Beispiel für nachhaltiges Bauen.

Geplant ist jetzt, den öffentlichen Regenwasserkanal unter der Fahrbahn zur erneuern (55.000 Euro, für die Planung verteilt auf zwei Jahre), und die gleiche Summe nochmals für die Planung des Straßenausbaus. Auch Bestandsvermessung, ein Baugrundgutachten sowie die vorliegende Entwurfsplanung wurden daraus finanziert.

Möglicherweise fordert die Gemeinde Erschließungsbeiträge

Die Straße soll mit einem grauen Pflaster befestigt werden, auch eine zweireihige Betonpflasterrinne ist vorgesehen. Die Gemeinde hat außerdem 410.000 Euro für die Baukosten der Niederschlagsanlage eingeplant, 70.000 Euro für zusätzliche Planungen sowie 930.000 Euro an Baukosten für die Straße.

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Denkbar ist außerdem, dass die Gemeinde Wentorf Beiträge für eine Ersterschließung von den Anwohnenden fordert. „Da geht es uns wie allen Nachbarn, wir wüssten auch gern, was da an Erschließungsbeiträgen auf uns zukommt“, sagt Margret Schulenburg, Geschäftsführerin von Belgreen Capital. Sie geht davon aus, dass die Gemeinde ihrer Verkehrssicherungspflicht nachkommen müsse, und die Straße daher ohnehin ausgebaut hätte.

Das bestätigt Bürgermeisterin Kathrin Schöning: „Mit der Entwurfsplanung kommen wir als Gemeinde unserer Verkehrssicherungspflicht nach, die wir mit dem Erwerb der Straße übernommen haben. Gleichzeitig sind wir natürlich auch verpflichtet, die Straße derart zu ertüchtigen, dass sie dem absehbaren Verkehrsaufkommen auch gewachsen ist.“

Investor möchte für die Ausfahrt Straße Am Mühlenteich nutzen

Die vier geplanten Stadtvillen mit etwa 50 Mietwohnungen sollen alle im Bestand von Belgreen Capital bleiben. „Unter je zwei dieser Stadtvillen wollen wir eine Tiefgarage bauen“, berichtet die Managerin. „Wobei wir es bevorzugen würden, wenn die Zufahrten über die Straße Am Sachsenberg und die Ausfahrten über die Straße Am Mühlenteich führen könnten. Das würde den Verkehr für die Anwohner schon einmal halbieren.“

Diese Möglichkeit werde derzeit im Rathaus rechtlich geprüft. Laut Verwaltung sei eine Erschließung über die Straße Am Mühlenteich wegen dort geschützter Grünzonen unverhältnismäßig aufwendig, wie die Prüfung ergeben habe. Daher sei dieser Ansatz verworfen worden.

In Wentorf gibt es Ärger über den Ausbau der Straße Am Sachsenberg.
In Wentorf gibt es Ärger über den Ausbau der Straße Am Sachsenberg. © Susanne Tamm | Susanne Tamm

Interessenten für die barrierearmen, etwa 59 bis 149 Quadratmeter großen Wohnungen, können sich per E-Mail unter kontakt@belgreen-immobilien.com melden. Von den 50 Wohnungen werden 17 Wohnungen als seniorengerecht und barrierefrei konzipiert. Die Höhe der Mieten steht noch nicht fest.

Ist die Straße denkmalwürdig?

Auch die Initiative Sachsenberg will jetzt noch ihre Möglichkeiten prüfen: „Vielleicht wäre es eine Option, die Straße gemeinsam mit der denkmalgeschützten Villa Billhoop, deren Park und der Mauer vor dem Haus unter Ensemble-Schutz zu stellen“, erklärt von Krosigk. Er will sich mit dieser Idee an das Denkmalschutzamt wenden. Am 5. November, will die Gemeinde die Bürgerinnen und Bürger zu einem Informationsabend einladen. Mit dem endgültigen Beschluss für den Straßenausbau durch die Gemeindevertretung wird für Anfang nächsten Jahres gerechnet.