Geesthacht. Bundesweite Initiative eines Tourismus-Professors aus Heilbronn findet Zuspruch an der Elbe. Es gibt aber auch kritische Stimmen.
Mit HH, PI, SE, OD oder eben RZ beginnen die Nummernschilder, die am häufigsten im Hamburger Umland zu sehen sind. Doch gibt es auch bald Autos, die mit einem GEE für Geesthacht auf den Straßen unterwegs sind? Eine Initiative von Ralf Bochert, Professor für Destinationsmanagement an der Hochschule Heilbronn, könnte es möglich machen. Er fordert, dass Mittelstädte mit mindestens 20.000 Einwohnern – wie Geesthacht eine ist – eigene Nummernschilder bekommen.
Ortseigene Kfz-Kennzeichen würden die Identität einer Kommune stärken und so für eine größere Relevanz sorgen, begründet der Hochschullehrer sein Anliegen. Damit würden andere Verkehrsteilnehmer erkennen können, wo die Halter wirklich herkommen.
Neue Autokennzeichen? GEE wie Geesthacht sorgt für Diskussionen in der Stadt
„Das würde ich richtig, richtig gut finden“, sagt Geesthachts Tourismus-Chefin Bettina Knoop. Sie wäre für die Buchstaben-Kombination GEE. „Wir haben auch schon geguckt. Die gibt es noch nicht“, berichtet sie. Als sie im Kreis Herzogtum Lauenburg ihr neues Auto angemeldet hat, hätten Freunde sie gefragt, wieso sie denn nun RZ für Ratzeburg auf dem Kennzeichen stehen habe. Die Kreisstadt hätten sie nicht direkt mit Geesthacht in Verbindung gebracht.
Auch Knoop meint, dass ein stadtspezifisches Nummernschild den Wiedererkennungswert der Stadt steigern würde. „Ich bin stolz, in Geesthacht wohnen zu dürfen“, sagt sie. Mit dem Nummernschild könnten auch die Halter Heimatgefühl transportieren. Sollten die Initiative von Ralf Bochert tatsächlich Erfolg haben, hätte sie auch schon eine Idee für das erste Geesthachter Kennzeichen. „Da sollte GEE OS 1 draufstehen für unseren Bürgermeister Olaf Schulze“, meint Knoop.
Neue Autokennzeichen: Kreisverwaltung Ratzeburg hält Aufwand für nicht absehbar
Zweifel an der Sinnhaftigkeit der Initiative kommen aus der Kreisverwaltung in Ratzeburg. „Da können wir uns nur der Aussage des Präsidenten des Landkreistages anschließen“, sagt der stellvertretende Pressesprecher Karsten Steffen. „Es gibt wichtigere Probleme in diesem Land.“ Eine Gesetzesänderung würde einen gewissen Verwaltungsaufwand mit sich bringen. Kfz-Halter müssten bei der Verkehrsbehörde des Kreises neue Nummernschilder beantragen, Verzeichnisse dann aktualisiert werden. „Der Verwaltungsaufwand ließe sich gar nicht absehen“, sagt Steffen.
Ob die Initiative Erfolg überhaupt hat, ist aus Sicht des Kreissprechers erst einmal fraglich. „Das ist ein Hochschulprofessor für Tourismusmanagement“, sagt Steffen mit Blick auf den Initiator. „Ich weiß nicht, ob das Thema näher verfolgt wird.“ Ein gewisses Interesse an dem Thema kommt unterdessen aus dem Verkehrsministerium in Berlin. Auf Anfrage der „Tagesschau“ teilte Staatssekretär Oliver Luksic mit, dass man der Idee positiv gegenüberstünde.
Autokennzeichen: Bundesweit rund 700 unterschiedliche Ortskürzel
Ganz neu ist die Idee, dass Kfz-Halter zwischen verschiedenen regionalen Kürzeln wählen können, nicht. Bis 2012 galt deutschlandweit die Regel, dass Fahrzeuge ein Kürzel, das ihrem Verwaltungsbezirk zugeordnet ist, führen müssen. In der Regel sind dies die Kreise. Seitdem kann zwischen unterschiedlichen Orts- und Regionalkürzeln gewählt werden.
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Reaktiviert wurden damals die sogenannten Altkennzeichen, also Buchstabenkombinationen, die schon einmal genutzt worden waren und später abgeschafft wurden. In Schleswig-Holstein sind das ECK für Eckernförde und MED für Meldorf. Bundesweit gibt es zurzeit rund 700 Ortskennungen. Sollte Bocherts Vorstoß tatsächlich Erfolg haben, müsste das Land Schleswig-Holstein für seine Kommunen beim Bundesverkehrsministerium die gewünschten Kennzeichen beantragen.