Geesthacht. Geesthachter Fraktionsvorsitzende fordern ein entsprechendes Votum der Landesregierung ein. Auch Nachbarkommunen nehmen Stellung.

Sollte das Geesthachter Krankenhaus nach dem Insolvenz-Antrag der Johanniter aus der Krankenhaus-Landschaft verschwinden, hätte dies weitreichende Folgen nicht nur für die Menschen in der größten Stadt im Kreis Herzogtum Lauenburg, sondern für das gesamte südliche Kreisgebiet. Rund 100.000 Menschen stünden ohne eine wohnortnahe, medizinische Versorgung da. Gegen eine mögliche Schließung ziehen die Lokalpolitiker nun an einem Strang. Eine gemeinsame Erklärung der Geesthachter Fraktionsvorsitzenden soll nur der Anfang sein.

In dem Statement der vier Fraktionsvorsitzenden von CDU, SPD, GRÜNE und BfG (Bürger für Geesthacht) fordern diese die Landesregierung auf, das Bestreben zum Erhalt des Krankenhauses zu unterstützen. Gleichlautende Appelle sollen auch in Schwarzenbek, Lauenburg, Büchen und Hamwarde in der Vorbereitung sein.

Breite Unterstützung für Erhalt des Krankenhauses Geesthacht

Auch der Grüne Landtagsabgeordnete Oliver Brandt will dafür einsetzen, „tragfähige Lösungen zu finden. Oberstes Ziel muss es sein, die medizinische Versorgung in unserer Region sicherzustellen. Aber es geht auch um eine Zukunftsperspektive für die 750 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Standort“.

Hightech-Puppe für das Johanniter zum Üben von Reanimation
Mit dieser Hightech-Puppe üben Mitarbeiter des Krankenhaus die Reanimation von Patienten.  © Dirk Palapies | Dirk Palapies

In der Geesthachter Erklärung heißt es: „Die Fraktionsvorsitzenden der Geesthachter Ratsversammlung halten an ihrer Forderung fest, den Krankenhausstandort in Geesthacht als Einrichtung der Grund- und Regelversorgung mit Notfallversorgung, Geburtsklinik und Geriatrie zu erhalten.“ Das Krankenhaus habe eine entscheidende Rolle in der Gesundheitsversorgung im Südosten Schleswig-Holsteins.

Versorgungszentrum ist „unverzichtbar in der Region“

„Unser Krankenhaus heißt zwar Geesthachter Krankenhaus, ist aber ein unverzichtbares Versorgungszentrum für den gesamten Südkreis. Sein Verschwinden würde eine große Versorgungslücke hinterlassen“, betonen die vier Fraktionsvorsitzenden. Das Einzugsgebiet erstreckt sich von Lauenburg über Büchen und Schwarzenbek bis ins Amt Hohe Elbgeest. „Für Menschen in Gülzow, Lütau oder Kollow wäre es viel dramatischer zum nächsten Krankenhaus zu kommen“, verdeutlicht Burmeister auf Nachfrage.

Johanniter-Krankenhaus Geesthacht
Der Eingang zum Johanniter-Krankenhaus Geesthacht. © Dirk Schulz | Dirk Schulz

Die Johanniter als bisheriger Betreiber des Krankenhauses hatten am 23. September für die Klinik am Runden Berge sowie das Geriatrie- und Seniorenzentrum in Geesthacht-Edmundsthal ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung gestellt. Inzwischen ist klar, dass die Johanniter die Häuser gar nicht weiterbetreiben wollen. Der Insolvenzverwalter hat verkündet, dass im Handelsregister bereits die Streichung des Namenszusatzes „Johanniter“ beantragt wurde.

Zurückhaltung im Kieler Sozialausschuss

Ob das Krankenhaus aber wirklich erhalten werden muss, haben Vertreter der Landesregierung bei einer Sondersitzung des Sozialausschusses am 26. September im Kieler Landtag infrage gestellt. Demnach könnte die Grund- und Regelversorgung auch von anderen Krankenhäusern in der Umgebung, wie Reinbek oder Lüneburg, übernommen werden.

Diese für Geesthacht ernüchternde Aussage war der Auslöser der Geesthachter Fraktionsvorsitzenden, sich an die Öffentlichkeit zu wenden. Sie verweisen darauf, dass neben der Notfallversorgung und der Geburtsklinik, die noch vor gerade 18 Monaten als notwendig in der Landesplanung eingestuft wurde, weitere spezialisierte Angebote wegfallen würden. Etwa radiologische Leistungen sowie die gynäkologische Abteilung mit dem bundesweit ausgezeichneten Brustzentrum. Auch die hausärztliche Anlaufstelle wäre betroffen, die außerhalb der Praxisöffnungszeiten eine große Bedeutung hat.

Wesentliche Aspekte regionaler Versorgung vernachlässigt

Die von der Landesregierung in der Sondersitzung vorgebrachten Argumente, dass die Notfallversorgung im Südkreis auch ohne das Geesthachter Krankenhaus sichergestellt sei, überzeugen die Fraktionsvorsitzenden nicht. Sie kritisieren, dass wesentliche Aspekte der regionalen Versorgung vernachlässigt werden.

„Die Wege zu den nächstgelegenen Krankenhäusern in Schleswig-Holstein, Hamburg oder Niedersachsen, wären deutlich länger und die öffentlichen Verkehrsanbindungen sind für viele Gemeinden des Kreises unzureichend.“ In einer älter werdenden Gesellschaft und für werdende Mütter seien kurze, schnelle Wege zu medizinischen Einrichtungen von großer Bedeutung.

Geesthacht ist Wachstumsregion des Landes

Zudem gehöre das Gebiet um Geesthacht zu den Wachstumsregionen des Landes. Der Erhalt und die Weiterentwicklung des Standorts seien daher umso wichtiger. Kooperationen mit der ansässigen Vamed-Klinik, die gerade eine neue Logopädieschule eröffnet hat, und einem international tätigen Laborunternehmen bieten zudem beste Voraussetzungen für eine zukunftsfähige Gesundheitsversorgung.

Die Fraktionsvorsitzenden fordern von der Landesregierung eine aktive Unterstützung bei der Suche nach einem neuen Träger und einem zukunftsfähigen Konzept als Geesthachter Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung. Sie betonen: „Das Land steht in der Pflicht, sich für den Erhalt dieser wichtigen Einrichtung im Südkreis einzusetzen. Auch wenn wir weit weg von Kiel sind, gehören Geesthacht und seine Region fest zu Schleswig-Holstein.“

Hoffnung auf Fortbestand des MVZ

Derweil ist der Investorenprozess angelaufen. Erste Interessenten soll es laut des Generalhandlungsbevollmächtigten Stefan Denkhaus geben. Der Rechtsanwalt kennt sich mit Insolvenzen aus. Er war es auch, der im Frühjahr Galeria Kaufhof erneut retten sollte.

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Auch die Zukunft des von den Johannitern in Geesthacht betriebenen Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) ist offen, wird aber extra behandelt, weil hierfür Regelinsolvenz beantragt wurde. Nachdem zunächst im Raum gestanden hatte, dass es bereits zum Jahresende schließt, bemühten sich viele Patienten bereits um einen neuen Hausarzt. Nun gibt es Hoffnungen, dass es weitergeht. Konkrete Aussagen wollten die Beteiligten zu diesem Zeitpunkt nicht machen.