Wentorf. Vom klassischen Handwerk zur Augenuntersuchung per KI: So hat Optiker Martin Busch in Wentorf seit 25 Jahren sein Angebot entwickelt.

Sein eigener Chef sein – davon hatte Martin Busch eigentlich immer schon geträumt. „Aber ich hatte keinen Meisterbrief“, erklärt der Optiker. Denn tatsächlich gilt die Augenoptik auch heute noch als klassischer Handwerksberuf. Auch wenn Computer basierte Geräte, die die Untersuchung sowohl für die Kundschaft als auch für die Optikerinnen und Optiker vereinfachen, hinzugekommen sind.

Schließlich hat Martin Busch, heute 59 Jahre alt, einen Betriebsleiter eingestellt und vor neun Jahren noch selbst den Meister nachgeholt. Zum Anfang des Jahrtausends hatte der Optiker noch überlegt, den Bergedorfer Optiker Binnewies zu übernehmen, entschied sich jedoch nach einer schlaflosen Nacht gegen das finanzielle Risiko. Sein Glück, denn während es Binnewies heute nicht mehr gibt, existiert sein eigenes Geschäft Martin Busch Optic an der Hauptstraße jetzt schon seit 25 Jahren.

Bei diesem Optiker werden die Augen genau untersucht, dank KI

Wie hat er es geschafft, sich gegen Billiganbieter und Internet-Handel zu behaupten? Die Konkurrenz steigt, aber auch der Bedarf an Brillen nimmt nicht ab, etwa 64 Prozent und mehr der Deutschen sind fehlsichtig, brauchen also eine Brille oder Kontaktlinsen. Zwei Faktoren tragen zur „Miopisierung“ der Bevölkerung bei, als dazu, dass auch schon Kinder immer häufiger kurzsichtig werden: erstens, dass sie kaum noch draußen spielen und zweitens, dass schon Kinder immer mehr in kurzer Entfernung (Stichwort Handy) lesen. „In meiner Kindheit hat kaum ein Zwölfjähriger eine Brille gelesen“, erinnert sich Busch. „Das ist heute komplett anders.“

Martin Busch Optic
Martin Busch zeigt, wie er bei einem Kunden die Netzhaut aufnimmt (Fotografie auf dem Bildschirm im Hintergrund), um Auffälligkeiten auszuschließen. © Susanne Tamm | Susanne Tamm

Er gibt zu bedenken, dass diese Kinder auch älter werden als ihre Vorfahren, dass die Fehlsichtigkeit im Alter stärker voranschreitet und dass zudem das Risiko für tatsächliche Augenkrankheiten im Alter steigt. Um diese Entwicklung zu stoppen, werde Früherkennung immer wichtiger, sagt der Optikermeister.

Aufnahmen wie vom Augenarzt

„Zusätzlich filtern wir durch regelmäßiges Screening und durch bessere Messungen heute die Probleme besser heraus“, erläutert Martin Busch. Denn auch wenn in seinem loftähnlichen Geschäft auf 240 Quadratmetern mit einer hohen und langen Fensterfront, und einer offenen Werkstatt noch eine alte Werkbank steht, hat er beispielsweise Technologie der neuesten Generation angeschafft: Mit einem Augenscanner messen er und sein Team den Grad der Nachtblindheit, mit einer Netzhautkamera werden die Augen untersucht.

Auch interessant

Martin Busch betont: „Wir diagnostizieren aber nicht. Wenn wir mithilfe der Künstlichen Intelligenz etwas Auffälliges feststellen, dann empfehlen wir, zum Augenarzt zu gehen.“ Auf Wunsch stelle er per E-Mail die Aufnahmen bereit. Die Aufnahmen macht der Optiker bis zum Ende des Jahres noch kostenlos, später will er um die 39 Euro berechnen. Das Angebot sei wichtig: „Ich möchte das so, wir wollen modern und innovativ sein.“

Bunte Bilder in 3D-Optik zeigen das räumliche Sehvermögen der Kunden

Um den Grad der Fehlsichtigkeit und die Fähigkeit des räumlichen Sehens zu messen, ist Leichtigkeit Trumpf. Kundinnen und Kunden werden bunte Bilder in 3D-Optik präsentiert. „Das macht Spaß und unsere Kundschaft ist gleich viel entspannter“, hat der 59-Jährige beobachtet. Zwei bis vier Messungen durchlaufen seine Kundinnen und Kunden. Das koste Zeit, sei aber zielführend.

Überhaupt führt er den Erfolg seines Geschäftes, das im Netz fast durchweg nur positive Bewertungen erhält, nicht auf seine Technologie zurück, sondern auf seine und die Empathie seiner elf Mitarbeitenden. „Ich war vor Beginn meiner Selbstständigkeit zehn Jahre im Außenhandel unterwegs und habe viele Optiker-Geschäfte gesehen“, erzählt der 59 Jahre alte Unternehmer. „Ich wusste, wenn ich es mache, wie ich es nicht machen will.“

Eine Brille tragen – alle im Team sollen wissen, wie sich das anfühlt

So tragen alle im Team eine Brille – dies sei selbstverständlich freiwillig. „Aber ich möchte auch, dass alle Mitarbeiter wissen, wie es sich anfühlt, wenn ständig die Brille drückt, rutscht oder beschlägt“, erklärt der 59-Jährige. „Wir tragen unsere Brillen 5500 bis 6000 Stunden im Jahr, da sollten sie Teil einer Lösung sein und kein Problem.“ Sein Credo sei es, dass die Kunden tatsächlich zufrieden oder sogar glücklich den Laden verlassen sollten. „Darum fragen wir viel: Was wollen sie denn mit ihrer Sonnenbrille machen? Am Strand liegen und lesen, Cabrio fahren oder wandern?“, sagt Busch. „Damit wir unseren Kunden zielgerichtet sagen können, was wir empfehlen.“