Wentorf. Ein Teil seiner exklusiven Sammlung ist jetzt fünf Wochen in den Schaufenstern eines Optikers an der Hauptstraße zu bewundern.

Sie sind ein richtiger Hingucker – die Sporträder, die jetzt bei Augen + Optik Martin Busch an der Hauptstraße im Schaufenster stehen. Ein Kunde hat ihn gefragt, ob er nicht einen Teil seiner Sammlung zeigen wolle: Andreas Hesse (58) sammelt seit vier Jahren Hightech-Sporträder mit Geschichte. Der Marketing-Manager aus Bergedorf hat seine zehn bis 15 Exemplare sonst eingelagert, will sie aber gern der Öffentlichkeit zugänglich machen.

Fünf von ihnen stehen deshalb jetzt im Wentorfer Schaufenster, darunter ein Original Pinnarello Dogma F12, das der Vorjahressieger Garant Thomas 2019 auf der Tour de France gefahren hat. Deshalb trägt es die Startnummer 1 und außerdem hat das Team in Anlehnung an das gelbe Trikot kleine gelbe Markierungen am Rad angebracht.

„Ich hatte immer den Wunsch, einmal so ein Profi-Rad zu besitzen und einmal zu fahren“, erzählt Andreas Hesse. Wenn er die Faszination erklären soll, die von seinen Sammlungsobjekten ausgeht, gerät der 58-Jährige, der selbst etwa zehnmal bei den Hamburger Cyclassics mitgefahren ist, ins Schwärmen: „Man kann sie als Synonym für die höchste Technologie im Radsport betrachten. Die Siegerräder der Tour de France zeigten für jede Epoche das, was technisch machbar gewesen sei – das, gekoppelt mit der Fahrer- und der Radsportgeschichte, macht den Reiz dieser Räder aus.“ Außerdem würden diese Sportgeräte heute aus Carbon hergestellt. „Das ermöglicht eine extreme Formensprache“, erläutert der leidenschaftliche Rad-Fan. „Diese Passion lebt auch von der Haptik, man fühlt fast, was in einem solchen Rad steckt.“

Hightech-Sporträder fahren – wie eine Runde in Schumachers Ferrari

Das tatsächliche Gefühl, einmal ein derartiges Hightech-Sportgerät zu fahren, sei schwer zu beschreiben: Doch gewöhnlich werden derartige Fahrräder nicht gehandelt. „Entweder werden sie an Bekannte des Teams abgegeben oder die Sportler wollen sie behalten“, sagt Andreas Hesse. „Das ,schiebt’ extrem.“ Vergleichbar sei der Traum einmal ein solches Fahrrad zu fahren mit dem, einmal eine Runde mit einem Ferrari von Michael Schumacher zu drehen – auch wenn es ein ganz anderer Sport sei.

Ein besonderes Ausstellungsstück ist auch das Ridley Helium von Radrennfahrer Johnny Hoogerland, das er 2011 auf der letzten Etappe der Tour de France fuhr. Denn er war 30 Kilometer vor dem Ziel von der Straße abgekommen, weil er von einem Begleitfahrzeug gestreift worden war. Er landete in einem Stacheldrahtzaun und hatte böse Verletzungen an den Beinen.

Die Energie, auch über eigene Schmerzen zu gehen, fasziniert

Doch der Niederländer Johnny Hoogerland lag vor seinem Sturz in der Bergwertung vorn, das weiße Trikot mit roten Punkten war für ihn zum Greifen nahe. Deshalb rappelte er sich wieder auf und setzte sich auf das Ersatzrad, radelte weitere 30 Kilometer und brachte die Etappe zum Ende. So gewann der Profi das begehrte gepunktete Trikot. „Ist diese Energie der Fahrer, die wieder aufsteigen nicht faszinierend?“, fragt Hesse. „Dieser absolute Wille, im Ziel anzukommen, zu siegen und dafür sogar über die eigenen Schmerzen zu gehen.“ Diese Fahrer seien tatsächlich leidenschaftlich, sie würden auch Leiden für ihren Sport in Kauf nehmen. Das Ersatzrad steht jetzt im Fenster an der Hauptstraße.

Hartnäckigkeit und Leidenschaft hat er als Sammler auch gegenüber den Radteams gezeigt, sodass er sie überzeugen konnte und vor vier Jahren tatsächlich sein erstes Rad für die Sammlung bekommen hat. „Ich habe auch Glück gehabt“, sagt der Bergedorfer. Seitdem sei er in der Szene aufgenommen. Auch er selbst gebe seine Räder nur an Menschen ab, bei dener er diese Begeisterung spürt. Ein neues Hightech-Rad koste heute zwischen 10.000 und 15.000 Euro. Wie viel seine Sammlerstücke wert sind, will er nicht sagen: „Das wäre so, als wenn ich ein Preisschild dranhängen würde“, sagt er. Doch seine Leidenschaft habe keinen kommerziellen Hintergrund.

Andreas Hesse sucht Räume für ständige Ausstellung

Optiker Martin Busch ist ebenfalls begeistert von der Sammlung: „Etwa die Hälfte der Passanten bleibt stehen und guckt. Viele denken vermutlich, dass wir raus sind und jetzt ein Radhändler hier drin ist“, stellt er fest. Gezeigt werden im Fenster allerdings auch Radbrillen, „bei den Tempi ebenso wichtig wie ein Helm“, sagt Busch.

Wer einen Raum für eine ständige Ausstellung hat, erreicht Hesse über E-Mail unter procyclingcollec tion@web.de, mehr unter pro_cyc ling_collection bei Instagram.