Geesthacht. Umjubelte Premiere in Geesthacht: Agatha-Christie-Klassiker erstmals auf Platt. Welches Versprechen das Ensemble dem Publikum abnahm.

Ein Mörder unter vielen Verdächtigen. Der Agatha-Christie-Krimiklassiker „Die Mausefalle“ feierte am Sonnabend, 28. September, im kleinen Theater Schillerstraße (KTS) eine viel umjubelte Premiere. Das Besondere: Die Niederdeutsche Volksbühne Geesthacht (NVBG) spielt das Stück als De Muusfall auf Platt. Und verlegte den Stoff nach Norddeutschland.

Der Krimiklassiker wurde von Marcel Jammer, der Regie führt und in die Rolle des Majors Mielke schlüpft, für die Aufführung eigens ins Niederdeutsche umgeschrieben. Rund 300 Zuschauer belohnten das achtköpfige Ensemble mit lang anhaltendem Applaus.

Umjubelter Erfolg: Niederdeutsche Volksbühne brachte „Die Mausefalle“ erstmals auf Platt

Den Akteuren stand die Erleichterung deutlich ins Gesicht geschrieben. Schließlich haben sie mit dem Krimiklassiker einen neuen Weg beschritten. Seit der Vereinsgründung im Jahr 1919 spielten sie ausschließlich komödiantische Schenkelklopfer.

Dass sie es auch ernst können und ein spannungsgeladenes Stück brillant auf die Bühnenbretter bringen, das attestierte ihnen nun ein begeistertes Publikum. „Die können auch Charakterrollen spielen. Ich bin restlos begeistert. Das war ein Theaterstück wie von einer ganz großen Bühne“, lobte etwa Ilse Timm.

Schneesturm, Schimmel, Leichen – Eröffnung der Pension stand unter keinem guten Stern

Aber der Reihe nach. Die Eheleute Marie und Gustav Rohde (Christine Weber und Mario Freese) empfangen in ihrer neuen Pension Strandgut zum ersten Mal Gäste. Am selben Tag wurde in Lübeck eine Frau ermordet. Die eintrudelnden Gäste sind ausgesprochen skurril. Da ist der überdrehte Christian Frederik Hansen (Annika Petersen). Im Theaterverein gab es kein weiteres männliches Mitglied, das die Rolle hätte übernehmen können.

Frau Beul (Anja Murawski) beschwert sich permanent. „Bestimmt gibt es auch Schimmel“, zetert sie schon bei der Begrüßung. Dann wird die Pension durch einen Schneesturm von der Außenwelt abgeschnitten. Die Lage spitzt sich zu, als Kriminalhauptmeister Trotter (Arne Kloodt) sich auf Skiern zur Pension durchschlägt und unangenehme Fragen stellt.

Premiere des Agatha-Christie-Klassikers Die Mausefalle auf Plattdeutsch durch die Niederdeutsche Volksbühne Geesthacht
Professor Wolfgang Hochstein und seine Frau Renate haben den Urlaub unterbrochen, um die Premiere zu sehen. © Denise Ariaane Funke | Denise Ariaane Funke

Schließlich wird eine weitere Leiche gefunden. Eins ist klar: Der Mörder muss einer von ihnen sein. Jeder verdächtigt jeden. So wie das zynische, melancholische Fräulein Clemens (Andrea Behrens). Oder Herr Paravicini: Klaus Böhn ließ sich für die Rolle einen Schnurbart wachsen.

Bereits in der Pause gab es viel Lob. „Wir haben extra unseren Urlaub unterbrochen, um bei der Premiere dabei sein zu können“, erzählte Musikwissenschaftler Wolfgang Hochstein. „Ich habe mir immer schon gewünscht, dass das Ensemble mal einen Krimi spielt. Es war die richtige Entscheidung, das Stück ist unglaublich gut gespielt“, meinte Ehefrau Renate Hochstein.

Alle rätselten zu Pause – wer ist der Täter?

Renate Karwotka kommt aus Bochum. „Ich besuche Freunde in Lauenburg. Das Stück hat mir unheimlich gut gefallen. Obwohl ich mit Platt eigentlich nichts am Hut habe, habe ich fast alles verstanden“, berichtet die 66-Jährige.

Aber wer ist der Täter? Bürgervorsteher Arne Ertelt tippte auf Major Mielke, seine Frau Vanessa hatte Fräulein Clemens im Visier. Die beiden sind nun schlauer. Am Ende der Vorstellung nahm das Ensemble den Zuschauern das Versprechen ab, auf keinen Fall weiterzuerzählen, wer hinter den Morden steckt.

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Denn es gibt im Oktober noch acht Aufführungen. Geesthachts Bürgermeister Olaf Schulze hatte in der Pause wiederum nicht viel Gelegenheit zum Spekulieren. Im Foyer waren jede Menge durstige Gäste zu versorgen, so zapfte er kurzerhand Bier und half tatkräftig bei der Bewirtung. 

Tickets kosten 20,90 Euro. Vorverkaufsstellen sind Zigarren Fries (Bergedorfer Straße 46), das KTS (Schillerstraße 33) oder online unter www.kleines-theater-schillerstaße.de. Informationen zu Terminen unter www.nvbg.de.