Schwarzenbek. Neben dem Verbrüderungsring wird ein weiterer Stadtteil im Osten erschlossen. Eine Stadtbuslinie wird hingegen eingestellt.
Dass es weitergeht, war klar. Wie es weitergehen soll, nun auch. Am Dienstag, 17. September, hat der Stadtentwicklungsausschuss entschieden, wie der Stadtbusverkehr in Schwarzenbek künftig konzipiert wird. Bei den Kommunalpolitikern herrschte dabei große Einigkeit. Eine neue Stadtbuslinie wird geschaffen, eine alte fällt dafür weg.
Seit fast zwei Jahren fahren sogenannte Midi-Busse durch die Europastadt. Zwei Jahre lang haben Stadt und Kreis getestet, ob das Interesse der Menschen in Schwarzenbek so groß ist, dass eine Weiterführung der Stadtbusse sinnvoll ist. Denn bisher war das Angebot eine Pilotphase im Rahmen des Projektes „Kreisübergreifende Angebotsoffensive zum Ausbau und zur Schaffung eines metropolitanen Stadt-Land-Taktes“ (ÖVer.KAnT). Da dieses im Dezember ausläuft, muss die Stadt künftig einen Teil der Kosten selbst tragen. Unterstützt wird Schwarzenbek dabei mit Mitteln des Kreises Herzogtum Lauenburg.
Stadtbusverkehr Schwarzenbek: Ab Dezember eine neue Linie
Andrew Yomi, ÖPNV-Fachgebietsleiter des Kreises, hatte sechs mögliche Varianten erstellt, wie die Stadtbuslinien ab Dezember 2024 in Schwarzenbek aussehen könnten. Von einem umfangreichen Ausbau bis hin zur Ausdünnung von Fahrtzeiten und dem Streichen von Linien war alles dabei.
Zuvor hatte die Kommunalpolitik Yomi einige Vorgaben mit auf den Weg gegeben, was bei der Planung zu berücksichtigen sei. So wurde geäußert, dass die Linie 8524, die über einen großen Teil der Möllner Straße fährt, künftig auch den Verbrüderungsring anfahren soll. In dem einwohnerstarken Stadtteil verfügen viele Menschen über kein eigenes Auto. Die nächstgelegene Haltestelle ist für die Bewohner bisher der „Mühlenredder“. Zudem wurde der Wunsch geäußert, den abgelegenen Stadtteil Rülau mit in den Stadtbusverkehr zu integrieren.
Stadtbusse Schwarzenbek: Linie 8523 wird gestrichen
Nun steht fest: Es wird die von Yomi erarbeitete Variante 6. Diese integriert den Verbrüderungsring in die Linie 8524. Außerdem erhalten die Bewohner der Rülau Anschluss an die Stadtbusse. Diese müssen zum Einkaufen eine längere Strecke zurücklegen und können dafür ab Dezember die Stadtbusse nutzen. Bisher war für die Bewohner des östlichsten Stadtteils die Haltestelle „Grabauer Straße“ an der Meiereistraße der nächstgelegene Einstiegspunkt. Neben der Rülau werden künftig auch im Süden der Stadt die Kollower Straße und die Königsberger Straße angefahren.
Verabschieden müssen sich die Schwarzenbeker jedoch von der Stadtbuslinie 8523, die im Westen der Stadt unter anderem die Bismarckstraße und die Brüggemannstraße durchfährt. Von den bisherigen fünf Linien war die 8523 die am wenigsten genutzte. Die Anwohner können jedoch weiterhin die Linien 8521 und 8522 nutzen. „Das bedeutet, dass es auf dieser Teilstrecke eine Fahrt weniger pro Stunde gibt und der Anschluss an den RE1 entfällt“, erklärt Kreissprecher Tobias Frohnert.
Busverkehr kostet fast eine Million Euro pro Jahr
Für Variante 6 spreche, dass damit das Angebot sinnvoll ergänzt würde. „Viele Bürger profitieren davon“, sagt Frank Kerlin von der CDU-Fraktion. Zustimmung erhielt der Christdemokrat von allen anderen Fraktionen. Nils Hilger schlug vor, Variante 6 zu wählen, aber aus Kostengründen zu Rand- und Wochenendzeiten den Verkehr auszudünnen. „Ich will es aber auch nicht verkomplizieren“, sagte der SPD-Mann.
Apropos Kosten: ÖPNV-Leiter Yomi sieht einen jährlichen Aufwand von 943.011 Euro für das gewählte Modell. „Die Euros, die damit einhergehen, sind aber eine Prognose“, betont er. Sich wandelnde Fahrgastzahlen, aber auch unstete Energiekosten könnten dafür sorgen, dass Stadt und Kreis mehr oder auch weniger Geld in die Hand nehmen müssen. Für die Bestandslinien waren bisher 918.000 Euro pro Jahr nötig.
Kreis Herzogtum Lauenburg unterstützt Stadtbusverkehr
Zwar laufen die Zuwendungen aus dem Förderprogramm Överkant aus, allerdings unterstützt der Kreis Herzogtum Lauenburg das Projekt weiter. Wie Kreissprecher Tobias Frohnert erklärt, erhalten alle Städte im Kreisgebiet Zuschüsse für ihre Stadtbusangebote. „Ein Stadtbusverkehr macht in der Regel ein Defizit“, sagt Frohnert. Der Kreis übernimmt daher einen großen Teil der Kosten, die Stadt müsse jedoch das Defizit ausgleichen.
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Mit der gewählten Variante 6 haben sich die Ausschussmitglieder für einen Entwurf entschieden, mit dem Kosten gegenüber anderen Varianten eingespart werden können. „Das Rundum-Sorglos-Paket“, wie Andrew Yomi Variante 3 beschrieb, hätte sieben Linien vorgesehen und war mit jährlichen Kosten von knapp 1,3 Millionen Euro veranschlagt.
Wie schon die Pilotphase sind auch die Pläne für die neuen Stadtbuslinien auf zwei Jahre ausgelegt. Für sinnvoll hielten die Kommunalpolitiker eine zweijährige Planung, da im kommenden Jahr für die Generalsanierung der Bahnstrecke Hamburg-Berlin diese gesperrt wird und deswegen deutlich weniger Fahrgäste auf den Stadtbuslinien zu erwarten sind. Um für das Fahrgastpotential belastbare Werte ermitteln zu können, sei deshalb eine langfristige Lösung sinnvoll.