Geesthacht. In dem Quartier unterhalb des Geesthachter Krankenhauses soll ein B-Plan die Bebauung regeln. Die Linie der Politik stößt auf Kritik.

Die Pläne der Geesthachter Kommunalpolitik zur Nachverdichtung im Wohngebiet rund um die Hegebergstraße stoßen bei den betroffenen Anwohnern auf Widerstand. Das wurde bei der Bürgerbeteiligungsrunde im Rathaus deutlich, die vor der Aufstellung eines Bebauungsplanes (B-Plan) vorgeschrieben ist. 97,75 Prozent der Anwesenden sprachen sich dafür aus, die kleinteilige Bebauung im Quartier unterhalb des Johanniter-Krankenhauses so zu erhalten, wie sie ist.

Wohlgemerkt: Mit 75 Geesthachtern waren so viele wie nie zuvor zu einer solchen Phase der Planungen erschienen. Das betonte Hildegard Adamofski vom Fachdienst Stadtplanung im Geesthachter Rathaus. „Und von diesen waren nur zwei für eine geringe Nachverdichtung offen“, sagte Adamofski, als sie im Stadtplanungsausschuss von dem Treffen zur Hegebergstraße berichtete.

Hegebergstraße: Anwohner klar gegen Nachverdichtung

Mit dem B-Plan 008 für die Hegebergstraße sowie den Forstweg und den Vollrathsweg soll dem Wildwuchs in einem der ältesten Wohngebiete im Stadtzentrum Einhalt geboten werden. Ohne B-Plan gilt für die Bebauung eines Grundstücks Paragraf 34 des Baugesetzbuches. Darin heißt es, dass sich Neubauten „in den Bestand in der Nachbarschaft einfügen“ müssen – eine recht schwammige Formulierung, wie sich auch in der Hegebergstraße zeigt.

Auf manchen Grundstücken stehen inzwischen zwei oder gar mehr Häuser hintereinander, mal wurden zwei Grundstücke zusammengefasst, um Platz für ein größeres Haus zu schaffen, an einer Stelle wurden zwei mehrstöckige, weiß verputzte Mietshäuser in der von Klinkerbauten geprägten Siedlung geschaffen.

Maximalverdichtung stößt auf Widerstand

Derzeit sichert seit zwei Jahren eine Veränderungssperre den Status quo, diese hatten die Mitglieder des Stadtplanungsausschusses jüngst noch einmal verlängert. Fortan soll der neue Bebauungsplan regeln, was erlaubt ist. Über die Ausgestaltung diskutiert derzeit die Politik. Im Februar hatte ein Planungsbüro mögliche Varianten aufgezeigt.

Ein „absichtlich polarisierender Vorschlag“ laut Planungsbüro war, die Zahl der Wohnungen von derzeit gut 200 auf rund 350 zu erhöhen. Bei einer partiellen Nachverdichtung wäre dies nur auf solchen Grundstücken erlaubt gewesen, die die Planer dafür geeignet hielten und zu einem Plus von gut 70 Wohneinheiten führen würde. Bei einer sogenannten Blockrandbebauung könnten vor allem bestehende Häuser vergrößert werden.

Neue Wohnungen sollen im Stadtzentrum entstehen

Politischer Konsens in Geesthacht ist, dass das Augenmerk fortan auf Verdichtung der Innenstadt gelegt werden soll. Zumal die Grundstücke am Stadtrand knapp werden. Für die Hegebergstraße konnten sich die Grünen wegen des Wohnungsdrucks und der Lage mit der Maximalvariante anfreunden und brachten sogar ein autofreies Quartier ins Spiel. Ein Aspekt, den sich die Anwohner laut Stadtplanerin Adamofski, so gar nicht vorstellen konnten.

Die Hegebergstraße ist durchgängig zugeparkt.
Die Hegebergstraße ist durchgängig zugeparkt. © Dirk Schulz | Dirk Schulz

CDU, SPD und die Wählergemeinschaft BfG sprachen sich für die partielle Nachverdichtung aus. Gut möglich, dass es nach dem eindeutigen Bürgervotum nicht bei dieser Haltung bleibt. „Wir sollten berücksichtigen, was die Bürger wollen, und so sollte dann auch der B-Plan aussehen“, gab Daniel Malorny (CDU) zu bedenken.

Welche Schlüsse Geesthachts Politik zieht

„Die Reaktionen zeigen, dass es sinnvoll ist, in dem Quartier behutsam vorzugehen“, sagte Petra Burmeister (SPD), die an der Aufstellung eines B-Planes aber festhalten will. „Weil die bisherigen Baugenehmigungen nach Paragraf 34 den Charakter des Wohngebiets nicht aufgenommen haben“, so Burmeister weiter.

Die Grünen wollen derweil noch einmal das direkte Gespräch mit den Anwohnern suchen, etwa mit einem Spaziergang durchs Quartier, um Verständnis zu schaffen „Unser Vorschlag hört sich vielleicht wuchtig an. Wir wollen auch gar nicht mit der Brechstange vorgehen, aber es geht darum, dass Nachverdichtung für uns vor Flächenausweisung in der Natur geht“, hebt Max Hansen (Grüne) hervor.

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Krankenhausverkehr ist Anwohnern ein Dorn im Auge

Übrigens: Wenn die Anwohner auch nicht fortan auf ihr Auto verzichten wollen, weniger Verkehr wünschen sich die Anwohner dann doch. Die Hegebergstraße ist nahezu auf der gesamten Länge halbseitig zugeparkt. Ein Grund ist, dass über die Straße auch Anlieger des Krankenhauses anfahren und dort auch parken. „Die Bürger wünschen sich, dass der Krankenhausverkehr ganz aus dem Quartier herausgehalten werden soll“, hatte Hildegard Adamofski noch berichtet.

Wann sich der Stadtplanungsausschuss das nächste Mal mit dem B-Plan Hegebergstraße befasst, steht noch nicht fest. Die letzte Sitzung der ehrenamtlichen Kommunalpolitiker vor der Sommerpause ist am Donnerstag, 11. Juli. Die Tagesordnung wurde noch nicht veröffentlicht.