Geesthacht. Investorenpläne für Bebauung des ehemaligen Mero-Druck-Grundstücks an der Mühlenstraße in Geesthacht „der Lage nicht angemessen“.

„Baustelleneinfahrt“ steht an einem metallenen Eingangstor an der Mühlenstraße in Geesthacht. Doch gebaut wird hier im Stadtzentrum weder aktuell noch in absehbarer Zukunft. Die Pläne der Gerlach Wohnungsbau AG für die ehemalige Fläche von Mero-Druck sind im Stadtplanungsausschuss krachend durchgefallen. „Städtebaulich und architektonisch für die prominente Lage nicht angemessen“, urteilte etwa die SPD-Fraktionsvorsitzende Petra Burmeister.

Ursprünglich sollten die Kommunalpolitiker zwischen zwei verschiedenen Varianten wählen können: Entweder 100 Prozent geförderter Wohnungsbau, der mit üblichem Baustandard und verklinkerten Fassaden umgesetzt werden sollte. Oder alternativ 70 Prozent geförderte sowie 30 Prozent frei finanzierte Wohnungen, wobei in diesem Fall die geförderten Wohnungen nur einen Mindeststandard und eine einfache weiße Putzfassade erhalten sollten.

Wohnen Geesthacht: Sozialwohnungen im Zentrum von Politik abgelehnt – zu hässlich

Das Problem daran: Die Nachfrage nach Mietwohnungsbau war so hoch, dass die Förderrichtlinien sich verschärft haben. Wenn ab dem 1. September wieder Anfragen bei der Förderbank IB.SH für das Jahr 2025 gestellt werden können, gilt: Es werden maximal 70 Prozent der geplanten Wohneinheiten und insgesamt höchstens 80 Stück finanziell gefördert. Damit war die erste Variante schon vor der Abstimmung raus.

Mühlenhof Geesthacht: Draufsicht auf die abgelehnte einfache Variante.
Mühlenhof Geesthacht: Draufsicht auf die abgelehnte einfache Variante. © Dirk Schulz | Dirk Schulz

Weitere Grundvoraussetzungen: Das Projekt muss binnen sechs Monaten konkret werden und, ganz wichtig, in der kommunalen Vorhabenliste die Aufnahme gefunden haben. Für die abgespeckte Variante vom „Mühlenhof“, wie der neue Investor das Projekt inzwischen nennt, war das nicht der Fall. Gerlach Wohnungsbau hatte das Grundstück von der Gebrüder Heitmann Handelsgesellschaft gekauft, deren Planungen am „Wohnpark Mühlenstraße“ seit März 2021 ruhten.

Sozialwohnungen im Zentrum von Geesthacht hätten nur Mindeststandard

Die Grundidee mit vier Gebäuden und einer ringartigen Bebauung auf dem rund 7000 Quadratmeter großen Grundstück in der rückwärtigen Nachbarschaft des Kreissparkassen-Centers hatte der neue Vorhabenträger übernommen, reduzierte aber die Zahl der Wohnungen von 154 auf 137. Diese sollten in einer Kombination aus Häusern mit drei Etagen plus Staffelgeschoss sowie vier Etagen plus Staffel gebaut, teilweise mit einem Gründach versehen und mit PV-Anlagen bestückt werden.

So hätte die Billigvariante vom Mühlenhof ausgesehen. In der Mitte ist die Zufahrt in den Innenhof.
So hätte die Billigvariante vom Mühlenhof ausgesehen. In der Mitte ist die Zufahrt in den Innenhof. © Dirk Schulz | Dirk Schulz

Die Fassaden sollten sich in die Umgebung einfügen. Ein Blickfang war die zweigeschossig hohe Toreinfahrt für die Feuerwehr. Der Innenhof bildet das grüne Herzstück. Aus einer zweigeschossigen Tiefgarage wurde aus Kostengründen eine einfache Tiefgarage mit insgesamt 91 Stellplätzen.

Sozialwohnungen: Pläne „wie eine Kaserne aus den 1960er-Jahren“

„Jetzt sieht es aus wie eine Kaserne aus den 1960er-Jahren“, strafte Christoph Hinrichs (BfG) die einfachen weißen Putzbauten ab. „Ein reduzierter Baustandard ist etwa wegen des Schallschutzes unangebracht“, sagte Dagmara Strauer (FDP) im Stadtplanungsausschuss. „Was wollen wir den Geesthachtern noch zumuten? Die Innenstadt hat eine schöne Architektur verdient“, betonte Daniel Malorny (CDU).

Ein Beispiel: Das größte Haus an der Mühlenstraße hätte in der hochwertigen Variante eine aufgelockerte Klinkerfront mit einem nach hinten verlagerten Versatz über der Toreinfahrt und große, freundliche Fenster bekommen. In der Billigvariante war es nur noch eine gerade Hausfront mit kleinen Fenstern. Von der Politik kam der Hinweis, dass auch eine Putzfassade freundlicher gestaltet werden könne.

Investor will erst neue Förderrichtlinien für Sozialwohnungen abwarten

Doch letztlich war klar, dass der abgesenkte Baustandard Ablehnung aller elf Ausschussmitglieder erfährt. „Der Vorhabenträger soll einen neuen Vorschlag unterbreiten“, lautete die Beschlussfassung. „Das heißt also, dass wir auf neue Förderrichtlinien warten müssen“, resümierte Kai-Kristian Stepper, der das Projekt für Gerlach Wohnungsbau vorgestellt hatte. „Oder sie bauen nur 70 Prozent Sozialwohnungen und den Rest investieren sie privat“, gab Malorny ihm beiläufig mit auf den Weg.

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Doch daraus wird erst einmal wohl nichts. „Wir sind aktuell etwas ratlos, wie wir die Forderungen der Stadt und der Politik mit den Richtlinien des Landes Schleswig-Holstein übereinander bringen sollen“, sagte Stepper auf Anfrage unserer Redaktion. Das hört sich jedenfalls nicht danach an, dass auf der Freifläche im Stadtzentrum demnächst ein Bagger anrollt.

Das ist Geesthachts Prioritätsliste für die soziale Wohnraumförderung

Diese Bauvorhaben hat der Geesthachter Stadtplanungsausschuss für die soziale Wohnraumförderung wie folgt priorisiert. Stehen nicht genug Mittel zur Verfügung, würden die Projekte der Reihe nach berücksichtigt werden. Der Baubeginn ist unter Umständen von einer Förderzusage abhängig:

  • Gartencity (Buntenskamp 3-25), 83 Wohnungen, davon 21 gefördert. Baubeginn: voraussichtlich 1. Quartal 2025
  • Wilhelm-Holert-Wohnpark (Steinstraße 10), 216 Wohnungen, davon 84 im betreuten Wohnen (54 gefördert) und 132 „normale“ Wohnungen (44 gefördert). Baubeginn: im Laufe des Jahres 2025
  • Quartierssanierung Düneberg (Wohnbestand der WoGee), 87 geförderte Wohnungen. Baubeginn: 2. Quartal 2025
  • Westhafen VI (Steinstraße 81), 140 Wohnungen, davon 35 gefördert. Baubeginn: Mitte 2025
  • Teichberg 6 a-i (Grünhof-Tesperhude), 25 Wohnungen, davon 17 gefördert. Baubeginn: 3. Quartal 2025