Schwarzenbek. Im Kreis Herzogtum Lauenburg soll es mehr Geschwindigkeitsmessungen geben. Doch in den Sommerferien ist das ein Problem. Die Gründe.

Autofahrer müssen jederzeit damit rechnen, dass die Polizei punktuell etwas genauer hinschaut, was die Einhaltung der Verkehrsregeln anbelangt. Bei vermehrten Geschwindigkeitskontrollen ist von einem Blitzermarathon die Rede oder, wie jetzt, von einer Kontrollwoche. Diese hat das Landespolizeiamt in Kiel für die aktuelle Kalenderwoche angesagt. Doch es gibt einen Haken: Im Kreis Herzogtum Lauenburg ist das mit den bestehenden Personalkapazitäten kaum umsetzbar.

„Wir machen das, was die Personal- und die Einsatzlage zulässt“, sagt Jacqueline Fischer, Pressesprecherin der Polizeidirektion Ratzeburg. Durch die Sommerferien sei die Personaldecke dünner als gewohnt, Polizeibeamte könnten nur schwerlich für Schwerpunktkontrollen eingesetzt werden. Dazu komme, dass nicht jeder Beamte für die Geschwindigkeitsmessungen eingesetzt werden könne. Für die sogenannten ESO-Blitzer brauche es geschultes Personal. Das heißt also, dass es kaum mehr Kontrollen geben kann, als in einer normalen Woche.

Polizei: Kein Videowagen für den Kreis vorhanden

Doch es mangelt nicht nur an der Manpower. Auch die technische Ausstattung lässt einige Wünsche offen: Mobile Blitzer gehören mitunter den Kommunen und können nicht beliebig eingesetzt werden. Und: Einen Polizei-Videowagen für den Kreis Herzogtum Lauenburg gibt es aktuell gar nicht. Wann wieder einer zur Verfügung steht, sei ungewiss, wie Jacqueline Fischer sagt. „Die Zulassung ist sehr aufwendig und auch teuer“, sagt die Polizeisprecherin. Damit ein Videowagen belastbare Ergebnisse liefert, muss er geeicht sein und ein Prüfverfahren durchlaufen.

Wieso findet dann trotzdem die Kontrollwoche statt, wenn einige Kreise diese in der Praxis gar nicht umsetzen können? Die Kontrollwoche ist eine Aktion der ROADPOL (European Roads Policing Network), einer Vereinigung europäischer Verkehrspolizeien. „Hauptziel ist die Reduzierung der Getöteten und Schwerverletzten auf Europas Straßen, sowie das Erreichen einer präventiven Wirkung durch intensive einsatzbegleitende Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Aus diesem Grund werden zeitgleich regelmäßig bundesweite beziehungsweise europaweite Kontrollwochen mit einem bestimmten Schwerpunkt – etwa Geschwindigkeit oder Alkohol, Drogen – durchgeführt“, erklärt Dennis Schneider vom Landespolizeiamt Schleswig-Holstein. „Die Termine werden in einem Gremium festgelegt und stehen in der Regel Ende des Jahres für das kommende Jahr fest“, so Schneider. Demnach hat sich das Gremium trotz der Sommerferien und den damit einhergehenden Personalengpässen für die aktuelle Kalenderwoche als Aktionszeitraum entschieden.

Gewerkschafter fordert mehr unangekündigte Kontrollen

Torsten Jäger, Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Schleswig-Holstein, betont, dass es wichtig sei, die Hauptunfallursachen für schwere Unfälle zu bekämpfen. Diese seien überhöhte Geschwindigkeiten und auch aggressives Fahrverhalten. „Wir erwarten als GdP Schleswig-Holstein tatsächliche und intensive Anstrengungen, um die auch von der Landesregierung vorgegebenen Zielrichtung ,Vision Zero‘ – ein Straßenverkehr ohne Verletzte und Tote – zu erreichen“, so Jäger. Wie Jäger meint, können Schwerpunktwochen dabei helfen – wenn sie denn personell möglich sind. „Noch wichtiger wären allerdings regelmäßige, nicht vorhersehbare Kontrollen mit einem ausreichenden Stand an Fachpersonal für die Verkehrsüberwachung“, sagt der Landesvorsitzende.

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Auch wenn die Kontrollen im Kreis Herzogtum Lauenburg nicht in der gewünschten Intensität stattfinden können, soll Anfang der kommenden Wochen eine Auswertung veröffentlicht werden.