Geesthacht/Mölln. Der Antrag der schwarz-grünen Kreiskoalition zur Einführung war auf Unverständnis gestoßen. Wie es jetzt weitergeht.
Die bislang fehlende Ferienbetreuung an den Förderschulen im Kreis Herzogtum Lauenburg sollte erneut Thema im Bildungsausschuss des Kreises werden. Doch so weit kam es gar nicht erst. Ein gemeinsamer Antrag von CDU und Grünen wurde noch vor dem Beginn von der Tagesordnung gestrichen. Diesen hatte Helmut Kraut, der Elternvertreter der Geesthachter Hachede-Schule, im Vorfeld auseinandergenommen.
Aber der Reihe nach: Im Februar hatte die schwarz-grüne Koalition im Ratzeburger Kreistag die Einführung einer Ferienbetreuung für behinderte Kinder ab diesen Sommerferien mit ihrer Mehrheit im Februar blockiert. Wegen angeblich unkalkulierbarer Kosten, die die Kreisverwaltung übrigens auf rund 133.000 Euro geschätzt hatte.
Ferienbetreuung für behinderte Kinder – aber nicht für alle
Ab 2025 wollen CDU und Grüne das Angebot in den Ferien aber einführen. Dafür hatten sie einen entsprechenden Antrag für die Sitzung am Donnerstag im Johanniter-Krankenhaus Geesthacht vorbereitet. Demnach sollte es bei einem Eigenanteil von 15 Euro pro Tag eine Betreuungszeit von vier Wochen in den Sommerferien und weiteren vier Wochen in Oster- und Herbstferien geben.
Allerdings sollte dies analog zum bald geltenden Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für ihre gesunden Altersgenossen nur bis zur vierten Klasse gelten. Ältere Jahrgänge sollten freie Plätze lediglich auffüllen dürfen. „Illusorisch und so nicht machbar“, lautete Krauts harsche Kritik.
Denn die Verwaltung sollte bis zur darauffolgenden Sitzung Anfang September eine Abfrage unter den Eltern der Hachede-Schule und der Schule Steinfeld aus Mölln machen, in der diese sich verbindlich festlegen sollten, wie viel Ferienbetreuung sie im Jahr 2025 benötigen. Auf deren Grundlage sollten Angebote zur Schülerbeförderung eingeholt werden.
Antrag ohne Rücksprache gestellt
„Unsere Kinder sind zum Teil mehrfach schwerstbehindert. Sie brauchen immer Betreuung, unabhängig vom Alter“, lautete Krauts Hauptkritik. Darüber hinaus bemängelte er den Zeitpunkt, in dem die Abfrage geschehen sollte. „Wie sollen die Schulen das leisten können? Welcher Arbeitnehmer weiß denn jetzt schon verbindlich, wann er 2025 Urlaub hat“, sagte Kraut und auf die an diesem Freitag beginnenden Sommerferien in Schleswig-Holstein verwiesen.
Wäre der Antrag positiv entschieden worden, hätten die Schulen die Eltern in der schulfreien Zeit erreichen müssen. Erster Schultag ist wieder am 2. September, der Bildungsausschuss tagt bereits am 5. September erneut – pikanterweise dann in der Hachede-Schule.
Kraut beklagte ebenfalls, dass CDU und Grüne diesen Antrag ohne Absprache mit der Kreisverwaltung oder den Schulen und Eltern gestellt hätten. Denn, so Kraut: „Wir haben bereits eine relativ differenzierte Erhebung mit der Verwaltung gemacht. Dabei geht es etwa um Uhrzeiten, die benötigt würden und welche eigenen Fahrleistungen erbracht werden können. Aber: Es hat aus genannten Gründen keine Verbindlichkeit.“
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Für ihn gab es eigentlich nur eine sinnvolle Lösung: dass CDU und Grüne ihren Antrag zurückziehen. Und so kam es dann auch. Gitta Neemann-Güntner (SPD) beklagte einerseits den späten Zeitpunkt der Antragstellung wenige Tage vor der Sitzung, zudem erläuterte Michael Blanke, der zuständige Fachdienstleiter beim Kreis, die Vorarbeiten von Verwaltung, Schulen und Eltern. Diese wollen jetzt im Oktober ihren Vorschlag präsentieren. Helmut Kraut hofft, dass dieser zum Wohle der behinderten Kinder dann mehrheitsfähig ist.
Am 29. September 2023 besuchten 185 Schüler in Geesthacht und 133 in Mölln ein Förderzentrum. Für das kommende Schuljahr werden 200 beziehungsweise 150 Kinder erwartet. Die Kreisverwaltung hatte im Februar 2024 mit 133.000 Euro für die Ferienbetreuung kalkuliert. CDU und Grüne lehnten dies ab, weil es dabei zu viele Unwägbarkeiten gebe. Ausbaden mussten es die behinderten Kinder und ihre Eltern, die wegen der Erkrankung ihres Nachwuchses selten bis nie gemeinsam in den Urlaub fahren können.