Geesthacht. Verwaltung legt Pläne auf Eis, Schulkinder im Neuen Krug auf die Straße zu schicken. Grund sei die neue Straßenverkehrsordnung.
Nach den Sommerferien wollte die Geesthachter Verwaltung diejenigen der rund 1800 Schüler, die die Bildungseinrichtungen am Neuen Krug in Geesthacht besuchen und mit dem Fahrrad zum Otto-Hahn-Gymnasium (OHG) oder zur Alfred-Nobel-Schule (ANS) fahren, auf die Straße schicken. Im Zuge der konsequenteren Umgestaltung der Tempo-30-Zone sollte sogar der Radweg zurückgebaut werden. Begründet wurde dies Vorgaben mit der Straßenverkehrsordnung (StVO).
Darauf hagelte es Kritik an den Plänen aus dem Rathaus. Kritik, die sich die Verwaltung zu Herzen genommen hat. Sie rudert bei ihren Veränderungen zurück. Die Verkehrsregelungen am Neuen Krug werden vorerst nicht verändert. Das heißt auch: „Der Radweg am Neuen Krug wird erstmal nicht zurückgebaut. Radfahrer können ihn weiterhin nutzen“, betont Bürgermeister Olaf Schulze. Begründet wurde dies ebenfalls mit der StVO, deren Überarbeitung erst abgewartet werden soll.
Geesthacht: Rückbau von Radweg vor Schulen: Stadt rudert zurück
Geplant war, mit Beginn der Sommerferien am Montag, 22. Juli, die Verkehrsteilnehmer am Neuen Krug neu zu ordnen. Anlass waren Ergebnisse der Verkehrsschau aus dem Jahr 2023. Dabei wird das städtische Straßennetz regelmäßig von Fachleuten aus Stadtverwaltung, Polizei, ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club) und übergeordneter Verkehrsbehörde angeschaut.
Für den Neuen Krug war gefordert worden, die Rechts-vor-Links-Regel umzusetzen, Vorfahrt-gewähren-Schilder an den Einmündungen von Waldstraße und Mittelstraße abzubauen und die Radwege, die bisher an den Schulen und Kindertageseinrichtungen entlangführten, zurückzubauen.
Bürgermeister: „Nehmen die Hinweise sehr ernst“
„Die Ankündigung dieser Veränderungen hat unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen: teils Verständnis, aber auch Kritik“, heißt es in einer Mitteilung der Verwaltung. „Schon kurz nach der Veröffentlichung kamen die ersten Hinweise von Bürgerinnen und Bürgern, und die nehmen wir sehr ernst“, sagt Olaf Schulze. Alle Hinweise seien gesammelt worden und würden derzeit ausgewertet, um die Gesamtsituation am Neuen Krug nochmals aus allen Blickwinkeln zu betrachten.
Elternvertreter vom OHG hatten darauf hingewiesen, dass während der Schulzeit viele Schulbusse und Elterntaxis im Neuen Krug unterwegs sind. Zudem parken Autos hier schräg am Straßenrand. In dieser Gemengelage – und vor allem in der dunklen Jahreszeit – liege eine unnötige Gefährdung für die Kinder.
Politik vor vollendete Tatsachen gestellt
Geesthachter Lokalpolitiker kritisierten überdies, dass sie vorab in den entsprechenden Gremien nicht über die geplante Maßnahme informiert worden waren. „Nach dem Umbau der Schillerstraße sind wir zum zweiten Mal vor vollendete Tatsachen gestellt worden“, bemängelt Björn Reuter (CDU).
Mit entsprechendem Vorlauf wäre es soweit wohl gar nicht gekommen. „Für die CDU wäre ein Rückbau des Radwegs überhaupt nicht Betracht gekommen“, hatte beispielsweise die CDU-Ortsvorsitzende Nicole Voss erklärt. Und Petra Burmeister (SPD) gab an, die Verwaltung gebeten zu haben, die Pläne nicht umzusetzen.
Wie die Rolle rückwärts begründet wird
Nun also die Rolle rückwärts. Jetzt heißt es: Die Novelle der Straßenverkehrsordnung, deren neuen Vorschriften der Bundesrat am 5. Juli zugestimmt hat und Ländern und Kommunen mehr Handlungsspielraum eröffnet, soll abgewartet werden. „Angekündigt worden sind weitreichende Veränderungen, die unter anderem die Regelung des Radverkehrs und von Tempo-30-Zonen betrifft. Wir warten täglich auf eine Mitteilung zum weiteren Vorgehen, damit der aktuelle Stand der Rechtslage umgesetzt werden kann“, sagt Sabine Erdmann, die Leiterin des Fachdienstes Öffentliche Sicherheit.
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Ob Maßnahmen am Neuen Krug notwendig sind, soll erst daraufhin entschieden werden. „Ich bin positiv überrascht über das schnelle Umdenken“, begrüßte Christian Lohrke, der Vorsitzende des Schulelternbeirats am OHG, die Entscheidung. „Unser Wunsch, in die neuen Planungen involviert zu werden, haben wir im Rathaus platziert“, ergänzte Lohrke. Auch CDU und SPD begrüßten den Entschluss.
Sperrung der Düneberger Straße verschoben
Björn Reuter gab zu bedenken: „Vielleicht müssen wir den Neuen Krug mal generell neu planen, etwa mit einer Einbahnstraßenregelung die Situation entschärfen.“ Ungeklärt ist immer auch noch die Umleitungsregelung, wenn die Düneberger Straße für etwa zwei Jahre wegen einer Komplettsanierung (Straße und Kanalisation) gesperrt ist. Die Frage: Wohin weichen dann die etwa 10.000 Fahrzeuge aus, die die Düneberger Straße täglich nutzen?
Dafür bleibt eigentlich nur der Neue Krug. Der für den Jahresende 2024 angekündigte Baubeginn an der Düneberger Straße ist inzwischen auf einen nicht bezifferten Zeitpunkt verschoben worden. Die Planungen dauerten länger als angenommen. „Vorher soll es auch noch eine öffentliche Informationsveranstaltung zu den Umleitungen geben“, hat Reuter erfahren.