Geesthacht. Für ein Schallgutachten wurden sehr hohe Werte für den Platz an der Elbe berechnet. Doch sind die Ergebnisse realistisch?
Auf dem Wohnmobilstellplatz in Geesthacht ist es zu laut. Angeblich. Doch ob die Ergebnisse des Lärmschutzgutachtens stimmen, zweifeln die Politiker des Stadtplanungsausschusses jetzt an. Leon Haralambous (SPD) war nämlich aufgefallen, dass die Ergebnisse gar nicht auf echten Messungen basieren, sondern auf einer Computerberechnung. „Dort sind nachts 60 Lkw angenommen. Das halte ich doch für etwas viel“, begründete Haralambous seine Zweifel. Unterstützung erhielt er von Daniel Malorny (CDU), der berichtete, seine Fraktion hätte sich bei Anwohnern umgehört, die die Messergebnisse auch infrage stellen.
Leon Haralambous (SPD) forderte deshalb von der Geesthachter Stadtverwaltung, eine eigene, neue schalltechnische Messung in Auftrag zu geben. Es ist eine von mehreren Maßnahmen, wie Politik und Verwaltung den stets gut frequentierten Stellplatz am Wasser in der jetzigen Form erhalten können.
Wohnmobilstellplatz in Geesthacht durch neues Lärmschutzgutachten noch zu retten?
Das Gutachten war notwendig geworden, um einen Bebauungsplan für das Grundstück an der Elbe erstellen zu können. Den Wohnmobilstellplatz gibt es zwar bereits seit Ostern 2012, doch bislang ist das „Alter Schiffanleger 777“ genannte Areal offiziell nur als Parkplatz mit Zusatzzeichen 1010-67 (Wohnmobile) ausgewiesen. Aufgrund seiner Größe (mehr als fünf Stellplätze) unterliegt er indes der Campingplatzverordnung. Das fiel aber erst auf, als der Wohnmobilstellplatz aufgewertet werden sollte und bauliche Veränderungen vorgenommen werden sollten.
Wären die Aussagen zum Lärm indes korrekt, dürften nur diejenigen der 16 Plätze für Wohnmobile erhalten bleiben, die direkt am Wasser liegen. Das gelte für acht bis neun Plätze, hatte Stadtplanerin Hildegard Adamofski im Mai berichtet. Bei den Plätzen im mittleren Bereich wäre demnach nachts der erlaubte Dezibelwert überschritten. Und eine Lärmschutzwand, die nach ersten Schätzungen etwa 72.000 Euro gekostet hätte, war den Kommunalpolitikern zu teuer.
Wohnmobilfahrer machen andere Erfahrungen
Die Ergebnisse widersprechen auch den Beobachtungen der Nutzer. In der bei Wohnmobilisten beliebten App „Park4Night“ ist das Thema Lärm am Geesthachter Stellplatz zwar immer wieder ein Thema, wird aber pragmatisch gesehen. Wem die Kreisstraße zu laut ist, fährt schnell weiter.
Andere stören sich nicht daran. „Kostengünstiger Stellplatz mit Ver- und Entsorgung und Blick auf die Elbe. Ebenerdig. Wir waren zwei Nächte dort und man kann die Gegend sehr gut mit dem Fahrrad erkunden. [...] Die Straße hat uns nicht gestört. Abends wird es ruhig“, schreibt ein User, der fünf von fünf Sternen vergab. Die Elbuferstraße wird vor allem im Berufsverkehr dazu genutzt, um die Geesthachter Innenstadt zu umfahren. Außerhalb dieser Zeiten nimmt der Verkehr ab.
Ver- und Entsorgungsstation soll verlegt werden
Von der Verwaltung ist angeregt worden zu prüfen, ob die Ver- und Entsorgungsstation verlegt werden kann. Derzeit befindet sie sich von der Straße aus gesehen in der rechten hinteren Ecke am Wasser.
„Wir würden auch gern die Baumreihen im mittleren Bereich aus dem B-Plan 003 heraus nehmen, damit unsere Tiefbauabteilung eine möglichst hohe Flexibilität bei der neuen Anordnung der Stellplätze bekommt“, sagte Adamofski bei der jüngsten Planungsausschusssitzung.
Stellplätze sollen neu angeordnet werden
Und weil sie diesbezüglich wohl mit Kritik rechnete, schob sie prompt hinterher: „Ein Verzicht auf Bäume heißt nicht, dass sie morgen gefällt werden.“ Zunächst geht es um die rein planerischen Möglichkeiten, möglichst viele Stellplätze zu erhalten. Bevor die umgesetzt werden, müsste der Ausschuss noch seine Zustimmung geben. Und selbst wenn, wäre gleichwertiger Ersatz (an anderer Stelle) für die Bäume entsprechend dem Baumschutzkataster verpflichtend. Beide Vorschläge fanden breite Zustimmung unter den Ausschussmitgliedern, alle elf stimmten dafür.
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Sieben Euro pro Tag beträgt derzeit die Stellplatzgebühr in Geesthacht, maximal drei Tage dürfen Urlauber bleiben. Das ist vergleichsweise wenig Geld, andere Kommunen nehmen für Plätze mit ähnlicher Ausstattung, aber ohne so eine beliebte Lage am Wasser, mitunter das Doppelte.
Folge: In Geesthacht stehen häufig deutlich mehr als die erlaubten 16 Wohnmobile. Der Stadt fehlt aber das Personal, das zu kontrollieren. Als der Bezahlautomat ab Ende 2022 rund ein Jahr ausfiel, wurde deshalb gar nicht kassiert. Deshalb kam die Idee auf, mit einer Schranke die Einfahrt zu regulieren. Doch dafür musste erst ein B-Plan erstellt werden und so nahm das „Unheil“ seinen Lauf.