Güster. Gebrauchte, aber gut erhaltene Krankenhausbetten wären hier auf dem Schrott gelandet. In der Ukraine helfen sie alten Menschen.

Pflegebetten, Gehhilfen, Rollatoren und viele weitere medizinische Hilfsmittel stehen in zahlreichen Haushalten in Abstellkammern oder werden verschrottet, weil sie nicht mehr benötigt werden. „Solche Dinge dürfen in Deutschland nach Gebrauch in Privathaushalten nicht an Pflegeeinrichtungen oder Kliniken weiter gegeben werden“, erläutert Dr. Klaus von Oertzen, Leiter der Geburtsklinik des Geesthachter Johanniter-Krankenhauses und langjähriger Rotarier.

Was hier nicht mehr benötigt wird, leistet aber im Kriegsgebiet in der Ukraine noch wertvolle Dienste. Deshalb hat von Oertzen eine Spendenaktion ins Leben gerufen – und die war sehr erfolgreich.

Rotarier organisieren dritten Hilfstransport ins Kriegsgebiet

Der Mediziner hatte über verschiedene Foren und auch über Aushänge zum Spenden aufgerufen. Bei der Aktion kamen 34 Pflegebetten, 114 Rollatoren, 30 Rollstühle – zum Teil sogar mit Elektroantrieb – sowie diverse Krücken zusammen.

Aus der Sanitätsabteilung einer großen Apotheke kamen auch Reparaturmaterialien sowie Badewannenkräne. Besonders stolz sind die Rotarier auf ein voll intaktes Ultraschallgerät mit einem großen Vorrat des erforderlichen Filmmaterials.

Ein Dutzend Rotarier verlädt die Pflegebetten & Co. in einen Lkw

Gut ein Dutzend Rotarier aus dem Kreis Herzogtum Lauenburg hat die Hilfsgüter jetzt auf dem Gelände von Spielzeughersteller Goki in Güster auf einen Lkw der niedersächsischen Spedition Göllner verladen und auf die Reise über Polen direkt in die Ukraine geschickt. Die Kosten für den Lkw und die Fahrer übernimmt die Spedition, die Frachtkosten übernehmen die Rotarier.

Dieser Sattelauflieger wird auf dem Gelände von Goki an der Hauptstraße in Güster mit Hilfsgütern für die Ukraine beladen. 
Dieser Sattelauflieger wird auf dem Gelände von Goki an der Hauptstraße in Güster mit Hilfsgütern für die Ukraine beladen.  © Stefan Huhndorf | Stefan Huhndorf

Goki hat die Lagerflächen kostenfrei zur Verfügung gestellt. Es ist bereits der dritte Hilfstransport der Rotarier aus dem Kreisgebiet, allerdings der erste mit medizinischen Hilfsgütern. Bisher wurden in erster Linie Winterkleidung, Schlafsäcke und warme Stiefel in das Kriegsgebiet gebracht. Auch eine Trinkwasseraufbereitungsanlage im Wert von 30.000 Euro hat der Club aus dem Lauenburgischen bereits an die Ukraine gespendet.

Die ersten Transporte hatte Rotarier und AWSH-Geschäftsführer Dennis Kissel mit 7,5-Tonnen-Lkw organisiert und begleitet. Für diese sehr große Hilfslieferung war die Unterstützung einer Spedition, die einen Sattelauflieger mit zwei Fahrern stellte, erforderlich.

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„Über unsere örtlichen Clubs haben wir einen direkten Draht in die Kriegsgebiete und wissen, was dort benötigt wird. Unsere Freunde dort stellen auch sicher, dass die Hilfe wirklich ankommt“, sagte Holger Knaack aus Ratzeburg, der vor zwei Jahren Präsident von Rotary International war und sehr gut in den Service-Clubs vernetzt ist. So war es auch diesmal.

Vor einigen Wochen erreichte die Rotarier ein Hilferuf aus dem Partner-Club im westukrainischen Ternopil. Dort fehlt es in einem Akutkrankenhaus, in Seniorenheimen und in Notkrankenhäusern an Betten und Hilfsmitteln für alte Menschen und Kriegsverletzte. Der Lkw benötigt für die 2000 Kilometer lange Strecke mehrere Tage. „Die genaue Fahrzeit ist schwer einzuschätzen, weil es Zollformalitäten in Polen gibt“, sagt Dennis Kissel.