Altstadt. Zum Welttreffen des internationalen Clubs werden im Juni mehr als 25.000 Mitglieder erwartet. Die Vorbereitungen laufen.

So viele Besucher aus unterschiedlichen Ländern hat Hamburg wohl noch nie zur gleichen Zeit zu Gast gehabt. Zur Rotary Convention, dem Welttreffen dieses internationalen Clubs mit 1,2 Millionen Mitgliedern, vom 1. bis zum 5. Juni 2019 haben bisher 22.300 Teilnehmer aus 178 Nationen zugesagt. Stark sind die USA mit 5000 Besuchern oder Südkorea mit 600 Anreisenden vertreten, doch auch aus Ländern wie Nepal kommen 140 und aus der Mongolei zehn Personen.

„Wir wollen gemeinsam ein Fest feiern und Wind in die Hansestadt bringen“, sagt der hanseatische Unternehmer Andreas von Möller. 1000 Flaggen sowie passend dekorierte Ladenschaufenster überall in der Stadt sollen auf bunte Art zeigen, wer tagelang den Ton angibt. Insgesamt werden mehr als 25.000 Besucher erwartet. Um überteuerte „Messepreise“ zu verhindern, wurden bereits im Vorjahr 9000 Hotelzimmer zum Standardtarif reserviert.

Holger Knaack aus Ratzeburg, von Möllers Partner als Organisationschef, ergänzt: „Wichtig ist die Botschaft unseres weltweiten Freundeskreises: engagieren und zupacken, wo immer Hilfe nötig ist.“ So wird es während der fünf Veranstaltungstage am Jungfernstieg ein Dorf mit Pagodenzelten geben, in denen sich die Hamburger über den Sinn von Rotary und über die vielfältigen Hilfsaktionen informieren können.

Mehrere Hundert Veranstaltungen im Raum Hamburg

Das Motto der Zusammenkunft in den komplett gebuchten Messehallen ist Programm: „Erlebe den Moment in Hamburg.“ Mit Fachtagungen hinter den Kulissen und öffentlichen Aktionen will das von 1000 ehrenamtlichen Helfern unterstützte Gastgeberkomitee dafür sorgen, dass Hamburg und die Welt die Ideale der 1905 in Chicago gegründeten Institution verstehen: Freundschaft und Hilfsbereitschaft.

„Wir können viel mehr als nur Vorträge planen und vornehm Mittagessen“, sagt von Möller. Beim Termin mit dem Abendblatt in einem Café in Rathausnähe haben die beiden Cheforganisatoren ihre für Marketing und Kommunikation verantwortliche Mitstreiterin Carolin Hegenbarth an der Seite. Sie engagiert sich couragiert, die Frauenquote des Clubs von derzeit zwölf Prozent zu steigern. Sie hat eine Menge zu tun.

Im Großraum Hamburg werden während der Convention mehrere Hundert Veranstaltungen angeboten. Neben der Messe zählen das Rathaus und die Handelskammer zu den markanten Versammlungsorten. Am 3. Juni ist Rotary nachmittags sowie abends in der Elbphilharmonie zu Hause. Auf der Bühne stehen ein großer Chor und ein Orchester der deutschen Rotarier. Eine Fahrradtour und ein „Walk“ mit 1500 Teilnehmern rund um den Rathausmarkt runden die Palette ab.

Eröffnungszeremonie in der Messe in zwei Schichten

Der Andrang ist enorm, sodass die Eröffnungszeremonie in der Messe mit jeweils rund 10.000 Mitgliedern „in zwei Schichten“ abgehalten wird: vormittags und am Nachmittag. Neben internationalen Ehrengästen wird Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) sprechen. Die Karten für die Eröffnungsparty am Vorabend in der Handelskammer sind fast alle vergeben.

Billig ist das Vergnügen nicht. Allerdings trifft es in der Regel keine Armen. Allein die bisher 22.300 Anmeldungen kosten pro Person etwa 300 Euro. Hinzu kommen Tagungsgebühren – je nach Wahl und Veranstaltung. Um die Convention kostendeckend finanzieren zu können, zahlen die 57.000 deutschen Rotarier 48 Monate jeweils 1 Euro zusätzlich. Der Gesamtetat liegt bei acht Millionen Euro. Die Stadt engagiert sich mit 1,7 Millionen Euro. Unter dem Strich erwartet das Hamburg Marketing als unterstützende Partner der Veranstalter durch die traditionell ausgabefreudigen Rotarier einen Umsatz von etwa 80 Millionen Euro – Hotels und Restaurants inbegriffen. Der verkaufsoffene Sonntag am 2. Juni passt ins Konzept.

Hamburg setzte sich gegen 17 Konkurrenten durch

„Es war ein hartes Ringen“, erinnert sich Holger Knaack. Der Kaufmann aus Ratzeburg war 2013 Ideenstifter der damals wagemutigen Initiative des Welttreffens in Hamburg. 1987 war mit München erst- und letztmals eine deutsche Stadt Austragungsort. Am Ende setzte sich Hamburg gegen 17 Konkurrenten durch, darunter Hongkong, Madrid und Rom. Entsprechend groß sind Verpflichtung und Anreiz, Außerordentliches und Unvergessliches auf die Beine zu stellen. Hamburg ist auf gutem Wege, etwas für sein internationales Renommee zu unternehmen.

Jeder der 22 Rotary-Clubs in Hamburg ist mit organisatorischer Hilfestellung oder eigenen Aktionen dabei. Der 4. Juni steht unter der Devise wahrhaftiger Gastfreundschaft in der eigenen Stadt. „Wir wollen uns von bester Seite zeigen“, sagt Carolin Hegenbarth. Neben einem umfangreichen Kultur- und Unterhaltungsangebot steht soziales Engagement im Mittelpunkt, eine der ganz großen Rotary-Stärken. Im vergangenen Jahr brachte der Club weltweit mehr als 270 Millionen Euro für humanitäre Aufgaben zusammen. Für die Kampagne „PolioPlus“, dem Kampf wider Kinderlähmung, investierten die Rotarier bislang mehr als 1,4 Milliarden Euro – und viel Freizeit. Anfang Juni werden auch am Jungfernstieg Deckel von Plastikflaschen gesammelt. 500 Deckel bringen eine Impfung.

Daher gilt bei der Convention so und so: Gutes tun – und darüber reden.