Lauenburg. Während der Brückensperrung in Lauenburg wird der Verkehr über die B5 in Richtung Geesthacht umgeleitet.
Es ist unvermeidlich: Vom 3. Juli bis 29. September wird die Lauenburger Elbbrücke voll gesperrt. Nachdem in den vergangenen Jahren immer nur das Notwendigste an dem maroden Bauwerk repariert wurde, sollen nun Entwässerungsabläufe und Querfugen erneuert werden, und das geht nach Angaben der Deutschen Bahn nicht, ohne den Fahrzeugverkehr drei Monate lang von der Brücke fernzuhalten. Mit einem weiteren Aufschub der Arbeiten wäre sicher niemandem geholfen: Das 1951 eingeweihte Bauwerk hat mittlerweile die schlechteste Zustandsnote, die in Deutschland für Brücken vergeben wird.
Doch nicht nur die Pendler nach Niedersachsen machen sich nun Sorgen, wie sie im Berufsverkehr auf die andere Elbseite kommen. Auch Geesthacht droht in dieser Zeit ein erhöhtes Verkehrsaufkommen, denn für den Fahrzeugverkehr nach Niedersachsen bleibt dann nur die Elbquerung in der Nachbarstadt.
Sperrung der Elbbrücke Lauenburg beginnt mit nächtlicher Vollsperrung im Juni
Einen kleinen Vorgeschmack auf die bevorstehende Sperrung gibt es schon von Dienstag, 20. Juni bis Freitag, 23. Juni. In dieser Zeit ist die Elbbrücke nachts zwischen 21 Uhr und 5 Uhr gesperrt. Die deutsche Bahn, als Trägerin Sanierungsmaßnahme, will in dieser Zeit Belastungsfahrten für Messungen starten. Richtig ernst wird es aber erst zehn Tage später mit der Vollsperrung der Brücke auch tagsüber. Seitens der Stadt gibt es inzwischen ein Konzept, das einen Verkehrskollaps möglichst verhindern soll.
Allerdings sorgt die Stadt in dieser Zeit selbst für einen weiteren neuralgischen Punkt im Verkehrsaufkommen der Stadt. „Wir werden die Zeit der Brückensperrung nutzen, um wichtige Kanalarbeiten in einem Teil der Hafenstraße in Angriff zu nehmen“, kündigt Bürgermeister Thorben Brackmann an. Betroffen ist der Bereich von Dan Tobacco bis zur Schleuse. Dafür gibt es einen guten Grund: Die vielen Pendler von und nach Niedersachsen sind in dieser Zeit auf dieser Bundesstraße nicht unterwegs.
Arbeiten finanziert aus Wiederaufbauhilfe
Die Schäden im Untergrund der Hafenstraße sind mittlerweile zehn Jahre alt. Die schweren Einsatzfahrzeuge während des verheerenden Hochwassers im Juni 2013 haben im Untergrund der Straße schwere Schäden hinterlassen. Und wenn die Straße schon mal aufgerissen ist, wollen die Versorgungsbetriebe Elbe mit ihrem Tochterunternehmen Elbe Media GmbH hier auch gleich Glasfaserkabel für einen schnellen Internetanschluss verlegen.
Für die Stadt entstehen aus dieser Maßnahme keine Kosten. Aus dem Topf Wiederaufbauhilfe Hochwasser werden die Kanalarbeiten zu 100 Prozent finanziert. Allerdings steht derzeit noch nicht genau fest, ob die Arbeiten überhaupt ausgeführt werden können. Die Ausschreibung der Leistungen ist zwar erfolgt, die Beauftragung der Baufirmen steht aber noch aus.
Schildbürgerstreich? Erst Belag erneuert, dann Kanalarbeiten
Die von der Stadt angekündigten Arbeiten auf der Hafenstraße sorgen in Lauenburg vielfach für Unverständnis. Einige sprechen sogar von einem Schildbürgerstreich. Kein Wunder: Als die Elbbrücke vor eineinhalb Jahren wegen Reparaturarbeiten für eine Woche gesperrt war, schob die Stadt die Sperrung der Hafenstraße ebenfalls hinterher. Damals nutzte die Stadt die Zeit, um die Asphaltdecke der Straße zu erneuern. „Reiße auf und schließe wieder, so hast du Arbeit immer wieder“, witzelte jemand in einer Lauenburger Facebookgruppe. Andere kommentieren weniger humorvoll und vermuten die Verschwendung von Steuergeldern.
Martina Wulf-Junge aus dem Lauenburger Bauamt hat Verständnis für die Irritation. „Die Bahn hatte den Zeitpunkt der Brückensperrung sehr kurzfristig angekündigt. Von der jetzigen großen Maßnahme war noch nicht die Rede. Aber der Fahrbahnbelag war damals so schadhaft, dass wir ohnehin nicht bis jetzt gewartet hätten, den zu erneuern“, so ihre Erklärung. Sie hofft, dass die Ausschreibung der Leistungen erfolgreich ist. „Wir wollen die drei Monate der Brückensperrung nutzen, die Tiefbauarbeiten in der Hafenstraße abzuschließen“, sagt sie.
Keine zusätzlichen Parkflächen im Bereich der Brücke
In der Lauenburger Verwaltung hat man unterdessen einen Plan entwickelt, ein Verkehrschaos für die Zeit der Sperrungen möglichst zu vermeiden. So soll die Zufahrt zum Bahnhof während der Zeit der Bauarbeiten in der Hafenstraße über die Straße Großer Sandberg gewährleistet werden. Die Fahrt vom Bahnhof in die Oberstadt wird dann über die Elbstraße möglich sein. Die Poller bleiben in dieser Zeit dauerhaft abgesenkt.
Der Bahnverkehr wird durch die Arbeiten an der Brücke nicht eingeschränkt. Ebenso soll für Fußgänger und Radfahrer die Elbbrücke weiter passierbar sein. Mit dem Auto bis zur Brücke fahren, um zu Fuß ans andere Elbufer zu gelangen, ist allerdings keine gute Idee. „Wir können in diesem Bereich leider keine zusätzlichen Parkflächen anbieten“, bedauert Bürgermeister Thorben Brackmann. Nach seinen Informationen gilt das auch auf der anderen Elbseite in der Gemeinde Hohnstorf.
Busverkehr wird eingeschränkt
Der Stadtbus (Linie 138), der normalerweise über die Hafenstraße fährt, wird während der Bauarbeiten nur zwischen Palmschleuse und ZOB verkehren. Zusätzliche Transportangebote wird die Stadt nicht anbieten. Da die Arbeiten in der Hafenstraße sich nur auf einen begrenzten Bereich beschränken, ist die Ausfahrt aus dem Mühlenberg über die Hafenstraße weiterhin möglich.
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Anlieger können außerdem von der Berliner Straße über die Hafenstraße zu den Straßen Mühlenberg und Heisterkoppel gelangen. Die Müllabfuhr ist während der Bauzeit für alle betroffenen Wohnquartiere sichergestellt. Rettungskräfte können im Ernstfall jedes Grundstück erreichen.
Kritik vom Bürgeraktionsbündnis „Lauenburg reicht’s!“
Dem Bürgeraktionsbündnis „Lauenburg reicht’s!“ (BAB) gehen die Vorkehrungen der Stadt nicht weit genug, um ein bevorstehendes Verkehrschaos während der Brückensperrung zu verhindern. Seit Jahren kämpfen die Akteure dafür, insbesondere den Schwerlastverkehr auf den beiden Bundesstraßen (B5 und B209) in Lauenburg zu verringern.
„Obwohl lange bekannt ist, dass die Lauenburger Elbbrücke drei Monate gesperrt werden muss, haben die Verantwortlichen keinerlei Vorkehrungen getroffen, dem zu erwartenden Zuwachs an Schwerlastverkehr durch Lauenburg Rechnung zu tragen“, so der Vorwurf. Die Akteure vermissen ausgewiesene Umleitungsstrecken für die schweren Laster. Außerdem sollten regelmäßige Schadstoffmessungen die zusätzliche Belastung im Stadtgebiet dokumentieren. Hintergrund: Da die Brücke dicht ist, müssen auch die schweren Lkw über die B5 nach Geesthacht fahren, um dort die Elbe zu queren.