Geesthacht. Auch nach Einlenken der Landesregierung bei Terminvergabe bleiben Fragen: Wie kommen Senioren zum Impfen nach Mölln? Stadt soll helfen.
Der Ärger um die langwierigen, aber meist vergeblichen Versuche, in Schleswig-Holstein Impftermine zu bekommen, ruft nun auch Geesthachter Politiker auf den Plan. Grünen und Bürger für Geesthacht (BfG) fordern die Stadt zum Handeln auf. Die BfG schickte jüngst eine E-Mail mit vier Punkten ans Rathaus.
So wurde gefragt, ob es nicht möglich sei, Mitbürger der Ü-80-Generation anzuschreiben, um sie bei ihren Terminanfragen für die Impfung zu unterstützen. Zudem solle ein Abholservice angeboten oder die Taktung der Buslinie 239 erhöht sowie eine Haltestelle am Impfzentrum eingerichtet werden.
Impf-Chaos: Lokalpolitik fordert mehr Hilfe der Stadt Geesthacht
Der 239er fährt nur stündlich. Volker Samuelsson, Kreistagsabgeordneter der BfG, rief deswegen bei der VHH-Leistelle an. Eine Taktung alle halbe Stunde soll möglich sein, berichtet er. Bürgermeister Olaf Schulze kündigt unabhängig vom BfG-Vorstoß an: „Wir können ja mal mit den VHH sprechen und dann gucken.“ Auch ein Shuttle-Service sei im Rathaus in der Diskussion.
Den ersten, entscheidenden Punkt hat die Kieler Landesregierung am Donnerstag zudem korrigiert. Demnach sollen sich über 220.000 Impfberechtigte ab 80 Jahren künftig ohne Zeitdruck telefonisch registrieren und für ihren persönlichen Impftermin in einem Impfzentrum registrieren lassen können. Die Senioren sollen dazu vom 28. Januar an ein Informationsschreiben mit einem persönlichen Zugangscode und einer Telefonnummer erhalten. Die Online-Anmeldung entfällt.
Ali Demirhan (Grüne) wünscht sich Ansprechpartner im Rathaus
Erster so buchbarer Termin soll der 8. Februar sein. Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) zufolge wird in vier Gruppen nach dem Alter gestaffelt. Begonnen werde mit den Menschen ab 88 Jahren.
Ali Demirhan (Grüne) kritisiert nicht nur, dass das Impfzentrum in Alt-Mölln im Kreis den Vorzug erhielt. Der Aufbau in Geesthacht in der ehemaligen Berufsbildungsstätte am Dialogweg ist seit Dezember fertig. Die Stadt könne zwar nichts für die Situation, „aber wir haben eine Verantwortung gegenüber den Menschen, die keine Termine bekommen“. Demirhan wünscht sich einen Ansprechpartner im Rathaus. Der Bürgermeister verspricht eine Lösung. Die Anfragen sollen künftig bei einer Person gebündelt werden.
Warum das Impfzentrum in Alt-Mölln den Vorzug vor Geesthacht erhielt
Warum das Impfzentrum in Geesthacht nicht in Betrieb ist und stattdessen das in Alt-Mölln, hat Geesthachts Landtagsabgeordnete Kathrin Bockey (SPD) von Landrat Dr. Christoph Mager erfahren. Man habe sich für Alt-Mölln entschieden, weil im Vordergrund der Impfungen bisher Senioren- und Pflegeeinrichtungen standen, die von mobilen Impfteams angefahren werden, so Mager. Diese hätten so einen zentralen Anlaufpunkt in der Mitte des Kreises.
Mit logistischen und organisatorischen Gründen erklärt es auch Arne Ertelt von der Geesthachter CDU. „So steht das mobile Impfteam zentral für den gesamten Kreis zur Verfügung. Schleswig-Holstein führt derzeit im Vergleich der Bundesländer die meisten Corona-Schutzimpfungen durch“, so Ertelt.
Weiterer Bewohner des Seniorenheims Am Moor gestorben
Die Impfstrategie des Landes, zunächst die Alten- und Pflegeheime mit mobilen Impfteams anzulaufen, bezeichnet Landrat Mager als sehr erfolgreich: „Im Kreis Herzogtum Lauenburg sind Stand heute durch drei mobile Impfteams 73 Prozent der Pflegeheime angefahren worden. Am Freitag, 15. Januar, werden weitere sechs Pflegeheime aufgesucht.“
Die Kurve der Corona-Neuinfektionen zeigt im Kreis derweil nach unten. Am Donnerstag (Stand: 18.30 Uhr) gab es 17 neue Positivtests, der Inzidenzwert liegt bei 80,8. Allerdings sind drei weitere Tote im Zusammenhang mit Corona zu beklagen. So verstarb auch ein weiterer Bewohner des Seniorenheims Am Moor in Geesthacht. Im Kreis sind 43 Menschen mit Corona verstorben. (pal)