Schwarzenbek. Kommunalpolitiker erteilen der Forderung zur Anschaffung von Luftfiltern in den Schulen eine deutliche Absage. Die Gründe.

Homeschooling ist passé, aber die Kinder sitzen mit Masken im Unterricht. Deshalb fordern Elternvertreter vehement mobile Raumluftfilter in den Klassenräumen – zumindest für die ersten beiden Klassenstufen der Grundschulen, in denen die Mädchen und Jungen besonders unter den Corona-Beschränkungen leiden. Bei den Verantwortlichen in Politik und Verwaltung beißen sie mit ihren Forderungen auf Granit – und das aus mehreren Gründen.

„Biontech hat einen Impfstoff für Fünf- bis Zwölfjährige entwickelt, der bald auf den Markt kommen soll. Damit ist die Luft aus dem Thema raus“, sagte Roswitha Bellmann von der Wählergemeinschaft BfB (Bürger für Bürger) kürzlich im Sozial- und Kulturausschuss. „Wenn wir Luftfilter anschaffen wollen, müssten sie morgen da sein. Und neben Schulen müssten wir auch die Kitas bedenken. Das ist nicht realistisch“, fügte Michael Jagusch von der Wählergemeinschaft FWS (Freie Wähler Schwarzenbek) hinzu.

Corona: In den Schulen in Schwarzenbek wird es keine Luftfilter geben

„Es dauert viele Wochen bis Luftfilter verfügbar sind. Ich weiß um die Probleme, weil mein zehnjähriger Sohn selbst im Gymnasium mit der Maske im Unterricht sitzt. Trotzdem setze ich auf Impfungen, die in zwei oder drei Monaten verfügbar sein werden. Wir brauchen eine Lösung für die nächsten zwei bis drei Monate bis Impfstoffe verfügbar sind. Engmaschige Tests und CO2-Ampeln können diese Zeit überbrücken“, betonte Marc Lier von der FDP.

„Unsere Räume sind sicher. Alle Schulen mit Filtern auszustatten kostet 750.000 Euro. Wir bekommen dafür weder vom Bund noch vom Land Geld, weil unsere Räume als sicher gelten. Zudem müsste trotzdem alle 20 Minuten gelüftet werden“, gab Calvin Fromm (SPD) zu bedenken. „Auch beim Einsatz von Luftfiltern müssten die Kinder Masken tragen. Die Anschaffung würde bei den Eltern falsche Erwartungen wecken“, mahnte Katja Estel (FWS), selbst Mutter von zwei schulpflichtigen Kindern und Elternbeiratsvertreterin.

Hohe Kosten und Zeitfaktor sprechen gegen die Anschaffung

Abgesehen von den hohen Kosten für den Einsatz von mobilen Luftfiltern spricht nach Ansicht von Bürgermeister Norbert Lütjens und der zuständigen Fachbereichsleiterin Kathrin Kipke auch der Zeitfaktor gegen den Einsatz dieser Geräte. „Wir müssten die Räume mit Experten begehen. Es wären zusätzliche Stromleitungen erforderlich und danach müsste eine Ausschreibung erfolgen. Das kostet schon zwei Monate. Ob dann Geräte überhaupt kurzfristig verfügbar sind, ist fraglich. Die Lieferzeiten liegen zum Teil wegen der hohen Nachfrage bei mehreren Monaten“, erläuterte Kathrin Kipke.

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Diesen Argumenten folgten die Politiker mehrheitlich und beschlossen die Bereitstellung von 80.000 Euro für Maßnahmen zur Corona-Bekämpfung. In erster Linie soll das Geld bereit gehalten werden, wenn so genannte engmaschige Schnelltests erforderlich werden würden.

Geld für zusätzliche Tests bereitgestellt

Denn bislang werden die Kinder zwei Mal wöchentlich getestet. „Das kostet jeweils eine Schulstunde, ist aber sinnvoll, damit wir den Präsenzunterricht aufrecht erhalten können“, sagt Bettina Kossek, Leiterin der Grund- und Gemeinschaftsschule. Diese Tests werden vom Land bezahlt, wie Kathrin Kipke betonte.

Sollte jedoch ein Kind Symptome zeigen, werden jetzt nicht mehr ganze Klassen in Quarantäne geschickt, sondern einzelne Kinder und der Rest muss täglich getestet werden. Dafür zahlt das Land bislang nicht. Deshalb haben die Politiker das zusätzliche Geld bereit gestellt.

CO2-Ampeln können Grad der Luftbelastung anzeigen

Außerdem will die Stadt knapp 100.000 Euro in sogenannte CO2-Ampeln investieren, die in den Klassenräumen aufgestellt werden sollen. Diese Geräte messen die Luftbelastung und zeigen mit Leuchtsignalen an, wann ein Raum gelüftet werden sollte. So ein Gerät kostet 100 Euro. In der Gemeinschaftsschule sind CO2-Ampeln auch bereits im Wahlpflichtunterricht aus Bausätzen für 60 Euro entstanden.