Geesthacht. Bezahlbare Gewerbeflächen für kleinere Handwerksbetriebe sind rar. Zwei Schwestern schaffen Abhilfe. Im Mai könnten Bagger rollen.

Geeignete Gewerbeflächen für kleine Handwerksbetriebe sind Mangelware. Das musste auch Nicole Lüders feststellen, als ihr Mann Arne, ein selbstständiger Maler, eine Heimat für sein Geschäft suchte. „Große Hallen gibt es genug, aber bei kleinen sieht es schlecht aus“, sagt Lüders, die mit ihrer Schwester Stefanie Zillmann bis 2016 das Skoda-Autohaus an der Geesthachter Straße betrieb.

Die Lüders stießen in ihrem Wohnort Wedel auf die dortigen Handwerkerhöfe. Und schon war die Idee geboren, so etwas auch in Geesthacht auf die Beine zu stellen. Denn, so Stefanie Zillmann: „Auch in Geesthacht ist es nicht das Problem, ein Büro zu mieten. Aber in Kombination mit einer Halle ist es schwer.“

Bauantrag für Handwerkerhof im Geesthachter Gewerbegebiet gestellt

Im neuen Gewerbegebiet Nord II an der Leibnitzstraße fanden die Schwestern schließlich ein geeignetes Grundstück. Und weil auch die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Lauenburg (WFL) als Vermarkter des Gewerbegebiets sowie die städtische Verwaltung davon angetan waren, wurde das Vorhaben konkret. Kurz vor Weihnachten ging der Bauantrag raus und schon im Mai könnten im „Handwerks-Quartier Zillmann“, kurz HQZ, die Bagger rollen.

„Wir wollen mit dem HQZ versuchen, Firmen in Geesthacht zu halten, die sonst vielleicht abwandern würden. Am liebsten wäre uns, wenn bei uns ein bunter Betriebe-Mix aus Logistik, Handel, Dienstleistung und Handwerk einzieht“, sagt Stefanie Zillmann. Schon im März 2022 könnten die ersten Firmen einziehen. Wie deren neue Heimat aussehen soll, können die Betriebe derzeit noch flexibel nach ihren Wünschen mitgestalten.

Zehn bis 14 Geschäftseinheiten sowie Büros geplant

Klar ist, dass die Halle auf dem gut 4000 Quadratmeter großen Grundstück eine Grundfläche von 49 mal 29 Meter bekommt und 7,5 Meter hoch wird. Das Gebäude, das die Firma Bartram Bau-Systeme aus Hohenwestedt errichtet, soll Platz für circa zehn bis 14 Geschäftseinheiten bieten, deren Größe zwischen 84 und 350 Quadratmetern variiert. Jeder Betrieb wird mit eigenem Rolltor, einem separaten Eingang, Parkplätzen, Sanitärbereich, kleiner Teeküche und wahlweise auch einem Büro ausgestattet. Vorgesehen ist zudem, eine Fläche mit großen Schaufenstern auszustatten, für eine Firma, die einen Ausstellungsraum benötigt.

Im ersten Obergeschoss gibt es weiteren Platz für Büros. Zudem können sich Stefanie Zillmann und Nicole Lüders vorstellen, dort auch einen sogenannten Co-Working-Space unterzubringen. Das sind tage- oder wochenweise zu mietende Büroflächen. „Dafür suchen wir aber noch einen Betreiber“, sagt Nicole Lüders.

Solaranlage auf dem Dach, Elektro-Tankstelle vor dem Haus

Auch an die Umwelt haben die Schwestern gedacht. Durch die Stahlbetonbauweise im Sockel und die Kunststoffkonstruktion im oberen Bereich hat das Gebäude eine gute Wärmedämmung. Auf das Hallendach kommt eine Solaranlage, sodass die Firmen selbst erzeugten Strom nutzen können. Auf dem Grundstück soll auch eine Elektro-Tankstelle stehen.

Weitere Informationen für mögliche Interessenten sollen demnächst auf der Homepage „handwerks-quartier.de“ zu finden sein. Noch befindet sich diese Seite allerdings im Aufbau.

Altengammer Unternehmer blick neidisch nach Geesthacht

Etwas neidisch blickt der Altengammer Unternehmer Christian Hamburg („Ewald Hamburg“) nach Geesthacht. Er kämpft bereits seit Jahren für die Errichtung der Handwerkerhöfe an der Autobahn Ausfahrt Curslack. „In Hamburg gibt es bezahlbare Gewerbeflächen nur noch in Harburg und Bergedorf“, sagt Christian Hamburg. Und nun bald auch in unmittelbarer Nachbarschaft in Geesthacht.

Bei Christian Hamburgs Projekt steckt derzeit der Teufel im Detail, etwa dem zulässigen Grad der Dachschrägen. „Es geht um Feinheiten bei der Aufstellung des B-Plans“, sagt der Unternehmer. „Hier wird ein sehr hoher Maßstab angesetzt, der über den eines normalen Gewerbegebiets hinausgeht.“

HQZ könnte Hamburger Plänen Konkurrenz machen

Dass die fünf Betriebe, die in Curslack einziehen wollen, jetzt abspringen, glaubt er zwar nicht. Dennoch könnte das Handwerks-Quartier Zillmann auch für manchen Hamburger Handwerker interessant werden. So oder so: „Ich denke, die Zillmanns werden absoluten Erfolg haben“, ist Christian Hamburg überzeugt.