Lauenburg. 235 Kinder sind für den Ganztagsbetrieb an der Lauenburger Schule gemeldet. Immer mehr nutzen die Ferienbetreuung. Politik muss handeln.
Das Mittagessen hat geschmeckt, die Hausaufgaben sind erledigt und dann war auch noch Zeit, Fußball zu spielen, zu kochen oder zu basteln – so wünschen sich vor allem berufstätige Eltern den idealen Nachmittag für ihre Sprösslinge. Ganztagsschulen sind ein Versprechen für eine verlässliche Betreuung der Kinder nach dem regulären Unterricht. Ab 2026 gibt es für die dann eingeschulten Grundschüler sogar einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung.
Die Ansprüche sind hoch, die Bedingungen dafür nicht immer gegeben. In der Lauenburger Weingartenschule nutzen derzeit 235 Kinder den offenen Ganztagsbetrieb. 20 Teilzeitkräfte kümmern sich um die Sechs- bis Zehnjährigen, von denen die meisten nach dem Unterricht meist nur eines wollen: toben und spielen, aber auf keinen Fall leise sein.
Ganztagsschule: Es fehlt Geld für die Betreuung an der Weingartenschule
Da immer mehr Kinder auch die Ferienbetreuung in der Schule nutzen, wird es personell eng. Der Ausschuss für Bildung, Soziales und Kultur entscheidet in der nächsten Sitzung über einen Antrag, die Personalstunden für die Betreuungskräfte aufzustocken. Geben die Politiker grünes Licht, würde das mit rund 72.000 Euro jährlich zu Buche schlagen.
Es ist mittags, und die Mensa füllt sich langsam. Der Duft von Pfannkuchen mit Apfelmus liegt in der Luft. „Die Hauskinder sind schon zu Hause. Auch meine beste Freundin“, sagt Melissa. Traurig klingt das nicht. Schließlich sieht man sich ja morgen wieder. Die Pfannkuchen sind jetzt erst mal wichtiger.
Kinder räumen ihr Geschirr und die Essensreste eigenständig ab
„Die schmecken wie bei Oma“, schwärmt die Neunjährige. Das Essen wird in der Küche der Albinus-Gemeinschaftsschule gekocht. Die Kinder bedienen sich selbst und räumen anschließend ihr Geschirr und die Essensreste eigenständig ab. Das gehört zum pädagogischen Konzept des Ganztagsbetriebes der Schule: Die Kinder sollen altersgerecht Verantwortung für sich übernehmen
An allen Unterrichtstagen können die Kinder innerhalb der Zeiträume 7 bis 8.45 Uhr und 11.30 Uhr bis 17 Uhr den Ganztagsbereich nutzen. Für die Betreuung an fünf Tagen zahlen Eltern 70 Euro pro Woche. Zum Vergleich: In Schwarzenbek, Wentorf und Geesthacht liegen die Kosten zwischen 110 und 120 Euro.
„Viele Kinder bringen einen Rucksack voller Probleme mit“
Jeder Jahrgang hat einen eigenen Gruppenraum. Eine abgeschlossene pädagogische Ausbildung hat keiner der Betreuer. „Allerdings geben wir Bewerbern Zeit, uns und die Kinder kennenzulernen, bevor sie sich entscheiden. Und auch wir schauen, ob diejenige oder derjenige zu uns passt“, sagt Gudrun Müller, Leiterin der Offenen Ganztagsschule. Darüber hinaus biete der Kreis Herzogtum Lauenburg für Quereinsteiger regelmäßige Schulungen an.
„Allerdings muss man sagen, dass die Anforderungen an die Mitarbeiter im Ganztagsbereich immer höher werden. Viele Kinder bringen von zu Hause einen Rucksack voller Probleme mit“, sagt Stadtjugendpflegerin Bianka Nagel. Noch immer wirke sich die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen aus.
Auch viele der jüngeren Schulkinder zeigen Auffälligkeiten im Sozialverhalten. „Einige sind sehr still, andere überschreiten oft Grenzen“, weiß auch die zuständige Amtsleiterin Friederike Betge.
Gudrun Müller ist froh, dass neben dem Team der Betreuungskräfte am Nachmittag auch Schulsozialarbeiterin Ewelina Oszimian den Ganztagsbetrieb begleitet. „Manchmal bildet sich sogar eine Schlange vor ihrem Büro. Die Kinder wissen, dass sie in ihr eine Ansprechpartnerin für ihre kleinen und großen Sorgen haben“, erzählt sie. Aber auch wenn jemand aus dem Betreuerteam gelegentlich an seine Grenzen gestoßen ist, hat sie ein offenes Ohr.
Schulsozialarbeiterin: Offenes Ohr für Kinder und Betreuer
Fördern, statt nur beaufsichtigen, jeder im Team möchte diesem Anspruch im Umgang mit den Kindern gerecht werden, versichert Gudrun Müller. Dieses Bemühen stoße aber an Grenzen. „Für die Kinder der Klassenstufe 2 ist eine Mitarbeiterin für die Hausaufgabenbetreuung zuständig. Das bedeutet, dass sie ihre Aufmerksamkeit auf mindestens 20 Kinder legen muss.“
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„Um wirklich jedem Kind gerecht zu werden, ist es dingend erforderlich, dass eine weitere Mitarbeiterin ein Auge auf die Kinder hat“, sagt sie. Auch das ist dem Personalmangel geschuldet: Egal wie schön das Wetter ist, zwischen 15 und 16 Uhr müssen sich die Kinder in den Gruppenräumen aufhalten, weil es auf dem Schulhof keine Aufsicht gibt.
Wegen Personalmangel: Kinder kommen nicht an die frische Luft
Gudrun Müller hofft, dass die Politik dem Antrag auf Personalaufstockung stattgibt und damit auch die notwendige Kostenübernahme beschließt. Da auch die Ferienbetreuung immer mehr Bedeutung gewinnt, spitzt sich die Situation noch zu. Die Sitzung des Ausschusses für Bildung, Soziales und Kultur am Dienstag, 9. Juli, beginnt um 19 Uhr im Haus der Begegnung, Fürstengarten 29.