Geesthacht. Kostenexplosion für Ausbau der ungenutzten Tiefgarage unter der Sporthalle Berliner Straße. Die CDU bringt eine neue Idee ins Spiel.

Eine Radstation wie Bergedorf sie seit 2012 hat, das wollte Geesthacht auch. Im Juni 2022 hatte der städtische Bauausschuss den Ausbau der ehemaligen Tiefgarage der Sporthalle Berliner Straße zu einer Radstation mit Werkstatt beschlossen. Nach den Vorplanungen steht fest, dass sich die Kosten gegenüber einer vorgelegten Machbarkeitsstudie etwa vervierfacht haben. Für das Projekt könnte dies das Aus bedeuten.

„Das muss ich erstmal verdauen“, sagte Rüdiger Tonn (FDP), von dessen Partei der Vorschlag ursprünglich gekommen war, als er von Geesthachts Hochbauleiter Johannes Grandt die neuen Zahlen gehört hatte. Anstatt 335.000 Euro, die im Geesthachter Haushalt 2024 für Planung und Investition für die Radstation zur Verfügung stehen, wird nun mit einer Summe in Höhe von 1,3 Millionen Euro kalkuliert. „Das ist ein ordentlicher Schluck aus der Pulle“, fand auch Björn Reuter (CDU).

Verkehr: Projekt Radstation in Geesthacht vor dem Aus

Die Vorplanungen für die Unterbringung von etwa 120 Fahrrädern hatten ergeben, dass ein zweiter Fluchtweg fehlt, die WCs nicht barrierearm sind und die Ausgestaltung der Werkstatt umfassender ausfallen müsste. Dies allein wären zusätzliche knapp 450.000 Euro.

Dazu kommen für gestalterische Maßnahmen wie die Wegeführung (200.000 Euro) und die Sanierung des vorhandenen Betons, Estrichs und der Rampen (115.000 Euro). Weitere knapp 200.000 Euro fallen an wegen gestiegener Nebenkosten oder Preissteigerungen. „Die Sanierung des Estrichs müssen wir so oder so machen“, gab Johannes Grandt zu bedenken.

In der alten Tiefgarage unter der Sporthalle Berliner Straße, so die Idee, könnte eine Radstation für 120 Räder entstehen.
In der alten Tiefgarage unter der Sporthalle Berliner Straße, so die Idee, könnte eine Radstation für 120 Räder entstehen. © Dirk Schulz | Dirk Schulz

Doch wie – die Verwaltung hatte einige Einsparpotenziale aufgezeigt – oder ob es überhaupt weitergeht, ist in der Schwebe. Die eingeworbenen Fördermittel in Höhe von rund 250.000 Euro müssen bereits in 2024 abgegriffen werden, damit die Zusage nicht verfällt. Der Bauausschuss muss also eine Entscheidung treffen.

CDU hat schon eine neue Idee zur Föderung des ÖPNV

Der SPD reicht das vorgelegte (Zahlen-)Material nicht. Sie hätte gerne noch Angaben zum Betriebskonzept und über laufende Kosten. Aber, so die Fraktionsvorsitzende Petra Burmeister: „Selbst wenn wir noch mehr Zuschüsse bekommen sollten, ist das ein Haufen Geld.“

So könnte die Radstation aussehen: Pläne der Geesthachter Verwaltung. Links ist die Rampeneinfahrt in die Tiefgarage.
So könnte die Radstation aussehen: Pläne der Geesthachter Verwaltung. Links ist die Rampeneinfahrt in die Tiefgarage. © Stadt Geesthacht | Stadt Geesthacht

Die CDU hat sich deshalb festgelegt: „Wir wollen das Projekt nicht weiterverfolgen und einstampfen“, sagt Björn Reuter und führt aus: „Es ist da sowieso an der falschen Stelle. Denn nicht alle, die den ÖPNV nutzen, fahren zuerst zum ZOB. Auch wer in der Fußgängerzone einkauft, stellt sein Rad dort nicht ab.“

Vor der Halle Berliner Straße gibt es bereits zwölf abschließbare Fahrradgaragen.
Vor der Halle Berliner Straße gibt es bereits zwölf abschließbare Fahrradgaragen. © Dirk Schulz | Dirk Schulz

Die Christdemokraten schlagen stattdessen vor, weitere abschließbare Fahrradboxen im Stadtgebiet aufzustellen. „Die Menschen steigen ja nicht nur am ZOB in den Bus, sondern auch in Düneberg oder in der Oberstadt“, so Reuter. Zwölf Boxen stehen bereits vor der Sporthalle Berliner Straße nur wenige Meter von der Abfahrt der Busse am ZOB. Und diese werden gut genutzt, wie eine Anfrage an die Verwaltung ergab.

Auch interessant

Von den zwölf Fahrradboxen – sechs ebenerdige mit einer Lademöglichkeit für E-Bikes, sechs darüberliegend – sind neun dauerhaft belegt, vorwiegend von Pendlern. „Diese mieten meist für die Dauer von mehreren Monaten bis zu einem Jahr. Die übrigen drei Boxen werden derzeit tage- und wochenweise gemietet“, teilt Sprecherin Wiebke Jürgensen mit. Wer eine Box mieten möchte (https://bikeparkbox.de) zahlt entweder 2,50 Euro am Tag, 7,98 Euro in der Woche, 15 Euro pro Monat oder 98,55 Euro im Jahr.