Geesthacht. Nachdem zwei Strecken verworfen wurden, wird nun eine an der B5 diskutiert. Unklar ist aber, wer dafür zuständig ist.

Es soll der große Wurf werden: Mit dem Konzept „Radrouten Plus“ sollen Menschen aus dem Hamburger Umland motiviert werden, künftig das Auto stehenzulassen und stattdessen mit dem Rad von A nach B zu fahren. Das Radwege-Projekt für die Metropolregion Hamburg wurde von Anjes Tjarks, Verkehrssenator der Hansestadt, und dessen schleswig-holsteinischem Amtskollegen, Claus Ruhe Madsen, in Hamburg vorgestellt.

Unstimmigkeiten gibt es jedoch weiterhin über den Verlauf durch den Kreis Herzogtum Lauenburg. Mehrere Varianten einer Trassenführung wurden bereits verworfen – jetzt bleibt nur noch eine übrig.

Radschnellweg Geesthacht-Hamburg: Route an der B5 in der Diskussion

Dass es einen Schnellradweg zwischen Geesthacht und Hamburg geben soll, ist eigentlich seit vielen Jahren klar. Seitdem wurden verschiedene Varianten im Detail geprüft. Zwei davon sind allerdings schon längst wieder vom Tisch: Einen Radschnellweg entlang der Bahntrasse wird es voraussichtlich nicht geben.

Sowohl in Escheburg als auch in Börnsen äußerten Amtsträger in der Vergangenheit Vorbehalte: Da dort auch Reiter sowie Fußgänger unterwegs seien, könnten Radfahrer, die auch noch in verschiedenen Geschwindigkeiten unterwegs sind, für Chaos sorgen. Favorisiert wird diese Variante allerdings von den Planern.

Mögliche Bahn-Reaktivierung schließt Option aus

Außerdem steht zur Debatte, ob die Bahnstrecke Hamburg - Geesthacht reaktiviert wird. Aktuell wird diese nur von Güterzügen sowie der Museumsbahn „Karoline“ genutzt. Eine Nutzung des Grunds, auf dem die Schienen selbst liegen, wird also auch in Zukunft nicht möglich sein. In Städten wie Kiel wurde nach dem Rückbau von Schienen der eigentliche Bahndamm genutzt, um dort Radschnellwege zu errichten.

Künftige Radschnellwege aus und nach Hamburg: Richtung Norderstedt, Pinneberg, Lüneburg, Ahrensburg, Tostedt und Stade (Karte).
Künftige Radschnellwege aus und nach Hamburg: Richtung Norderstedt, Pinneberg, Lüneburg, Ahrensburg, Tostedt und Stade (Karte). © Metropolregion Hamburg | HA

Wiederum vom Kreistag abgelehnt wurde eine Streckenvariante, die in großen Teilen parallel zur A25 laufen soll. Zum einen bemängelte Annette Platz vom Fachdienst Umwelt im Geesthachter Rathaus, dass es an der Strecke sehr dunkel sei und diese besonders für Frauen gefährlich sein könnte. Zum anderen liegt zwischen den beiden Gemeinden Escheburg und Börnsen sowie der Autobahn viel Strecke. Radler aus den beiden Ortschaften müssten dann erst Richtung Süden zum Schnellradweg gelangen, ehe sie wieder gen Nordosten nach Bergedorf fahren.

Land Schleswig-Holstein muss Go geben

Bleibt nur noch die Variante entlang der ehemaligen B5, die durch Escheburg und Börnsen fließt. In einem Schreiben an die Kreisverwaltung hatte die Stadt Geesthacht darum gebeten, diese Streckenführung genauer unter die Lupe zu nehmen. So geschehen: Wie Kreissprecher Tobias Frohnert erklärt, müssen Kreis und Land allerdings zunächst in Gespräche gehen.

„Da es sich bei der B5 um eine Landesstraße handelt, müssen wir beim Land erst einmal erfragen, ob ein Bau dort möglich ist“, so Frohnert. Erst dann werde man in konkrete Gespräche mit den Gemeinden gehen. Sollte das Land dem Projekt zustimmen, könne man vielleicht auch über eine finanzielle Förderung sprechen.

Finanzierung muss geklärt werden

Die Frage der Finanzierung hatte zuvor schon für Unstimmigkeiten gesorgt. Für die an der Bahntrasse entlangführende Variante hätte es Fördergelder vom Bund geben können. Ob dies auch für die letzte verbliebene Variante an der ehemaligen B5 möglich ist, ist noch unklar.

Escheburg und Börnsen hatten bereits verlautbart, dass sie nicht imstande seien, Geld in das Projekt zu pumpen. So würde es an der Stadt Geesthacht und am Kreis liegen, die nötigen Finanzmittel für den Bau aufzubringen. Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen erklärte in Hamburg, dass pro Streckenkilometer die Daumenregel von einem Investitionsvolumen von zwei bis zweieinhalb Millionen Euro gelte.

Gemeinden über Pläne verwundert

Dass offenbar neue Bewegung in die Sache kommt, wundert Escheburgs Bürgermeisterin Olga Heidebrecht. „Ich habe seit dem letzten Gespräch nichts mehr gehört“, sagt sie. Zuletzt wurde der Bau gemeinsam im Ausschuss für Mobilität und Regionalentwicklung des Kreises im November thematisiert.

Generell sei jedoch zu prüfen, inwieweit Straße und möglicher Fahrradweg zu einer Verbreiterung der genutzten Fläche führen würden. Da Grundstücke an der Strecke liegen, könnte das Konflikte hervorrufen. „Wenn Bewegung in die Sache kommt, würde ich eine außerordentliche Gemeindevertretung einberufen“, sagt Heidebrecht. „Wir müssen uns einig sein. Als Bürgermeisterin kann ich da nicht alleine etwas zu sagen.“

Schnellweg entlang der B5 gut erreichbar

„Grundsätzlich sehe ich das positiv“, sagt Börnsens Bürgermeisterin Monique Hoops. Dass die Variante an der ehemalige B5 nun geprüft wird, sei ihr aber auch neu. Wie Hoops berichtet, habe die Börnsener Gemeindevertretung die Variante parallel zur Autobahn befürwortet.

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Für einen Schnellradweg an der B5 würde jedoch sprechen, dass dieser aus Börnsen gut zu erreichen wäre. Allerdings verweist auch sie darauf, dass es für ein umfassendes Meinungsbild erst Rücksprache mit der Gemeindevertretung bräuchte.

B5 ist inzwischen die K80

Verwunderlich ist indes, dass bei einem möglichen Ausbau das Land Schleswig-Holstein in die Planung mit einbezogen werden soll. Bereits im Jahr 2005 wurde die damalige B5 zurückgestuft und wird seitdem als K80 geführt. Diese verläuft zwischen der Hamburgischen Landesgrenze und endet in Escheburg an der Einmündung zum Stubbenberg. 

Erfahrungen aus den Niederlanden, einem Vorreiter in Sachen Radschnellwege, besagen, dass fünf bis 15 Prozent der Autofahrer umsteigen. Radschnellwege leisten also einen Beitrag zur Verkehrswende. Dem Projekt Radrouten Plus messen die Initiatoren einen besonderen Kosten-Nutzen-Faktor zu, der für eine Bundesförderung wichtig ist.