Lauenburg. Auf den ersten Blick hat sich der Lauenburger Reeder in das außer Dienst gestellte Behördenschiff verliebt – und hat es umbenannt.
Mit Tankschiffen kennt sich Markus Reich aus. Mittlerweile fahren neun dieser Schiffe unter der Fahne des letzten Reeders von Lauenburg. Auch Traditionsschiffe sind ihm vertraut. Seit 2013 ist er Kapitän des historischen Raddampfers „Kaiser Wilhelm“. Jetzt hat er ein weiteres Wasserfahrzeug unter seine Fittiche genommen. Seit Kurzem gehört ihm ein außer Dienst gestelltes Schiff der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes.
Ersteigert hat er es so, wie andere eine gebrauchte Kamera oder ein altes Fahrrad. „Ich habe das Schiff auf einer Onlineplattform für ausrangierte Fahrzeuge des Bundes gesehen und dachte, ich biete einfach mal mit“, erzählt er. Niemals hätte er gedacht, dass er zu dem von ihm gebotenen Preis der neue Besitzer der B.S. „Duisburg“ werden würde. „Ich habe mein Gebot noch einmal um ein paar Euro nachgebessert. Kurz darauf hatte ich den Zuschlag“, erzählt er. Wie viel genau er hinblättern musste, bleibt sein Geheimnis. Der Versicherungswert sei aber um ein Vielfaches höher, verrät er dann doch.
Bundesrechnungshof bemängelte Unwirtschaftlichkeit des Schiffes
Das neue Schiff in der Flotte von Markus Reich ist ein sogenanntes Bereisungsschiff. Bei der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes haben Bereisungsschiffe die Aufgabe, Personal zu den Wasserbauwerken und Anlagen an den Bundeswasserstraßen zu fahren. Auch für dienstliche Besprechungen und Veranstaltungen an Bord sind sie vorgesehen.
2010 gab es eine Anordnung des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr, solche Schiffe nur noch äußerst zurückhaltend einzusetzen. Der Bundesrechnungshof hatte die Wirtschaftlichkeit bezweifelt. Und so kam es, dass die BS „Duisburg“ zu Beginn dieses Jahres unter den Hammer kam.
Gebaut 1936 – Technik auf dem neusten Stand
Genaugenommen ist es ein Oldtimer-Schiff, das Markus Reich ersteigert hat. Gebaut wurde es 1936 und ist seitdem immer gefahren. „Ich hatte ja nur Bilder gesehen. Als ich das erste Mal an Bord ging, war ich überrascht, wie gut der Zustand des Schiffes ist“, sagt Reich. Zwar ist die Innenausstattung weitgehend im Originalzustand, aber 2014 ist das Schiff generalüberholt worden. „Die Technik ist auf dem neusten Stand“, freut sich der neue Besitzer.
Mittlerweile liegt das Schiff an der Hitzler-Werft. Die Schiffsuntersuchungskommission hat es inzwischen auf Herz und Nieren geprüft und grünes Licht gegeben. In den Schiffspapieren steht jetzt der Name BS „Lauenburg“. Und auch am Rumpf hat Markus Reich den neuen Schriftzug schon anbringen lassen.
Geschenk zur ersten Schiffstaufe soll Glück bringen
Eine Einschränkung für den Einsatz des neuen Schiffes gibt es allerdings: Es bleibt ein Bereisungsschiff. Das bedeutet: Anders als der Raddampfer „Kaiser Wilhelm“ ist die BS „Lauenburg“ kein Fahrgastschiff. „Ich kann Charterfahrten anbieten oder für Tagungszwecke vermieten“, sagt Reich. Dafür ist es bestens ausgestattet.
Ein bisschen abergläubisch ist wohl jeder Kapitän. Zur Taufe seines ersten Tankschiffes hat er eine antik anmutende Uhr geschenkt bekommen. „Die hat mir immer Glück gebracht“, sagt er. Gleich am ersten Tag, an dem die BS „Lauenburg“ in seinem Besitz war, hat er sie in der Kombüse angebracht.
Tagungsraum mit allen technischen Raffinessen
Es gibt einen Tagungsraum mit Beamer und anderen technischen Voraussetzungen. Bei schönem Wetter gibt es die Möglichkeit, sich an Deck zu Besprechungen zusammenzufinden – Rundfahrt auf der Elbe inbegriffen. Bewirtet werden die Gäste aus der bordeigenen Küche.
Ihre Feuertaufe hat die BS „Lauenburg“ in ihrer neuen Heimat schon bestanden: Die große Lenkungsgruppe Hochwasserschutz mit Vertretern des Landes hat in der vergangenen Woche auf dem Schiff getagt. „Vielleicht habe ich dazu beigetragen, dass es in Sachen Hochwasserschutz endlich vorangeht“, sagt Reich augenzwinkernd.
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Endlich wieder ein Schiff namens „Lauenburg“ in der Schifferstadt
Bis zu 50 Fahrgäste kann er zu Charterfahrten an Bord nehmen. Fahren wird er das Schiff immer selbst. Nach den Vorschriften muss allerdings immer noch ein Matrose mit an Bord sein. „Schon aus Zeitgründen kann ich derzeit keine regelmäßigen Fahrten anbieten“, sagt Reich.. Aber dass in seiner Heimatstadt jetzt wieder ein Schiff namens „Lauenburg“ liegt, sei derzeit das Wichtigste für ihn. Der „Herzog von Lauenburg“ hat vor zwei Jahren seinen Fahrgastbetrieb eingestellt.
Ein ausgeklügeltes Konzept zur Nutzung seines neuen, alten Schiffes hat der Kapitän noch nicht in der Tasche. Fast liebevoll streicht er über die Anzeigen, Tasten und Knöpfe im Steuerhaus. Er strahlt wie ein kleiner Junge, der sich über ein neues Lieblingsspielzeug freut. „Ich werde bald 66. Wenn ich mich irgendwann zur Ruhe setze, wird das mein neues Projekt“, hat er sich vorgenommen.