Lauenburg. Freundliche Worte, viel Applaus. Warum es bei der konstituierenden Stadtvertretersitzung in Lauenburg dann doch noch spannend wurde.
Die Tagesordnung ließ eine Mammutsitzung vermuten, doch die meisten der 37 Punkte waren schnell abgearbeitet. Bevor es dann an die Besetzung der Ausschüsse ging, gab es eine Premiere in Lauenburg: Elif Karagöz war von der CDU als erste Stadtpräsidentin vorgeschlagen worden. Da die Christdemokraten bei der Gemeindewahl am 14. Mai 40 Prozent aller Stimmen auf sich vereinen konnten, hatten sie das Vorschlagsrecht. Gegenvorschläge der anderen Fraktionen gab es nicht.
Die zweite Vorsitzende der türkisch-islamischen Gemeinde wurde von der neuen Lauenburger Stadtvertretung einstimmig gewählt. Damit ist die 36-jährige Rechtsanwältin die erste Frau im höchsten Amt der Stadt. „Ich bin ziemlich aufgeregt“, gab Elif Karagöz nach ihrer Ernennung zu. Aber sie meisterte die Leitung der konstituierenden Sitzung souverän, charmant und immer mal wieder mit einer Prise Humor. Die etwa 70 Besucher auf den Zuschauerplätzen quittierten das zwischendurch mit Applaus – auch eine Premiere in Lauenburg.
Stadtpräsidentin Elif Karagöz: Lauenburg hat erstmals eine Frau im höchsten Amt
Da die Direktkandidaten der CDU in elf von zwölf Wahlbezirken gewonnen hatten, gibt es jetzt in der Lauenburger Stadtvertretung 27 statt bisher 23 Sitze. Die CDU stellt mit elf Mitgliedern die stärkste Fraktion, die SPD folgt mit sieben Sitzen. Die Grünen und die beiden Wählergemeinschaften LWG und UL besetzen jeweils drei Sitze. Dieses neue Kräfteverhältnis veranlasste die CDU zu einem Antrag: Künftig sollen die Fachausschüsse mit elf statt bisher mit neun Mitgliedern besetzt werden.
Ganz ohne Diskussionen winkten die Stadtvertreter diesen Vorschlag nicht durch. Thorsten Pollfuß, Fraktionsvorsitzender der Grünen, verwies darauf, dass die CDU in den Ausschüssen dann überdimensional vertreten sei – zum Nachteil der kleinen Fraktionen. Pollfuß hatte ausgerechnet, dass die Sitzungsgelder mit 2500 Euro jährlich mehr im Haushalt zu Buche schlagen würden. Letztendlich signalisierte er aber, dass die Grünen dem CDU-Antrag folgen würden.
Anders die Lauenburger Wählergemeinschaft (LWG). Fraktionschef Niclas Fischer berief sich auf die Gemeindeordnung und nannte die bisherige Zahl von neun Mitgliedern als angemessen. Auch er monierte, dass die kleinen Fraktionen ansonsten benachteiligt seien. Mit diesen Argumenten konnte er sich aber nicht durchsetzen. Die fünf Fachausschüsse sind künftig mit elf Mitgliedern besetzt.
Das Los muss über Zugriffsrecht entscheiden
Bei der Wahl der Vorsitzenden der Fachausschüsse machte sich dann wieder der haushohe Sieg der CDU bei der Wahl bemerkbar. Für den Hauptausschuss durften die Christdemokraten den Vorsitzenden benennen. Sie schickten Christoph Hase ins Rennen. Die SPD als zweitstärkste Fraktion hatte das Zugriffsrecht auf den Bau- und Planungsausschuss und entschied sich für Martin Scharnweber. Dann war wieder die CDU am Zug und benannte Tim Bienwald als Vorsitzenden des Ausschusses für Bürgerangelegenheiten. Blieben noch die Ausschüsse für Wirtschaft, Rettungswesen,Tourismus und Kultur sowie für Umwelt, Energiewende und Digitalisierung.
Zwei Ausschüsse und drei Fraktionen, die jeweils auf den Vorsitz Anspruch hätten. Die Grünen und die beiden Wählergemeinschaften brachten ihre Vorschläge ins Spiel. „Dann muss das Los entscheiden“, stellte Bürgermeister Thorben Brackmann fest. Auch das hatte es in Lauenburg noch nie gegeben. Und so kam es, dass Elif Karagöz an dem Abend nicht nur Premiere als erste Stadtpräsidentin feierte, sondern auch als „Glücksfee“. Sie griff in den improvisierten Lostopf – und zog die UL und die Grünen. Die LWG stellt somit keinen Vorsitz in den Fachausschüssen.
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Von 27 Stadtvertretern sind nur 9 Frauen
Was beim Blick auf die neue Stadtvertretung auffällt: Es sind viele neue und auch junge Gesichter dabei. Da die Parteien und Wählergemeinschaften bei ihrer Kandidatenaufstellung aber auch auf „alte Hasen“ gesetzt hatten, macht sich das beim Altersdurchschnitt nicht unbedingt bemerkbar. Mit durchschnittlich 46 Jahren hat die CDU die jüngsten Mitglieder. Der Altersdurchschnitt der SPD liegt bei knapp 50 Jahren. Die Grünen sind durchschnittlich 61 Jahre alt, die LWG 60 Jahre und die UL 53 Jahre.
Ein anderes Missverhältnis fällt wie auch in Schwarzenbek deutlich ins Auge: Unter den 27 Mitgliedern in der neuen Lauenburger Stadtvertretung sind nur neun Frauen.