Schleswig. Tourismusorganisation strebt Siegel des Radclubs an. Was dafür getan werden muss. Und was die Region für Radtouristen zu bieten hat.
Die Ostseefjord Schlei GmbH hat sich zum Ziel gesetzt, die gesamte Schleiregion vom AFDC (Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club) als Radreiseregion zu zertifizieren. Damit wäre sie die erste Radreiseregion in Schleswig-Holstein. Derzeit laufen die Vorbereitungen für die Zertifizierung, im Jahr 2026 soll dann die Prüfung für das begehrte Siegel vorgenommen werden.
„Unser touristisches Konzept sieht seit Längerem vor, die Region für Radreisende interessanter zu machen“, sagt Keke Vangerow. Sie ist bei der Tourismusorganisation zuständig für das Projekt Radreiseregion. „Außerdem passt es wunderbar zu unserem Motto des nachhaltigen Tourismus.“
Ostsee: Schleiregion will mit Zertifizierung des ADFC Radfahrer anlocken
Keke Vangerow berichtet, wie es zu dem Projekt gekommen ist. „Das Wirtschaftsministerium des Landes hat im vergangenen Jahr einen Wettbewerb ausgeschrieben, bei dem sich Regionen für eine Förderung zur Radreiseregion-Zertifizierung bewerben konnten“, sagt sie. 200.000 Euro sollten die jeweils zwei Sieger des Wettbewerbs erhalten, um die Zertifizierung beim ADFC finanzieren zu können.
Die Ostseefjord Schlei bewarb sich und konnte sich am Ende gemeinsam mit dem Herzogtum Lauenburg gegen die Mitbewerber durchsetzen. „Seitdem haben wir auch die finanziellen Möglichkeiten, das Projekt anzustoßen.“ Allerdings, das Geld dürfe nicht in Radwege gesteckt werden, „sondern einzig in nicht investive Maßnahmen“. Das heißt, beispielsweise in Gehälter für Menschen wie sie, die sich um die Zertifizierung kümmern. Oder in die Erstellung von Konzepten zum Thema Radreisen.
Drei Kriterien muss die Schleiregion bis 2026 für Radreisende erfüllen
Seit April arbeitet Keke Vangerow nun ausschließlich an dem Thema. Noch diese Woche wird sie an einem speziellen Workshop des ADFC teilnehmen. „Mit der Teilnahme erhalte ich die Erlaubnis, im Jahr 2026 alle unsere Themenradrouten selbst abzufahren und zu kontrollieren“, so die junge Frau. Der ADFC selbst würde dann nur noch Stichproben vornehmen.
Drei wichtige Kriterien muss die Schleiregion bis 2026 erfüllen. Das sind zum einen Themenrouten für die Radfahrer, die gut ausgeschildert und ausgebaut sein müssen. 17 solcher Routen gibt es an der Schlei bereits, eine weitere ist für das kommende Jahr in Planung. Dazu kommt eine gewisse Anzahl von Unterkünften, die sich speziell auf Gäste mit Rädern eingestellt haben, sogenannte Bed+Bike-Unterkünfte. „Wir gehen gerade mit den Anbietern von Unterkünften in den Austausch, damit noch mehr von ihnen sich auf Radfahrer einstellen.“
Die Ostseefjord Schlei hat sich zwei weitere Schwerpunkte für Radfahrer gesetzt
Die dritte Vorgabe richtet sich an Orte in der Region. Auch sie müssen Radtouristen mehr bieten. „An den Orten müssen Tourismusinformationen sein und ausgewiesene Werkstätten, die Radfahrern helfen können“, so Keke Vangerow. Derzeit gebe es Gespräche mit den Bürgermeistern, um alle Beteiligten um Mithilfe bei der Zertifizierung zu bitten. Außerdem soll eine enge Zusammenarbeit mit Radverleihern und den Radsportvereinen angestrebt werden, um ein großes Netzwerk für die Radtouristen zu schaffen.
Die Ostseefjord Schlei GmbH hat sich zusätzlich zwei weitere eigene Schwerpunkte gesetzt, die bis 2026 umgesetzt werden sollen. „Wir wollen speziell für Rennradfahrer Anreize bieten“, sagt Keke Vangerow. So sollen beispielsweise Unterkünfte darauf ausgerichtet sein, dass die Radreisenden ihre Räder mit aufs Zimmer nehmen können. „Denn das machen diese Menschen gern mit ihren wertvollen Rädern.“
Auch die Gastronomie soll in das Radreisekonzept mit eingebunden werden
Zudem soll die Gastronomie in der Region mit eingebunden werden. „Wir haben die Idee, dass Restaurants speziell gesunde Radfahrerfrühstücke anbieten könnten. Oder isotonische Getränke in ihre Karte aufnehmen.“ Die Ostseefjord Schlei GmbH plane derzeit, für die Gastronomen besondere Schulungen anzubieten.
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Der Geschäftsführer der Ostseefjord Schlei GmbH, Max Triphaus, ist von den Plänen für eine Zertifizierung überzeugt: „Die positive Resonanz und das Engagement der Unternehmen vor Ort zeigen, dass die Schleiregion als Radreiseregion auf dem richtigen Weg ist.“
Im Jahr 2026 sollen alle Kriterien für das Siegel des ADFC erfüllt sein
Bis die Schleiregion das begehrte Siegel allerdings verwenden kann, werden noch rund zwei Jahre vergehen. „Die Zeit brauchen wir aber auch“, sagt Keke Vangerow. „Es ist noch einiges zu tun.“