Boren. Die neue Brücke in Lindaunis kommt später. Die Konsequenzen für Bahnreisende und Autofahrer sind massiv. Warum die Brücke wichtig ist.

  • Neubau verzögert sich wegen neuer Richtlinien für Eisenbahnbrücken
  • Die Bahn kann keinen Termin nennen, wann die Brücke nun fertig werden wird
  • Bahnreisende müssen jetzt zu Fuß die Schlei überqueren, für Autofahrer gibt es gar keine Möglichkeiten

Der Neubau der historischen Schleibrücke in Lindaunis verzögert sich weiter. Grund sind unter anderem neue Richtlinien für Eisenbahnbrücken, die nun berücksichtigt werden müssen. Ursprünglich sollte die neue Brücke bereits im kommenden Jahr in Betrieb genommen werden, jetzt kann die Deutsche Bahn nicht einmal mehr ein Datum für die Fertigstellung nennen.

Wegen der geänderten Anforderungen müssen neue, aufwendige labortechnische Materialprüfungen gemacht werden, heißt es von der Bahn. Erst danach könnten die Ausschreibungen für die ausführenden Betriebe überarbeitet werden. „Wie angekündigt, werden wir die Ausschreibungen noch in diesem Sommer fertigstellen“, sagt eine Sprecherin der Bahn dem Abendblatt. Ausschreibung und Vergabe würden den Vorgaben des EU-Rechts folgen und könnten deshalb nicht verkürzt werden.

Ostsee: Ärger um Schleibrücke - Warum Reisende zu Fuß gehen müssen

Bis zum Jahresende soll dann ein Bauunternehmen für die Umsetzung des Neubaus gefunden werden. Erst dann könne auch ein richtiger Zeitplan für die Fertigstellung erarbeitet werden, so die Bahnsprecherin weiter. „Aktuell gehen wir davon aus, dass wir Anfang 2025 einen Zeitplan vorstellen können.“

Die alte Brücke ist wunderschön, aber marode. Deshalb muss sie ausgetauscht werden.
Die alte Brücke ist wunderschön, aber marode. Deshalb muss sie ausgetauscht werden. © Gerhard1302 - stock.adobe.com | stock.adobe.com

Die einzige gute Nachricht im Moment: „Die Unterkonstruktion der Brücke – also die Brückenpfeiler und das Widerlager – sowie der Hochbau des Betriebsgebäudes werden wie geplant dieses Jahr fertiggestellt.“

Die neue Brücke wird deutlich teurer als die ursprünglich geplanten 84 Millionen Euro

Wie es von der Bahn weiter heißt, würden sich mit der Verzögerung auch die Kosten für den Neubau erhöhen. Bisher waren 84 Millionen Euro veranschlagt worden. Damit werde man allein aufgrund der schwierigen Marktbedingungen, des Ukraine-Kriegs und damit verbundener Lieferengpässe nicht mehr auskommen.

Die Verzögerung der neuen Brücke ist in der Region ein großes Thema, die Klappbrücke in Lindaunis hat eine große Bedeutung. Schließlich gibt es nur wenige Möglichkeiten, die Schlei zu überqueren. Da ist zum einen die Brücke in Kappeln, die Fähre in Missunde – und eben die Brücke in Lindaunis. Auch die Fähre in Arnis fährt seit dem vergangenen Jahr nicht mehr.

Besonders ärgerlich: Mit dem Auto kann man in Lindaunis gar nicht über die Schlei

Die Bahn entschuldigt sich so auch für die weitere Verzögerung: „Wir bitten alle Betroffenen um Verständnis. Wir sind uns der Bedeutung der Brücke für die Region bewusst“, heißt es da. Alle Beteiligten würden nach wie vor intensiv daran arbeiten, schnellstmöglich den Neubau fertigzustellen.

Ungewöhnlicher Schienenersatzverkehr - zu Fuß
So sieht es derzeit an der Brücke Lindaunis aus. Fahrgäste müssen mit Gepäck und Koffern zu Fuß die Schlei überqueren. © picture alliance/dpa | Jonas Walzberg

Zudem habe man versucht, so lange, bis die neue Brücke steht, bestmögliche Übergangslösungen zu erarbeiten. „Mit der provisorischen Fußgängerbrücke haben wir für Fußgänger und Radfahrende eine Möglichkeit geschaffen, die Schlei zu überqueren“, so die Sprecherin. Schiffe könnten zu den Klappzeiten passieren. „Seit dieser Saison haben wir erweiterte Öffnungszeiten. Die Brücke wird zwischen 10.30 Uhr und 17.30 Uhr jede Stunde geöffnet.“ Nur für Autos gebe es keine Übergangslösung. „Autofahrer müssen die Fähre bei Missunde oder in Kappeln die Brücke nutzen, um die Schlei zu überqueren.“

Menschen, die mit der Bahn kommen, müssen aussteigen und zu Fuß über die Schlei laufen

Am schlimmsten trifft es allerdings die Menschen, die mit der Bahn in die Region kommen. Passagiere auf der Strecke von Kiel nach Flensburg müssen so an der Brücke aussteigen und die Schlei zu Fuß überqueren. Die Bahn verteidigt das Vorgehen: „Diese Lösung ist eine deutliche Zeitersparnis im Vergleich zum sonst üblichen Ersatzverkehr mit Bussen.“

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Dennoch wirft es die Schleiregion massiv zurück. Hier wird seit Jahren daran gearbeitet, dass die Touristen und Besucher auch ohne ein Auto bequem von Ort zu Ort kommen. Sogar ein neues ÖPNV-Modellprojekt mit Namen Smile24 wurde gerade erst in der Region gestartet. Hier gibt es jetzt ein einmaliges Angebot aus Schnellbussen, Leihrädern, Carsharing-Angeboten und Kleinbussen. Die stockende Bahnverbindung in den Norden hilft da nicht. Ganz im Gegenteil.

Die Brücke muss ersetzt werden, seit September 2020 laufen die Bauarbeiten schon

Seit September 2020 arbeitet die Bahn bereits an der Erneuerung der historischen Klappbrücke über die Schlei bei Lindaunis. Die Brücke, deren älteste Teile aus dem Jahr 1892 stammen, soll durch eine neue Klappbrücke ersetzt werden.